Wesel Wildschweine verwüsten Wiese

Wesel · Das Schwarzwild hat sich in den letzten Jahren auch in Wesel stark vermehrt. Um Schäden und Ersatzforderungen zu vermeiden, werden Keiler & Co. intensiv bejagt. Doch die Tiere wühlen auch auf Privatgrundstücken nach Futter.

Wolfgang Payer wollte seinen Augen nicht trauen: Innerhalb von wenigen Tagen war die Wiese seines schmucken Hauses am Ufer des Diersfordter Waldsees an der Böckerschen Straße regelrecht umgegraben worden. Wegen des niedrigen Wasserstandes stand das Ende des Zaunes im Trockenen. Kein Problem also für eine Horde Wildschweine, um den Zaun herum auf das Privatgrundstück der Familie Payer zu gelangen. Hier leistete das Schwarzwild bei der Suche nach Leckerbissen wie Regenwürmern und Engerlingen ganze Arbeit.

1000 Quadratmeter umgepflügt

"Dabei haben sie auf einer Fläche von gut 1000 Quadratmetern die Grasnarbe komplett angehoben. Nur die Krokusse haben sie nicht verspeist", sagt Wolfgang Payer, der die seit Jahren die stetig steigende Zahl von Wildschweinen für das Ärgernis verantwortlich macht. Etwas Ähnliches habe er in 20 Jahren nicht erlebt. Wer aber kommt für den Schaden auf? "Ich werde wohl alles aus eigener Tasche bezahlen müssen", sagt er. Denn Payer weiß mittlerweile, dass laut Gesetz nur Besitzer von landwirtschaftlich genutzten Flächen einen Anspruch auf Schadenersatz haben, nicht aber Privatpersonen. Payers leiser Hinweis, dass Kiesunternehmer und Jagdpächter Michael Hüging-Holemanns die Kosten doch übernehmen könnte, stoßen auf wenig Gegenliebe. Denn: "Woher die Wildschweine kamen, weiß niemand. Vielleicht aus dem nahen Wald, der nicht zu unserem Jagdbezirk gehört", sagt Hüging-Holemanns. "Unseren Zaun werden wir uns aber auf jeden Fall einmal ansehen. Herr Payer wird wohl einen Elektrozaun installieren müssen." Er weist darauf hin, dass sich die Jäger im Kreis Wesel schon vor Jahren verpflichtet haben, dem starken Anstieg der Wildschwein-Population mit so genannten Drückjagden (siehe Info) Einhalt zu gebieten.

Acht Frischlinge pro Jahr

So sollen schwerwiegende Schäden und die Ausbreitung von Seuchen vermieden werden. "Die Geburtenzahl war groß, weil es in den letzten Jahren viele Eicheln gab und sich das Schwarzwild in Maisfeldern gütlich getan hat. Eine Bache wirft einmal im Jahr acht Junge", weiß er. Nach Auskunft von Hermann Gottschalk, Vorsitzender der Kreisjägerschaft, seien durch die Drückjagden im letzten Jagdjahr (startet am 1. April, endet am 31. März) kreisweit 1054 Wildschweine erlegt worden. Vor zehn Jahren lag die Zahl noch bei 350 Stück Schwarzwild. Zum Fall Payer erklärte er: "Es ist schwierig, in diesem Gebiet einzugreifen, weil es außerhalb des Waldes liegt." Unbekannte hätten vor Jahren das Jagdgatter im Diersfordter Wald aufgeschnitten und sich Wildschweine so außerhalb der Umzäunung vermehrt hätten. Payers umgepflügte Wiese wundert ihn nicht. "Die Tiere sind ganz wild auf Fleisch wie Regenwürmer und Engerlinge." Nicht selten legen sie dafür in einer Nacht 30 Kilometer zurück.

(RP)
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