Kreis Wesel Zweimal Silber und ein Titel für Lemken

Kreis Wesel · Der Spezialist für Bodenbearbeitung aus Alpen ist sehr zufrieden mit seinem Auftritt auf der Agritechnica in Hannover.

 Führungsriege für Team Blau (v.li.): Senior-Chef Viktor Lemken, Geschäftsführer Anthony van der Ley, Gesellschafterin Nicola Lemken, Chef-Entwickler Gottfried Giesen und Marketing-Chef Lars Heier.

Führungsriege für Team Blau (v.li.): Senior-Chef Viktor Lemken, Geschäftsführer Anthony van der Ley, Gesellschafterin Nicola Lemken, Chef-Entwickler Gottfried Giesen und Marketing-Chef Lars Heier.

Foto: WK

Die Agritechnica, weltweit größte Landwirtschaftsmesse, hat der Cebit auf dem Messegelände in Hannover längst den Rang abgelaufen. Nicht nur, weil sie alle Hallen füllt. Auch technisch. Sie könnte auch Mähbit oder Säbit heißen. Der Boden ist bereit für Farming 4.0. Bei der Bodenbearbeitung macht Gottfried Giesen, Chef-Entwickler bei der Firma Lemken in Alpen, keiner so schnell was vor: "Wir beackern ein Zukunftsfeld." Hier will der Spezialist für Agrartechnik vom Niederrhein nicht nur einfach mit- oder gar hinterherlaufen, sondern in der Spitze mitspielen. Dieses Selbstbewusstsein hat das Unternehmen in der heute zu Ende gehende Messewoche mit einem kraftvollen Auftritt in Halle 11 hinaus in die Fachwelt getragen.

Lemken setzt in der Top-Liga auf die Farbe Blau und verschmäht die Defensive. Mit 2000 Quadratmetern war der Stand deutlich größer als vor zwei Jahren. 25 Sattelschlepper waren nötig, Equipment und auf Hochglanz polierte Zugpferde aus dem eigenen Stall rund 500.000 Messebesuchern vorzustellen. 120 Mitarbeiter waren am Stand.

Nicht nur der neue Lemken-Film mit eigenen Darstellern war auf der großen Leinwand ein Hingucker. Die Produktpräsentationen wurden auf Flatscreens angekündigt. Ehe der Moderator sein Mikro anknipste, bildeten sich große Trauben um die jeweils neueste Generation der Landtechnik im Top-Design. Hübsche Hostessen lächelten zur Botschaft: "Blau wirkt." Und wie.

"Wir wollen zeigen, was wir können und das mit aller Macht", sagte Gesellschafterin Nicola Lemken - höchst zufrieden mit dem Abschneiden. "Die Messe ist ein Stimmungsbarometer. Und die Stimmung bei uns könnte nicht besser sein. Das Interesse ist da." Das zeigte auch das Publikum. Der Lemken-Stand bekam - abgesehen von den Traktor-Herstellern - die meisten Likes. Die Ansprache hat viele überzeugt. "Und Lemken hört gut zu", so die Gesellschafterin zum Anspruch, Messe als Plattform zu nutzen, mit Landwirten in einen für alle fruchtbaren Dialog einzutreten. Nicht nur in Hannover. Mehr als 500 Leute aus elf Nationen nutzen den Messebesuch zum Abstecher am Stammsitz in Alpen.

Selbst das Maiskorn am Messestand B 42 war blau. So wurde für jeden augenfällig, dass die "Azurit 9" kann, was andere nicht können. Mit dieser Einzelkornsämaschine betritt Lemken Neuland, will nicht in der Spur der anderen fahren, sondern "Trendsetter" sein, wie's Chef-Entwickler Giesen als Marschroute vorgibt. Die Silbermedaille der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) macht die breite Brust noch breiter. Die Ingenieure in der Alpener Schmiede haben eine Maschine entwickelt, die Mais, Raps oder Bohnen in zwei Reihen versetzt so in die Erde bringt, dass jede Pflanze "mehr Standraum" hat und die Saat auch unter weniger optimalen Bedingungen optimal aufgeht.

Silber gab's auch für das Pflugungetüm, das zur Familie mit dem Zungenbrechernamen "Aufsatteldrehpflug" gehört. Die Denkfabrik hat eine Lösung ersonnen, damit der Pflug den Traktor nicht länger in die Furche zieht, sondern es dem Lenker leicht macht, die Spur zu halten. Das spart Konzentration und Kraftstoff. Zehn bis 15 Prozent. Ein gutes Argument für den kostenbewussten Landwirt. Aber auch für alle, die Klimaschutz im Sinn haben.

Das Team Blau kommt nicht ohne Titel zurück: Die "Solitär 25", Prototyp einer Sämaschine der allerjüngsten Generation, ist "Maschine des Jahres 2016". Das Lemken-Flaggschiff mit dem augenfälligen 3000-Liter-Saatguttank überzeugt durch feinste Elektronik. Eine intelligente Wiegezelle hilft dem Bauern, fast aufs Gramm festzulegen, wie viel Korn er auf einen Hektar ausbringen möchte. Die Spannbreite liege zwischen einem Pfund für Raps und 500 Kilo für Bohnen, so Giesen. Das geschieht, weil händische Feinabstimmung mühsam ist, heute noch häufig nach der Faustformel Pi mal Daumen.

Gottfried Giesen, der seit 16 Jahren noch keine Messeminute versäumt hat, brennt für die Farbe Blau. Der 57-Jährige ist entschlossen, den Weg der Digitalisierung hin zum "Smart Farming" weiterzugehen: In zwei Jahren soll aus Silber Gold werden und Lemken das Triple holen. Im Bilderbuch, das im Lemken-Fan-Shop im Regal lag, sorgt das Duo Bauer & Büffel für "Das blaue Wunder". Im wirklichen Leben braucht's viele kluge Köpfe.

(RP)
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