Wesel Wilhelm I. sucht einen sicheren Ort
Wesel · Man mag zum Preußentum und zur Monarchie stehen, wie man will, aber das Denkmal für Kaiser Wilhelm I. ist viel zu wertvoll, als dass man es in Katakomben verstauben lassen sollte. Das zeigt die abgeschlossene Säuberung des Standbilds in der Steinmetz-Werkstatt Baumann und Schlicht. Da steht es nun mit provisorisch aufgesetztem Kopf und noch nicht reparierter Nase und wartet auf eine Standortentscheidung. Die will, wie Jürgen Becks vom Kulturamt gestern sagte, gut überlegt sein. Denn das knapp drei Tonnen schwere Denkmal aus weißem Marmor braucht einen stabilen Untergrund in einem Gebäude.
Wie berichtet, sind bei der Reinigung Kapillarrisse von enormer Länge sichtbar geworden. Wind und Wetter kann Wilhelm I., der 1907 auf dem Bahnhofsvorplatz aufgestellt worden war, daher nicht mehr ausgesetzt werden. Die Gefahr, dass zentnerschwere Teile durch Witterungseinflüsse aufbrechen und abstürzen, womöglich Personen gefährden, wäre zu groß. Naturgemäß bietet sich das Preußen-Museum als Herberge an, doch ist auch dessen Zukunft noch nicht abschließend gesichert und abgestimmt. Wenn der Landschaftsverband Rheinland (LVR) das Haus übernimmt, geht es auch um ein neues Konzept, weshalb Wilhelm I. in selbiges passen müsste. "Wir wollen da jetzt nichts übers Knie brechen", sagte Jürgen Becks, für den Nasenkosmetik noch offen ist. Wenn man das Vierfache des dafür benötigten Platzes an Stein erst ausbrechen müsste, wie Fachleute sagen, werde viel Echtes zerstört.
Wilhelm I. von Reinhold Begas ist nicht irgendein Denkmal. Es ist schon deshalb besonders, weil nicht viele Werke des Künstlers überlebt haben. Das Weseler Standbild stürzte (oder wurde gestürzt) nach dem Zweiten Weltkrieg und verlor den Kopf. (Feuchte) Zwischenlager auf dem Bauhof, in der Heuberg-Kasematte und in Zitadelle taten nicht gut. Der Kaiser braucht ein Dach über der Pickelhaube.
