A10 bei Brandenburg Wut im Netz über Falschfahrer in Rettungsgasse

Brandenburg/Willich · Im Stau auf der Autobahn einfach wenden und als Geisterfahrer davonbrausen? Geht gar nicht. Genau das ist aber am Dienstag in Brandenburg passiert, ein Video zeigt die riskanten Manöver. Mittendrin: ein Lkw aus Willich.

Die Bilder, die aktuell im Internet kursieren, machen viele Menschen wütend: Man sieht Autos und sogar Lkws, die während eines Staus auf einer Autobahn die Rettungsgasse für Wendemanöver nutzen und in die Gegenrichtung davonfahren. Darunter ist offenbar auch ein Lkw eines Willicher Logistikunternehmens - klar und deutlich ist das Logo der Firma zu erkennen. Über 2000 Mal wurden die Bilder bereits geteilt. Rund 800 Nutzer haben in Kommentaren ihrer Empörung Luft gemacht.

Abgespielt hat sich die Szene in Brandenburg auf der A10 zwischen Falkensee und Brieselang. Dort hatte ein Schwerlastkran eine Reifenpanne — mehrere Hydraulikschläuche waren geplatzt und Öl war auf die Fahrbahn gelaufen. Das teilte eine Sprecherin der Polizei auf Anfrage unserer Redaktion mit. Die Autobahn war über mehrere Stunden gesperrt.

Das war laut Augenzeugenberichten für 20 bis 30 Pkw- und Lkw-Fahrer Grund genug, die Autobahn als Falschfahrer zu verlassen. Noch während die Polizei mit dem Schadensfall beschäftigt war, sollen mehrere Fahrzeuge die Rettungsgasse für die Abfahrt von der Autobahn genutzt haben.

Auch der Lkw-Fahrer des Willicher Logistik-Unternehmens GEL Express Logistik hatte wohl keine Zeit, die Aufhebung der Sperrung abzuwarten. Auf Bildern sieht man, wie der Lkw auf der Autobahn quer steht und als Falschfahrer auf die Auffahrt fährt. Bei diesem Wendemanöver versperrte er, wie die Bilder zeigen, auch die Rettungsgasse.

Das Logistikunternehmen hat auf Anfrage unserer Redaktion dazu Stellung genommen. "Nach unseren Recherchen hat der Fahrer - nicht wie die gezeigten Pkws - die Rettungsgasse entgegen der Fahrtrichtung über Kilometer falsch befahren, sondern die auf seiner Höhe liegende Auffahrt zum Abfahren genutzt, wie viele andere auch", sagte eine Sprecherin des Unternehmens. Man sehe einen "deutlichen Unterschied zum Fehlverhalten der 'Geisterfahrer'", welche die Rettungsgasse missbrauchten. Die Spedition wolle das Verhalten des Fahrers dennoch nicht tolerieren: "Es hat entsprechende Konsequenzen zur Folge."

Bei der Polizei ist dieser Vorfall bislang nur über verschiedene Medienberichte bekannt geworden. "Wir prüfen aktuell das Videomaterial und werten das erst einmal aus", sagte eine Sprecherin der Polizei Brandenburg auf Anfrage unserer Redaktion. Bei den riskanten Manövern ist auf der A10 an diesem Tag zum Glück niemand verletzt worden.

Immer wieder missachten Fahrer bei Staus und Unfällen die lebenswichtige Rettungsgasse. Zuletzt nutzte ein ungeduldiger Audi-Fahrer auf der A59 bei Duisburg die Rettungsgasse, um hinter einem Abschleppwagen herzufahren und so die anderen Autos zu überholen. Dabei prallte er gegen den Abschlepper und verursachte einen weiteren Unfall.

(skr)
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