Stadt Willich Amfaldern muss in zweiten Wahlgang

Stadt Willich · Der CDU-Stadtverband Willich hatte zur Mitgliederversammlung eingeladen. Bei der Wahl der stellvertretenden Vorsitzenden verpasste Heinz Amfaldern im ersten Wahlgang die nötige absolute Mehrheit.

Eigentlich sollte es ein Abend ohne Überraschungen werden, nach etwa zwei Stunden gab es vereinzelt aber doch lange Gesichter und versteinerte Mienen. Der CDU-Stadtverband Willich hatte zur Mitgliederversammlung in Pfeiffers Essbar in Münchheide eingeladen, und auf der Tagesordnung stand unter anderem die Neuwahl des kompletten Vorstandes. Während der Vorsitzende Uwe Schummer mit einer Zustimmung von knapp 80 Prozent und ohne Gegenkandidaten etwas schlechtere Werte als üblich erreichte, sich dennoch gut gelaunt für "das ehrliche Ergebnis" bedankte, kam es für Heinz Amfaldern bei der Wahl der vier Stellvertreter dicker: Er musste in den zweiten Wahlgang.

Traditionell hat die Willicher CDU vier Stellvertreter - aus jedem Stadtteil einen. Für Neersen ging wieder Heinz Amfaldern ins Rennen, erreichte im ersten Wahlgang aber nicht die nötige absolute Mehrheit (mindestens 29 Stimmen). 61 stimmberechtigte Mitglieder waren anwesend, drei Stimmen waren ungültig, 28 stimmten mit Ja. Im zweiten Wahlgang klappte es dann: 58 stimmten ab, drei Stimmen waren ungültig, 33 stimmten mit Ja, 18 mit Nein, vier enthielten sich. Das Getuschel an den Tischen war groß, von einem "Feldzug gegen den Stadtteil Neersen" war zu hören.

Dem 75-jährigen Amfaldern war die Enttäuschung deutlich anzumerken, auch wenn er damit gerechnet hatte, dass es so kommen würde, wie er auf Nachfrage der RP verriet. "Natürlich hat mich das getroffen, früher hatte ich die besten Ergebnisse. Vielleicht bin ich zu vorlaut in der Fraktion", sagte Amfaldern. "Von denen, denen meine Art nicht gefällt, werde ich mich aber nicht beeindrucken lassen." Die Stimmung gegen ihn sei vor allem von einem bestimmten Parteimitglied ausgegangen. Dessen Namen wollte er aber nicht nennen.

Erwartbarer fielen die zu einer Mitgliederversammlung gehörenden Berichte aus. Uwe Schummer berichtete kurz über seine Arbeit als Bundestagsabgeordneter, ging aber auch auf das Jahr seit der Kommunalwahl ein und schaffte es, dem Verlust der absoluten Mehrheit der CDU-Fraktion etwas Positives abzugewinnen. Denn nun seien die drei anderen Fraktionen endlich auch mal in der Pflicht, "Farbe zu bekennen und Verantwortung zu übernehmen", statt immer nur Nein zu sagen. Erneut ging er auch auf den "unfairen Wahlkampf" ein, teilte noch mal Richtung FDP und SPD aus und sagte, dass man aus diesen Erfahrungen gelernt und daher unter anderem im Vorstand den Posten "Medienbeauftragter" geschaffen habe. Dieses Amt übernimmt Daniel Kamper, der an diesem Abend das beste Ergebnis einfuhr: Er bekam 54 Ja- und vier Nein-Stimmen.

Schummer ging auch auf die gesundheitliche Versorgung in Willich ein, die es gelte, nach der Schließung des Krankenhauses wieder zu stärken. Man könne beispielsweise durchaus darüber nachdenken, hier eine Palliativstation einzurichten, die es am Allgemeinen Krankenhaus in Viersen, das in Willich die Notarztversorgung übernommen hat und sich auch im Ambulatorium engagieren will, nicht gebe.

Der Fraktionsvorsitzende Johannes Bäumges ging auf das Flüchtlingsthema ein, das "die größten Entscheidungen der vergangenen 20 Jahre" mit sich bringe. Er betonte, dass seine Fraktion an allen möglichen Standorten für Flüchtlingsunterkünfte Runde Tische mit den Bürgern wolle, um deren Fragen zu beantworten und Ängste zu nehmen. "Es geht darum, Menschen, die viel durchgemacht haben und in Not sind, unterzubringen. Dafür wollen wir politische Verantwortung übernehmen."

Natürlich sprach er auch über den Marktplatz in Alt-Willich und betonte, dass seine Fraktion die Umgestaltung ohne die Kugelahorne wolle - so wie es in einem beispielhaft transparenten Verfahren mit großer Bürgerbeteiligung beschlossen worden sei. Was die finanzielle Situation der Stadt angeht, stellte er klar, dass die CDU-Fraktion strikt gegen Steuer- oder Gebührenerhöhungen in diesem Jahr sei. Gleichwohl wolle man Vereine weiter unterstützen und die Ortszentren stärken. Und er betonte: "Nach wie vor kann in Willich gegen die CDU-Fraktion keine Politik gemacht werden."

(RP)
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