Stadt Kempen Abschiebung von Alimadad: Unterstützer bleiben bei Kritik

Stadt Kempen · Dr. Michael Stoffels vom Flüchtlingsrat hat in einem Brief an den Landrat den Protest bekräftigt.

Eine Beleidigung und eine in einem Drogeriemarkt gestohlene Packung Rasierklingen mache aus einem jungen Flüchtling noch keinen gefährlichen Straftäter. Das meinen Unterstützer des Mitte Dezember in sein Herkunftsland Afghanistan abgeschobenen Alimadad N. Wie mehrfach berichtet, war der 20-Jährige bei einer Sammelabschiebung vom Frankfurter Flughafen in seine Heimat geflogen worden. Gegen die Praxis von Sammelabschiebungen und speziell gegen die Abschiebung des 20-Jährigen, der zuletzt in Tönisvorst gelebt und das Berufskolleg in Kempen besucht hatte, hatten kurz vor Weihnachten Bürger mit einer Mahnwache auf dem Kempener Buttermarkt demonstriert. In einem Brief an Landrat Dr. Andreas Coenen hat der Kempener Dr. Michael Stoffels, der sich als Mitglied des Flüchtlingsrates NRW auch für Alimadad N. eingesetzt hatte, die Entscheidung, den 20-Jährigen abzuschieben, kritisiert. Seine Straftaten seien zwar nicht gutzuheißen, aber es seien "letztlich Bagatelldelikte". Sie hätten "die Abschiebung eines jungen Mannes, der sich auf einem guten Weg hier befand, in ein gefährliches und unsicheres Kriegsgebiet" nicht gerechtfertigt. Er stehe jetzt in Kabul vor dem Nichts und müsse als Obdachloser auf der Straße leben, so Stoffels, der sich weiterhin für den jungen Mann einsetzt und Kontakt zu ihm halten will.

Die Abschiebung des 20-Jährigen mag wohl rechtmäßig gewesen sein. Sie sei aber "zugleich ein großes Unrecht an dem Jungen, ein ungleich größeres Unrecht als das, wofür er mit Tagessätzen belangt wurde", so Stoffels.

Der Kempener, der sich ehrenamtlich auch im hiesigen Arbeitskreis Asyl und Menschenrechte engagiert, bleibt bei der bei der Protestveranstaltung vorgetragenen Meinung: "Für uns war die Sammelabschiebung im Dezember als Ganzes moralisch und politisch verwerflich, und auch der Fall Alimadad ist für uns nicht einfach erledigt", so Stoffels. Er meint, hätte er "oder ein anderer fachkundiger Zeitgenosse" rechtzeitig von dem ablehnenden Bescheid des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge erfahren, so wäre Alimadad mit entsprechendem rechtlichen Beistand wohl nicht abgeschoben worden. "Er hatte schlicht und einfach Pech."

(rei)
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