Stadt Willich Abschied vom Frauengefängnis

Stadt Willich · Überraschend wechselt die Leiterin der Anrather Justizvollzugsanstalt II Renate Gaddum in Kürze zum Männergefängnis in Euskirchen. Beim Rückblick auf sieben Jahre sagt sie, worauf sie stolz ist.

Inhaftierte Frauen sind emotionaler, mit Männern lässt es sich sachlicher sprechen: Es sei daher eine "Herausforderung", die Justizvollzugsanstalt Willich II, das Frauengefängnis in Anrath, zu leiten. Mit diesen Worten trat Renate Gaddum 2002 ihre Stelle als Leiterin an. In Kürze wechselt Gaddum nun überraschend zum Männergefängnis in Euskirchen. Der RP verriet die Bonnerin rückblickend, welche Projekte sie in den vergangenen sieben Jahren mit Leidenschaft forciert hat, auf welche Arbeit sie mit Stolz zurückblickt und wie sie hofft, Mitarbeitern und Insassen in Erinnerung zu bleiben.

Die Insassen ernst genommen

Die Strafe nicht nur absitzen, sondern auch lernen, die Tat psychologisch aufzuarbeiten, die eigene Sucht bekämpfen und die Verantwortung übernehmen — für die eigene Vergangenheit, aber auch Zukunft: In der JVA Willich II gehört das zum Alltag inhaftierter Frauen. "Aber auch das Abschalten und Entspannen, die Möglichkeit, sich zurückziehen zu können, ist wichtig", erklärt Renate Gaddum. In den vergangenen Jahren setzte sich Gaddum stark für einen liberalen Strafvollzug ein. Der gerade bezogene Neubau der JVA Willich II, eines der größten Projekte, in das sie involviert war, spielt dabei eine wichtige Rolle.

49 Millionen Euro hat der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW in den technisch und gestalterisch modernen Neubau investiert. 15 000 Quadratmeter ist er groß und bietet nun 191 Haftplätze, aber auch Raum für die Angebote, die nach Ansicht Gaddums die spätere Resozialisierung erleichtern sollen: In Werkstätten, Schulungseinrichtungen, einem großen Gewächshaus mit Gärtnerei können Insassen sich berufsqualifizierend fortbilden.

Auch Sport und Freizeit werden groß geschrieben: Malen und Klavier spielen und sportliches Training werden angeboten. In den Zellen haben die Insassen nun auch mehr Freiraum und Intimität — etwa durch einen durch Wand und Tür abgeteilten Nass-Bereich. "Und große Fenster. Früher mussten die Insassen auf das Bett steigen, um aus dem Fenster zu blicken", sagt Gaddum stolz.

Für die Kritik der Anwohner am Neubau, wegen des Abrisses der denkmalgeschützten Wohnungen oder der Erhöhung der Umwehrungsmauer auf 5,50 Meter, hat Gaddum Verständnis. Um ein Gefängnis nach neuesten Anforderungen aufzubauen, sei das aber "unvermeidbar" gewesen.

Mit dem, was sie in den vergangenen Jahren als Gefägnis-Leiterin erreicht hat, ist Gaddum zufrieden: "Aber ohne das Engagement und die Kreativität der Bediensteten wäre das nicht machbar gewesen." Gaddum hofft, dass sie ihren Mitarbeitern und Insassen gut in Erinnerung bleiben wird: "Bei den Bediensteten hoffentlich als mitarbeiter-orientiert. Und ich hoffe, dass die Insassen immer das Gefühl hatten, dass sie gehört und wahrgenommen wurden und dass wir ihre Anliegen immer ernst nahmen, auch wenn wir manchmal etwas ablehnen mussten."

(RP)
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