Stadt Willich Anrath und Vorst pilgern mit Tradition
Stadt Willich · Wenn am 16. September die Pilger aus Anrath und Vorst nach Orsbeck unterwegs sind, dann ist es eine Pilgertour mit Geschichte. Die Wallfahrt jährt sich nämlich zum 200. Mal.
Das Pilgerkreuz hat Jakob von Heesch schon aus dem Keller des Vorster Pfarrbüros hervorgeholt. "Wobei es in diesem Jahr eine Premiere ist, wenngleich das Kreuz an sich schon etliche Jahre alt ist", sagt der Vorster und deutet auf den Korpus. Der ist nämlich neu. Der Jesus-Figur aus Metall war ein Arm abgebrochen. Reparieren war nicht mehr möglich. Stattdessen gibt es nun einen neu geschnitzten Körper aus Lindenholz. Das Kreuz werden die Fußpilger der Anrather Pfarre St. Johannes und der Vorster Pfarre St. Godehard am Samstag, 16. September, mit auf dem Weg nach Orsbeck nehmen.
Dabei ist es in diesem Jahr eine geschichtsträchtige Wallfahrt. Sie feiert Jubiläum. Seit 200 Jahren pilgern die Anrather und Vorster zu der Reliquie des Heiligen Kreuzes und der Geißelsäule in der Pfarre St. Martin in Orsbeck. Die wertvollen Reliquien besitzt die Pfarre seit 1802. Als um 1800 infolge der Säkularisierung alle Klöster geschlossen und die sich dort befindlichen Wertgegenstände an die umliegenden Kirchen abgegeben wurden, erhielt St. Martin vom Kloster Dalheim die Gegenstände. Pilgerten zunächst nur Pfarrer nach Orsbeck, änderte sich dies später. Nachweislich begann die Wallfahrt der Anrather und Vorster im Jahr 1817.
"Zu der Zeit wütete die Pest. In Anrath und Vorst beschloss man, jährlich einmal nach Orsbeck zu pilgern, wenn die Gemeinden verschont blieben", berichtet Annette Hegger von der Gemeinde St. Johannes. Seitdem ist die Wallfahrt eine Tradition. "Ich kann mich noch daran erinnern, wie wir mit Pferd und Wagen nach Orsbeck pilgerten, als ich noch ein Kind war. Der Rosenkranz wurde unterwegs gebetet, wir machten eine Frühstückspause, und in Orsbeck gab es einen feierlichen Einzug", erzählt Gisela Pauleßen. Dieser feierliche Einzug ist bis heute erhalten geblieben, wobei es im Jubiläumsjahr ein wenig anders abläuft.
Alle suchen diesmal zunächst das Pfarrheim auf, wo die Pilger mit Kaffee und Kuchen begrüßt werden. Danach geht es gemeinsam in einer Prozession zum Luchtenberger Kreuz. Es schließt sich eine Heilige Messe in der Kirche an. Den Abschluss bildet ein gemütlicher Grillabend im Pfarrheim. Wer die Heimreise nicht mehr antreten möchte, hat die Möglichkeit im Jugendheim zu übernachten. Entsprechend sollten Isomatte und Schlafsack mitgebracht werden.
"In all den Jahren haben uns die Orsbecker immer das Gefühl gegeben, wirklich willkommen zu sein. Das macht die Wallfahrt zu etwas ganz Besonderem", bemerkt Pauleßen. Die Anrather verbinden mit der Wallfahrt zudem ein weiteres Detail. Der ehemalige Kaplan von Anrath, Thomas Wieners, ist heute Propst in Orsbeck. Gepilgert wird von Anrath und Vorst zu Fuß, mit dem Fahrrad, dem Auto und dem Bus der Anrather Pfarre. Denn hat Pauleßen eigens für den 16. September reserviert. Im Bus können neben dem Fahrer acht Pilger mitfahren. Diese müssen sich allerdings bis zum 9. September bei der Anratherin anmelden. "Wir müssen entsprechend planen und im Anschluss auch unsere Teilnehmer in Orsbeck anmelden, um den Gastgebern ebenfalls Planungssicherheit zu geben", sagt Pauleßen. Ob zu Fuß, mit dem Rad oder motorisiert, auf der Strecke sind drei bis vier Stopps für kleine Gebetszeiten eingeplant. In Wegberg ist zudem eine Mittagspause angesagt.
"Wir, die mitpilgern, stehen in einer langen Kette, die unsere Vorfahren begonnen haben. Eine solche Tradition selber aufrechtzuerhalten, das ist ein schönes Gefühl", sind sich Hegger und Pauleßen einig.
