Hamminkeln Zirkus Trumpf liebt den Standort Dingden

Hamminkeln · Die Zirkusleute und ihr Leben: Sie sind mit Herzblut dabei, doch kleine Familienunternehmen müssen ums Überleben kämpfen. Auftritte in großen Städten können sie sich nicht leisten, in kleinen Orten fühlen sie sich angenommen.

 Im Zirkus Trumpf in Bruckhausen präsentiert sich Clown Pauline (alias Sonja Garding) mit den kleinen Akrobatinnen Angeli (l.) und Ashley.

Im Zirkus Trumpf in Bruckhausen präsentiert sich Clown Pauline (alias Sonja Garding) mit den kleinen Akrobatinnen Angeli (l.) und Ashley.

Foto: malz

Aus einer dichten Wolkendecke prasselt der Regen am Mittwoch unaufhörlich auf das rote Zirkuszelt. Auf der bereits aufgeweichten Wiese stehen zwei große weiße Wohnwagen. Zu sehen ist niemand. Einzig Kinderstimmen sind zu vernehmen. Denn Angeli und Angel Trumpf spielen im Zelt, da ist es trocken. Sie haben zurzeit wie alle anderen Kinder hier Ferien. Das bedeutet für sie zwar auch, dass sie keine Schule haben.

Aber sie gehören zum Zirkus Trumpf, der momentan in Dingden steht. Die Schwestern müssen noch bis Samstag jeden Tag um 16 Uhr ins Zirkusrund. "Wir haben unseren Aufenthalt von Donnerstag bis Samstag verlängert. Denn der Standort hier ist optimal", sagte Sonja Garding, die zum achtköpfigen Zirkus-Team gehört. Wie viele Zuschauer zur Aufführung kommen würden, das konnte sie nicht sagen.

"Zuletzt waren gut 30 Leute bei einer Aufführung", so Sonja Garding, die Frau von Angelo Trumpf, dessen Eltern die Ältesten im Bunde sind. Ein Erfolg für ihre Familie, obwohl das Zelt damit noch lange nicht voll ist. Es gibt auch Tage, an denen man die Zuschauer an einer Hand abzählen kann. Das war nicht immer so. Es hat sich viel verändert.

"Früher war die Reaktion der Kinder eine andere, als sie gesehen haben, dass ein Zirkus in die Stadt kommt. Für Unterhaltung sorgen heute oftmals andere Dinge. Da ist ein Zirkus weniger interessant", erklärte Sonja Garding mit ernster Miene. Die muss sie in der Manege allerdings ablegen. Denn sie hat die Rolle des Clowns. Verkleidet muss sie sich oft ins Dorf stellen und Werbung machen für die nächste Aufführung. Sie und ihre Familie tun alles, um sich und den Zirkus über Wasser zu halten. Denn sie sind nun schon die neunte Generation, "Zirkus Trumpf" gibt es schon mehr als 300 Jahre. Eine große Hilfe, um das Zelt einigermaßen voll zu bekommen, sind die örtlichen Schulen und Kindergärten. "Wir treten dort auf und laden sie auch ein", sagte die Mutter dreier Kinder Sonja Garding.

So gab es viele bekannte Gesichter. Denn im vergangenen Jahr war der Zirkus schon einmal zu Besuch in Dingden und hatte mit den Grundschülern ein gemeinsames Projekt gemacht. Auf diese Kooperation ist die Zirkusfamilie dringend angewiesen. Das gibt Sicherheit. Denn Existenzsorgen sind mittlerweile der Alltag.

In seinen besten Zeiten hatte der Zirkus weitaus mehr Akteure und sogar Tiere im Programm. Das ist mittlerweile zu teuer. "Die Entwicklung ist nicht aufzuhalten", sagte Michaela Trumpf, die mit ihrem Mann Uwe den Zirkus führt. Auftritte in großen Städten können sie sich nicht leisten. Der Standort in Dingden gegenüber vom Klausenhof ist sehr gut. "Platz-, Wasser- und Stromkosten sind hier absolut im Rahmen", sagte Sonja Garding, die mit 16 Jahren dazugestoßen ist.

Den Spaß hat sie noch nicht verloren, und sie ist gerne Teil des Programms, zu dem unter anderem Luft- und Kautschukakrobatik, Feuerspucken und Messerwerfen gehören. Um Zuschauer anzulocken gibt es eine besondere Aktion: Ein Kind erhält in Begleitung einer zahlenden erwachsenen Person eine Freikarte. Auch ihre Kinder sind eingebunden. "Angel ist Teil der Akrobatiknummer", sagte Sonja Garding. Ihre Tochter stand neben ihr auf der Treppe ihres Wohnwagens. Beide blickten auf das Zelt, in dem sie hoffentlich noch lange ihr Programm aufführen können. Der Regen hatte da bereits aufgehört.

(feli)
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