Ostern 2014 Märchenhaft Wie unsere Stadtmusikanten aussehen

Wesel · Hansestädtische Parallele: Wie in Bremen, so taugen auch in Wesel vier Tiere zu einer Solidargemeinschaft.

Ostern 2014 Märchenhaft: Wie unsere Stadtmusikanten aussehen
Foto: H.Glader

Wesel Der Esel, Wesels störrischer Sympathieträger, ist aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken. Neben zig künstlerisch gestalteten Variationen vor Firmen und in privaten Gärten gibt es ihn lebendig. Zum Beispiel am Fährhaus in Bislich. Und aus Bronze auf dem Berliner-Tor-Platz. Ferner in der Stadtinformation als Mitbringsel in Plüsch, auf Tassen, als Münze ... und nicht zuletzt einmal im Jahr auch als Ordensträger im Karneval.

Ostern 2014 Märchenhaft: Wie unsere Stadtmusikanten aussehen
Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Ist das nicht eine märchenhafte Karriere für einen Underdog, dem auch die Bewohner einer anderen Hansestadt schon Denkmale setzten? In Bremen hat der Esel allerdings Kollegen. Hund, Katze und Hahn ergeben mit dem Grautier die vierstöckigen Stadtmusikanten. In der Märchensammlung der Gebrüder Grimm nehmen sie einen besonderen Platz ein, gelten heute als ein Sinnbild für den Erfolg von Solidarität: Im Alter für ihre Besitzer nutzlos geworden und dem Tode geweiht, schließen sich die tierischen Senioren nach und nach zu einem munteren Quartett zusammen. "Gemeinsam sind wir stark", lautet die Botschaft der Schwachen.

Das bekannteste Zitat aus dem Stadtmusikanten-Märchen lautet "... etwas Besseres als den Tod findest du überall ...". Carl Zuckmayer verwendete es in "Der Hauptmann von Köpenick", Vergleichbares kreierte Herbert Achternbusch in "Die Atlantikschwimmer" mit "Du hast keine Chance, aber nutze sie!".

Die vier Aussortierten wollen ihr Glück in Bremen versuchen. Aber der Weg ist weit. Eines nachts stoßen sie im Wald auf ein Haus voller Räuber an einer reich gedeckten Tafel. Mit der "Musik" ihres Geschreis vertreiben sie die Bande aus dem Haus, das sie dann selbst in Beschlag nehmen.

Forscher führen den Kern der Geschichte darauf zurück, dass seit dem Jahre 1339 die in Bremen bekannten "Stadt- und Raths-Musici" vom Kirchturm bliesen oder bei Festen spielten. Diese "Stadtmusikanten" nahmen - wie im Märchen - immer wieder fahrende Musikanten auf.

Auch damit lässt sich aus Weseler Sicht gedanklich spielen. Die Stadt verdankt ihren Ehrentitel Vesalia hospitalis schließlich der Gastfreundschaft für in ihrem Heimatland verfolgte Andersgläubige.

Während in Bremen seit alters her ein Schlüssel das Stadtwappen ziert, welches oftmals von Löwen bewacht wird, so haben es Tiere in Wesel schon früh selbst aufs Wappen geschafft. Drei flinke Wiesel zieren seit dem 14. Jahrhundert den städtischen Schild und vielerlei offiziell verwendete Gerätschaften. Ein Vertreter der Gattung Wiesel sollte bei einer Darstellung Weseler Stadtmusikanten auf dem Rücken des Esels also Platz finden. Ebenso zweierlei Gefieder den Turmbau nach oben fortsetzen: ein Storch und eine Krähe.

So kämen auch zwei kleine Bestandteile der Solidargemeinschaft Wesels - Bislich und Büderich - zu Ehren. Meister Adebar feiert schließlich im rechtsrheinischen Deichdorf gerade eine triumphal bewunderte Wiederkehr. Die Krähe indes hat auf der anderen Seite des Flusses die Büdericher zwar stark verärgert. Aber sie hat auch dafür gesorgt, dass das Polderdorf mit den am Marktplatz kleckernden Krakeelern immer wieder in die Schlagzeilen geriet.

Kurz: Esel, Wiesel, Storch und Krähe taugen als Weseler Stadtmusikanten.

(RP)
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