Wesel Zusammen arbeitet man weniger allein

Wesel · Drei junge Männer haben in Wesel an der Luisenstraße unter dem Namen kannwat ein Medienbüro bezogen. Von dort aus basteln sie an Websites für Firmen aus Wesel und Umgebung. Mittlerweile gibt es große Auftraggeber selbst aus Köln.

 Stephan de Leuw, Jakob Wolff und Dennis Bohn haben die Agentur kannwat gegründet.

Stephan de Leuw, Jakob Wolff und Dennis Bohn haben die Agentur kannwat gegründet.

Foto: dl

Stylish sieht es hier aus: An der Wand hängt ein blankpoliertes gelbes Rennrad, über eine Tischlampe wurde ein alter ARD-Mikrofonpuschel gestülpt. Um das Ganze noch ein wenig wohnlicher zu machen, wird gerade feucht durchgewischt. Jakob Wolff, Dennis Bohn und Stephan de Leuw sind angekommen in ihrem Büro an der Luisenstraße. In einem Gebäude hat das Trio auch früher in der Weseler City schon gearbeitet. "Da konnten wir den Teamgedanken aber nicht so leben", sagt Jakob Wolff (29), gebürtiger Weseler, der als Grafiker arbeitet. Erst das neue Bürogebäude mit seinem offenen Charakter lasse die Talente der drei gemeinsam zur Geltung kommen. "Die Bündelung von Know-how hier ist ein Glücksfall." Gemeinsam nennen sie ihre Medienagentur kannwat, niederrheinisch für: kann was.

Als Full-Service-Agentur bezeichnen die drei Männer ihre Dienstleistung neudeutsch. Alle drei haben eigene Unternehmen - Jakob Wolff nennt seines Medienwolff, der Programmierer Dennis Bohn (34) ist Geschäftsführer bei bohn.media und Fotograf Stephan de Leuw nennt sein Studio Flagschiff.Film. Dass die drei in Wesel arbeiten, hat familiäre Gründe. Stephan de Leuw und Jakob Wolff wuchsen hier auf. Dennis Bohn kam als Programmierer aus dem Ruhrgebiet hinzu. Wesel sei zwar keine klassische Medienstadt, sagt Wolff. "Aber wir fühlen uns hier wohl, hier sind wir nicht wie in Düsseldorf oder Köln einer von vielen. Und wir genießen es, in der Mittagspause mal eben in die Innenstadt oder an den Rhein in den Biergarten fahren zu können." Die Liebe für den Niederrhein - bei den jungen Männern erkennt man sie, auch wenn Wolff mittlerweile der Liebe wegen nach Mülheim gezogen ist.

Internetseiten sind das Kerngeschäft der Agentur. Die drei basteln für Kunden an neuen Seiten. "Die Trends verändern sich. Viele der Internetseiten sind heute nicht mehr zeitgemäß", sagt Dennis Bohn. Das iPhone habe dabei Maßstäbe gesetzt. Mitterweile gelte die Regel "Mobile First" - jede Internetseite müsse heute zunächst als mobile Anwendung auf dem Handy gedacht werden. "Dort muss sie funktionieren." Die Desktopinternetseite habe keine Priorität mehr. Täglich schauen sich die Drei Internetseiten von Unternehmen an. "Entweder ist die Seite optisch oder inhaltlich veraltet. Oder die Programmierung stimmt nicht mehr. Irgendwas ist immer zu optimieren", sagt Jakob Wolff. "80 Prozent der Unternehmen haben eine verbesserungsbedürftige Website." Die Internetseite sei ein wichtiger Imagefaktor. Alle fünf Jahre bedürfe es eigentlich eines Relaunches, sagt Bohn.

50 Prozent der Kunden haben die drei Unternehmer in der Region: Dazu zählt etwa der ASG, für die die "Saugummi"-Kampagne gegen Kaugummis in der Innenstadt erfunden wurde. Auch die Website für Familie Dingebauer und ihre Diersfordter Hausboote wurde gemeinsam erstellt. Weitere Kunden kommen aus Dortmund, Essen und Köln. Mit dem niederländischen Medienunternehmen Endemol Shine sitzt der bekannteste Kunde in der Domstadt.

Endemol wollte sich als Online-Inhalte-Agentur neu aufstellen und vertraute den drei Weseler Unternehmern die Gestaltung ihrer Website an. "Ein spannendes Projekt und aus unserer Sicht ein gutes Ergebnis", sagt Wolff. "Das Geschäft läuft über Empfehlungen und Referenzen." Auf keinen Fall wolle man Websiten von der Stange anbieten. Logogestaltung, Fotografie - alles laufe individuell. Die Zahl der Arbeitsstunden für eine gelungene Website kann Wolff nicht beziffern. "Das hängt wirklich individuell von jedem Auftrag ab." Allein für ein Design könnten schnell zwei Wochen investiert werden."

Wie geht es einem als junger Unternehmer in Wesel? "Eine Stadt in genau der richtigen Größe", sagt Jakob Wolff. Viele interessante Firmen säßen hier. Die Lage im Speckgürtel des Ruhrgebietes bringe viele Vorteile. "Und auch mietpreistechnisch spielt Wesel natürlich in einer anderen Liga als Düsseldorf."

Und dann wäre noch ein weiterer Grund, warum die drei gerne Weseler Unternehmer sind. Jakob Wolff ist einer der Gründer des Festivals Esel Rock. Ein Teil seiner Arbeitszeit investiert er ehrenamtlich in Wesel beim Festival EselRock. Dennis Bohn hat die neue Website des Festivals ehrenamtlich programmiert. "Unser heimliches Lieblingsprojekt", sagt Wolff lachend.

(RP)
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