Kreis Wesel Wohlfahrtsverbände schlagen Alarm

Kreis Wesel · Die Streichliste des Mehrheitsbündnisses beim Kreis Wesel bringt Verbände in die Bredouille. Sie fürchten, dass besonders das Ehrenamt leidet. CDU kritisiert Nichtstun bei der SPD und steht zur Verantwortung für den Sparkurs.

 Die Wohlfahrtsverbände kümmern sich auf vielen Gebieten auch mit ehrenamtlichen Kräften - hier die Arbeit in einer Kleiderkammer für Flüchtlinge in Wesel - um drängende Aufgaben. Die könnten unter Einbußen bei den Zuschüssen massiv leiden, sagen die Verantwortlichen.

Die Wohlfahrtsverbände kümmern sich auf vielen Gebieten auch mit ehrenamtlichen Kräften - hier die Arbeit in einer Kleiderkammer für Flüchtlinge in Wesel - um drängende Aufgaben. Die könnten unter Einbußen bei den Zuschüssen massiv leiden, sagen die Verantwortlichen.

Foto: Archiv

Morgen steht im Weseler Kreistag wieder die Streichliste auf der Tagesordnung, die nach Willen des Mehrheitsbündnisses von CDU, Grünen und FDP/VWG mithelfen soll die Kreisumlage für die Kommunen im Zaum zu halten. Wie mehrfach berichtet, sind damit etliche Kürzungen auch für die Wohlfahrtsverbände verbunden. Die schlugen gestern noch einmal Alarm, um Strukturen auf einer Vielzahl von Gebieten zu erhalten. Denn bei Verlust von Angeboten, Beratungen und tätiger Hilfe im Sozialen sei auf Dauer mit höheren Folgekosten zu rechnen. Darin waren sich Andreas Fateh vom Paritätischen, Bernhard Scheid von der Arbeiterwohlfahrt, Arnd Rutenbeck von der Diakonie, Werner Aleweiler und Joachim Liersch (beide DRK) einig.

Die Vertreter der Verbände untermauerten ihren Appell an die Kreispolitik, den Etatkurs zu überdenken, mit Fallbeispielen großer und kleiner Art. Besonders fürchten sie die Folgen eines Sparkurses für das Ehrenamt. Scheid nannte die allgemeinen Zuschüsse von 25.500 Euro für jede Organisation, für die seit 2008 eine Vereinbarung mit dem Kreis gilt. Die Awo, so Scheid, habe sich damit personell verstärkt, um das Ehrenamt zu forcieren. Mit Fortbildung, Werbung und weiteren Projekten wurden die Freiwilligenzentralen in Dinslaken und Moers ausgebaut. Das führte dazu, dass binnen zwei Jahren die Zahl der freiwilligen Helfer von 151 auf 237 anstieg und die der geleisteten Stunden von 10.691 auf 16.659.

Die aktuell größte Herausforderung sei klar die Flüchtlingskrise, sagten die Verbandsvertreter. Die Aufgaben seien ohne Ehrenamtliche kaum zu stemmen. Weitere Beispiele für wichtige Arbeit seien zum Beispiel bei den Selbsthilfegruppen zu finden, wo die AG gegen Suchtgefahren eindeutig vorbeugen wirke. Gesetzliche Pflichtaufgaben für die Polizei erledigten die Frauengruppe Wesel und der Verein Frauen helfen Frauen in Moers als nahe Ansprechpartner in Fällen von häuslicher Gewalt. Auch die Schwangerschaftskonfliktberatung gehört zu den Gebieten, auf denen die Verbände den Sinn von Kürzungen nicht nachvollziehen können. Hinzukämen generelle Problematiken bei den Trägern, die verlässliches Planen gewohnt waren. Signale des Mehrheitsbündnisses, dass es die Auswirkungen des Streichkonzertes noch einmal tiefer hinterfragen will, haben die Verbände bei einem Zusammentreffen zwar vernommen. Dennoch wundern sie sich, dass morgen der nächste Pflock eingeschlagen werden soll.

Parallel stellte gestern Frank Berger (CDU) gestern fest, dass die SPD sich wieder vor der Verantwortung weggeduckt habe und ihre für letzten Freitag versprochenen eigenen Sparvorschläge zur Konsolidierung des Kreishaushaltes nicht geliefert habe. Wie berichtet, wollen die Genossen erst im März ihre Ideen vorlegen. Dabei nehme der Ausgabendruck zu und die Rücklagen seien weg. Berger: "Wer in dieser Situation die passenden Lösungen finden will, muss auch zu unkonventionellen Schritten bereit sein - wir als Kooperation sind sie gegangen."

(RP)
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