Wesel Windrad sorgt an der Gesamtschule für Strom

Wesel · Techniklehrer Ulrich Gorris hat mit mehreren Zehner-Kursen fünf Jahre lang an einem ungewöhnlichen Projekt gearbeitet.

Wenn Ulrich Gorris beim Triathlon an seine Grenzen geht, gibt es Augenblicke, an denen er sich fragt: "Warum machst Du das hier eigentlich?". Ganz ähnliche Gedanken sind dem Techniklehrer der Gesamtschule am Lauerhaas im Laufe der vergangenen fünf Jahren im Zusammenhang mit einem ungewöhnlichen Unterrichtsprojekt auch gekommen. Und zwar immer dann, wenn das ehrgeizige Vorhaben, nahe der Gesamtschul-Sporthalle ein Windrad aufzustellen, zu scheitern drohte. Doch Gorris hat Ehrgeiz und Durchhaltevermögen gezeigt und trotz zahlreicher Probleme nicht aufgegeben.

Nachdem kürzlich der zwölf Meter hohe Mast inklusive Generator errichtet wurde, wird heute eine Fachfirma die drei Flügel (Durchmesser: 3,5 Meter) anbringen. Das passiert alles ohne großes Tamtam. Der Lehrer rechnet damit, dass die Anlage jährlich zwischen 3000 und 4000 Kilowattstunden Strom im Wert von 1000 Euro erzeugt, der ins Netz der Schule eingespeist und dort auch verbraucht wird.

Beim Besuch der RP erinnert sich Gorris, der in Wesel auch als Sprecher der Grünen im Rat bekannt ist, an die wichtigsten Stationen des Projekts.

"Regenerative Energien" und "Computersteuerung" gehören im Technikunterricht der Jahrgangsstufe zehn zu den Pflichtthemen. Und weil Gorris weiß, dass man junge Leute durch praxisnahen Unterricht für eine Sache begeistern kann, animiert er sie stets dazu, eigene Ideen zu den beiden Themenfeldern einzubringen. So kam der Technikkurs vor fünf Jahren darauf, eine Windkraftanlage aufzubauen. "Die Schüler haben recherchiert, Modelle entwickelt und eine Wirtschaftlichkeitsberechnung angestellt", erzählt Gorris. Doch letztlich scheiterte Projekt an den viel zu hohen Kosten.

Versuch Zwei Jahre später machte sich der neue Technikkurs des Schuljahres 2012/13 erneut an die Arbeit. Die Schüler stießen bei ihren Recherchen auf die Firma Braun im Oberwesterwald, die letztlich auch den Zuschlag bekommen hat. Die Kosten für das Projekt in Höhe von 11 000 Euro wurden mit Hilfe von Sponsoren (7000 Euro) und durch Gewinne bei verschiedenen Wettbewerben gestemmt.

Bei einem Infoabend für Anwohner tauchte das Problem auf, dass zwei Nachbarn das Projekt ablehnten. Mit einem wurde ein Kompromiss vereinbart - der Mast ist nun zwölf statt 15 Meter hoch. Ein anderer ließ sich jedoch nicht erweichen - trotz Genehmigung und Schallschutzgutachten. "In der Schulkonferenz haben wir einstimmig beschlossen, dass wir trotzdem weitermachen", so Gorris. Zwei Tage später meldete sich die Untere Landschaftsbehörde und erklärte, dass man an der Gesamtschule Fledermäuse vermutete. Eine Nachricht, die die Schüler kurz vor den Sommerferien frustrierte, weil das Projekt dadurch erneut gestoppt wurde.

Anfang des Schuljahres 2013/14 entdeckte die Bio-Station im Umfeld der Gesamtschule tatsächlich vier Fledermausarten. Mit Hilfe einer im Unterricht entwickelten Steuerung ist nun gewährleistet, dass sich die Anlage in den Sommermonaten abends von selbst abschaltet, wenn die nachtaktiven Fledermäuse auf Beutefang gehen.

Auch wenn Gorris das Projekt viel private Zeit und Nerven gekostet hat, so ist er doch froh, dass er durchgehalten hat. Wie beim Sport.

(RP)
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