Wesel Wilhelm vors Museum

Wesel · Mehrheitlich hat der Kulturausschuss entschieden, Torso und Kopf des Kaiser-Denkmals am Parkplatz des Preußen-Museums zu platzieren - liegend.

Wesel: Wilhelm vors Museum
Foto: Malz Ekkehart

Immer mal wieder hat die Politik in den vergangenen drei Jahrzehnten über das nach dem Zweiten Weltkrieg vom Sockel am Bahnhof gestoßene und dabei zerstörte Kaiser-Wilhelm-Denkmal diskutiert. Dabei ging es vor allem um die Frage, was tun mit Torso und Kopf? Beide Teile befinden sich derzeit noch im Schepersfelder Steinmetz-Betrieb Schlicht & Baumann, wo die Firmenchefs bislang geduldig auf eine Entscheidung gewartet haben, was künftig mit dem Denkmal passieren soll. Die Antwort lautet: Restaurieren, so dass das Kunstwerk des berühmten Bildhauers Reinhold Begas (1831 bis 1911) in seiner jetzigen Form erhalten bleibt. Denn das Denkmal - vermutlich werden Torso und Kopf zusammengefügt - wird einen Platz am Preußen-Museum bekommen. Genauer gesagt auf einer städtischen Fläche am Museums-Parkplatz an der Rheinbabenstaße. Und nicht etwa auf einem Podest, sondern liegend.

Für diesen, leicht modifizierten Antrag der SPD, hat sich gestern der Ausschuss für Kultur und Stadtmarketing mehrheitlich ausgesprochen. Nur die CDU wäre lieber dem Vorschlag der Verwaltung gefolgt, die einen Workshop angeregt hatte. Externe Experten hätten zusammen mit lokalen Fachleuten unter anderem über die zeitgemäße Darstellung des Denkmals im öffentlichen Raum diskutieren sollen, um so eine Grundlage für eine fundierte Entscheidung zu bekommen. Die Kosten für die Restaurierung möchte bekanntlich ein Förderkreis engagierter Weseler Bürger übernehmen, so dass der finanzklammen Stadt keine Kosten entstehen. Eine Tafel neben dem liegenden Kaiser Wilhelm I. soll Interessenten über den Künstler und die Bedeutung der Figur für die Weseler Stadtgeschichte informieren. Der Text müsste natürlich von einem Historiker - womöglich von Preußen-Museums-Direktor Dr. Veit Veltzke - verfasst werden.

Dass das lädierte Marmordenkmal keine Aufnahme im Preußen-Museum findet, hat bekanntlich der neue Träger, der Landschaftsverband Rheinland (LVR), entschieden (RP berichtete). Bedauerlich finden das viele. Nicht zuletzt SPD-Fraktionschef Ludger Hovest. Denn der befürchtet, dass Kaiser Wilhelm I. unter freiem Himmel womöglich "schon nach drei Tagen von Bekloppten mit Farben besprüht wird, die sonst auch Brücken und Eisenbahnwaggons beschmieren. Oder von solchen, die ein politisches Zeichen setzen wollen." Man müsse sich auf Vandalismus einstellen, so Hovest.

Einigkeit herrschte im Ausschuss darüber, dass die im städtischen Besitz befindliche westliche Brisürenkasematte unter dem Dach des Preußen-Museums so schnell wie möglich saniert werden soll. Schließlich stehen dafür Gelder aus dem Kommunalinvestitionsförderungsgesetz in Höhe von knapp 75.000 Euro zur Verfügung. Gesamtkosten: rund 222.000 Euro. In der Kasematte könnten künftig Ausstellungen zur Festungs- und Stadtgeschichte gezeigt werden. Die Abteilung Festungsgeschichte musste vor drei Jahren wegen zu hoher Luftfeuchtigkeit geschlossen werden.

(RP)
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