Bürger möchten 'intelligente Lösungen' Anwohner wollen Schleichwege schließen

Stadt Willich · Kürzlich wurde im Planungsausschuss ein Gutachten zu einer möglichen Verbindung von Niederheide nach Wekeln präsentiert. Jetzt hatten die Grünen Bürger eingeladen, um deren Meinung zu hören.

 In der Diskussion ist eine Verbindungsstraße, die von Niederheide nach Wekeln (im Hintergrund) führt.

In der Diskussion ist eine Verbindungsstraße, die von Niederheide nach Wekeln (im Hintergrund) führt.

Foto: Marc Schütz

Das Wort "Umgehung" können viele Anwohner in Wekeln schon nicht mehr hören. Seit Jahrzehnten wird darüber nachgedacht, den Autoverkehr durch den Bau einer Umgehungsstraße zu minimieren. Kürzlich wurde im Planungsausschuss eine kleine Lösung erörtert: eine neue Verbindung zwischen Niederheide und Wekeln. Auch diese wird Millionen kosten. Jetzt hatte die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen zu einem Info-Gespräch eingeladen, wollte im Restaurant "Casa Sierra" in Niederheide die Meinung von Anwohnern erfahren.

Etwa 80 Personen begrüßte der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Raimund Berg. Und viele der Gäste, die zu Wort kamen, waren sich einig: Es sei der total falsche Ansatz, den Verkehr auf neuen Trassen durch das benachbarte Naherholungs- und Landschaftsschutzgebiet zu führen.

 Unter anderem die Straße Klein Kempen wird von vielen Autofahrern verbotenerweise als Abkürzung von Wekeln nach Niederheide und umgekehrt genutzt.

Unter anderem die Straße Klein Kempen wird von vielen Autofahrern verbotenerweise als Abkürzung von Wekeln nach Niederheide und umgekehrt genutzt.

Foto: Schütz Marc

Stattdessen wurden "intelligente Lösungen" gewünscht, so ein besserer öffentlicher Nahverkehr, weniger Privat-Autos, die derzeit auf Schleich- und Wirtschaftswegen von Niederheide zu den Geschäften und Betrieben in Wekeln, aber vor allem ins Stahlwerk Becker fahren.

Als großes Problem wurden von mehreren die Schleichwege angesprochen. Wobei die Bezeichnung "Schleichweg" untertrieben ist: Zuletzt hatte im Fachausschuss die externe Verkehrsplanerin Ann-Kathrin Lieven nach erfolgten Zählungen davon gesprochen, dass verbotenerweise die Anliegerstraßen und Feldwege rund um "Am Klapptor" und "Klein Kempen" von täglich knapp 1300 Autofahrern genutzt würden.

Dieses Aufkommen könnte sich, so die Planerin, bei Realisierung einer Schleife, die von Niederheide in einem leichten Bogen bis zum Kreisverkehr am Bonnenring in Wekeln führen könnte, um bis zu 2500 erhöhen.

Einige Anwohner konnten mit den Prognosen des Planungsbüros überhaupt nichts anfangen. "Wir müssen erst einmal wissen, wo die Autofahrer, die die Schleichwege benutzen, herkommen und wo sie genau hinwollen. Die meisten pendeln sicherlich ins Stahlwerk", waren sich einige Frauen einig. Einige Anwohner hatten zuvor im Bereich Klein Kempen/Kückesweg selbst eine Verkehrszählung gemacht, zweifelten sogar die hohen Werte der Gutachter an.

Egal, ob diese Schleichwege von täglich 1300 oder "nur" 800 Autofahrern genutzt werden: Für den Vorschlag, diesen Schleichweg abzupollern und dadurch die Weiterfahrt in Richtung Wekeln und Stahlwerk ausser für landwirtschaftlichen Verkehr zu untersagen, gab es viel Beifall.

Weitere Anwohner erinnerten daran, dass man Poller an den Wirtschaftswegen am Diepeshof und am St.-Bernhard-Gymnasium aufstellen müsste, da diese auch verbotenerweise befahren würden. Die beiden Varianten und Verbindungen zwischen Niederheide und Wekeln, die dort gezeigt wurden, waren für die Teilnehmer keine Lösung. Zumal das externen Planungsbüro nicht ausschließen konnten, dass sich bei Realisierung der Autoverkehr Richtung Wekeln noch erhöhen würde.

Nun hat sich in Wekeln eine Bürgerinitiative gebildet, die die künftige Vorgehensweise von Verwaltung und Planungsausschuss aufmerksam beobachten will. "Auf keinen Fall wollen wir diese kleine Umgehung", so der Tenor. Eine "kleine Lösung", sprich: Umgehung, konnte sich der stellvertretende Vorsitzende des Planungsausschusses, Karl-Heinz Koch (FDP), vorstellen. In Anbetracht des Protestes ging Koch beim Treffen auf seine Idee nicht mehr näher ein.

Die Grünen, die unter anderem mit Merlin Praetor und Christian Winterbach Rede und Antwort standen, waren mit den Vorschlägen, sich nach anderen alternativen Lösungen und gegen weitere asphaltierte Flächen zwischen den Siedlungsbereichen auszusprechen, einverstanden.

"Eine wichtige Aufgabe für die oder den neuen Technischen Beigeordneten ist für uns, dass er oder sie uns Perspektiven aufzeigt, wie die verkehrliche Situation in der gesamten Stadt Willich für die nächsten 20 Jahre besser und effektiver geregelt werden kann", sagte der Grünen-Fraktionsvorsitzende Raimund Berg.

Ein Teilnehmer fasste die bisherigen und jahrzehntelangen Bemühungen, Verbesserungen durch millionenteure Umgehungen zu erreichen, so zusammen: "Das Kind ist schon längst in den Brunnen gefallen, das bekommen wir auch nicht mehr an die Oberfläche."

(wsc)
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