Schermbeck Wie viel Münsterland steckt in Schermbeck?

Schermbeck · In der nächsten Ratssitzung am 11. Oktober befassen sich Verwaltung und Politik mit dem Thema Fremdenverkehr. Eine Frage: Soll die Gemeinde dem Verein Münsterland beitreten? Vertreter von Tourismusverbänden werden erwartet.

 Das alte Rathaus in Schermbeck: Eine der architektonischen Sehenswürdigkeiten der Gemeinde.

Das alte Rathaus in Schermbeck: Eine der architektonischen Sehenswürdigkeiten der Gemeinde.

Foto: Scheffler

Einerseits Niederrhein, andererseits Tor zum Münsterland: Mit der touristischen Grundausrichtung der Gemeinde Schermbeck befasst sich der Gemeinderat in seiner nächsten Sitzung, die am Mittwoch, 11. Oktober, um 16 Uhr im Rathaus beginnt. Im Rahmen der Beratungen sollen die Politiker auch entscheiden, ob die Gemeinde dem Verein Münsterland beitreten soll. Im vergangenen Jahr hatte der Haupt- und Finanzausschuss eine Entscheidung vertagt, um zunächst eine grundsätzliche Beratung über die touristische Ausrichtung zu führen.

"Marketingaktivitäten sind notwendig, um unsere Gemeinde bekannt zu machen", stellt Wirtschaftsförderer Friedhelm Koch fest. Dabei gelte es, die Wahrnehmung der Gemeinde zu stärken. Aktuell ist Schermbeck im Bereich Tourismus im Wesentlichen auf interkommunaler Basis eingebunden, und zwar im Regionalverband Ruhrgebiet und im Naturpark Hohe Mark-Westmünsterland. "Die Kooperation mit einem zusätzlichen Tourismusverband", so Koch, "würde den Aktivitätsradius erweitern und erreicht neue Märkte und weitere Gäste." Es sei wichtig, dass sich Schermbeck mit seiner Randlage in den touristischen Gebieten als attraktiver Knotenpunkt vermarkte. Die Wahrnehmung Schermbecks über die Tourismusverbände Ruhrgebiet, Niederrhein, Münsterland und über den Naturpark Hohe Mark-Westmünsterland sei deshalb unverzichtbar. Um den Ratsmitgliedern umfangreiche Informationen zum Thema Tourismus zu geben, wurden Vertreter von Tourismusverbänden eingeladen, an der Sitzung teilzunehmen. Als Geschäftsführer der Ruhrtourismus GmbH nimmt Axel Biermann an der Ratssitzung teil. Geschäftsführerin Martina Baumgärtner vertritt in der Sitzung die Niederrhein-Tourismus GmbH.

Einige Argumentationshilfen bietet die Verwaltung den Politikern bereits in der Sitzungsvorlage. Schermbeck registrierte 2015 nach Wesel, Xanten und Moers mit fast 37.372 Ankünften und 64.945 Übernachtungen die viertgrößte Übernachtungszahl im Kreis. Setzt man die Übernachtungszahlen in Relation zu den Einwohnerzahlen, dann gehört Schermbeck neben Xanten und Sonsbeck zu den Kommunen mit der größten Tourismusintensität im Kreis Wesel. Die Verwaltung weist anhand mehrerer Anlagen nach, dass Tourismus nicht nur Bedeutung für die Unterkünfte in Hotels und für das Gastgewerbe hat. Auch Lebensmittelverkäufer, Anbieter von Freizeit- und Unterhaltungsangeboten, lokale Transportunternehmen und andere Dienstleistungsanbieter profitieren von den Gästen.

"Leider haben einige Schließungen der Leistungsträger in Schermbeck zu einem gewissen Rückgang geführt", berichtet Friedhelm Koch. Während die Bettenzahl zwischen 1985 und 2006 kontinuierlich anstieg und sich in diesem Zeitraum etwa verfünffachte, stagnierte die Bettenzahl bis zum Jahre 2012 bei etwa 630 Betten. In den letzten drei Jahren reduzierte sich die Bettenzahl auf etwa 500. Die Zahl der Übernachtungen fiel von 87.900 im Jahre 2012 auf 64.945 im Jahre 2015. "Hier", so Friedhelm Koch, "hoffen wir allerdings auf eine Verbesserung des Angebotes in der Zukunft."

Um den Fremdenverkehr zu stärken, müsste unter anderem ein Übernachtungsentwicklungsplan mit der Gegenüberstellung, welche Betten vorhanden sind und welche notwendig wären, erstellt werden. Auch die Homepage der Gemeinde müsse dringend aufgewertet und neu aufgestellt werden. "Touristische Produkte sollen zudem neue und aktuelle Trends aufgreifen", empfiehlt die Verwaltung.

Nach einem solch umfangreichen Plädoyer der Verwaltung für eine Aufwertung der touristischen Vermarktung Schermbecks dürfte es den Politikern schwer fallen, gegen eine Mitgliedschaft im Verein Münsterland für einen Mitgliedsbeitrag von 7000 Euro pro Jahr zu stimmen.

(RP)
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