Stadt Willich Arbeitslose und Betriebe treffen sich beim "Speed-Working"

Stadt Willich · Die Kreishandwerkerschaft und die Agentur für Arbeit hatten junge Leute nach Willich eingeladen, den Malerberuf kennenzulernen.

 Insgesamt elf junge Leute kamen an den beiden Tagen zum "Speed-Working" in die Ausbildungsstätte der Innung.

Insgesamt elf junge Leute kamen an den beiden Tagen zum "Speed-Working" in die Ausbildungsstätte der Innung.

Foto: Kaiser Wolfgang

"Ich habe in den Niederlanden eine Zirkusschule besucht, mich insgesamt vier Jahre in der Akrobatik und Show ausbilden lassen, leider wird diese Ausbildung hier in Deutschland nicht anerkannt", sagt Anis Dridi, der seit einigen Monaten arbeitslos ist. Anstelle der Keulen oder des Zauberkastens hat der 31-Jährige gerade den Pinsel und den Farbeimer in der Hand. Man trifft ihn in der Überbetrieblichen Ausbildungsstätte (ÜBA) der Maler- und Lackierer-Innung an der Hans-Böckler-Straße 24 im Willicher Gewerbegebiet Münchheide. Dort organisiert die Innung in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit ein zweitägiges "Speed-Working" gegen den Fachkräftemangel.

Mit dieser neuartigen Initiative sollen arbeitslose junge Menschen dieses Handwerk kennenlernen. Mit dabei sind zahlreiche Meister ihres Fachs, unter anderem Thorsten Engler (Tönisvorst), Peter Loos (Willich), Jan Minhorst (Krefeld) oder Stefanie Baumert (Kempen). Sie schauen sich die ersten Arbeiten der Anfänger an, sind nicht abgeneigt, die jungen Leute erst einmal bei einem mehrwöchigen Praktikum zu beschäftigen und dabei ihre Fähigkeiten herauszufinden. So ist sich schnell Anis Dridi mit dem Malerbetrieb von Michael Dohmen (Krefeld) einig.

Mit von der Partie ist unter anderem Ingo Pawlowski, Obermeister der Maler- und Lackiererinnung Niederrhein Krefeld-Viersen. Er kommentiert: "Auch im Kreis Viersen und in Krefeld müssen wir aktuell feststellen, dass es für unsere Fachbetriebe immer schwieriger wird, geeignete und gute Fachkräfte zu finden. Diese Initiative ist eine klare Win-Win-Situation für unsere Betriebe und für die Bewerber." Dies kann der stellvertretende Obermeister, Ingo Göppert (Nettetal), nur bestätigen: "Ich habe selbst lange Zeit einen Gesellen gesucht, zuletzt hatte es nur drei Bewerbungen gegeben, darunter waren ein Schreiner und ein Färber." Erst vor Kurzem konnte er einen 26-Jährigen aus Niederkrüchten einstellen.

"Wenn es passt, könnte sich für die jungen Leute eine Umschulung oder eine Ausbildung anschließen", sagt Marc Peters, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Niederrhein. Diese gemeinsame Aktion begrüßt auch die Bereichsleiterin der Agentur für Arbeit Krefeld/Kreis Viersen, Sarah Borgloh: "Fehlende Qualifikationen sind ja zu vermitteln."

Am ersten Tag kamen auf Vermittlung der Agentur sieben junge Leute zu der zweitägigen Veranstaltung, am zweiten Tag waren es nur noch vier. Darüber hinaus kamen fünf Jugendliche, die derzeit ein Berufsgrundschuljahr machen. Sascha Zester, Meister und Leiter der überbetrieblichen Ausbildungswerkstatt in Willich, hatte gemeinsam mit Lehrlingswart Günter Kother den jungen Leuten nicht zu schwierige Aufgaben gestellt. So mussten sie an mobilen Stellwänden alte Wandbekleidungen entfernen, beispachteln, beschichten oder mit Raufaser bekleben. "Die Arbeit gefällt mir", sagte der 19-jähirge Maurice aus Kempen, der das Berufsgrundschuljahr absolviert und glücklich darüber war, zum 1. August 2018 eine Ausbildungsstelle gefunden zu haben.

Die grundlegende Problematik auch dieses Berufsstandes machte Marc Peters deutlich: "Früher hatten wir in unserem Gebiet pro Jahr etwa 60 bis 70 Auszubildende, heute sind es nur noch zwischen 30 und 35."

Einig waren sich die Malermeister darin, dass nicht zuletzt auch in den weiterführenden Schulen neue Wege gegangen werden müssen, um das Interesse der jungen Leute am Handwerk zu wecken. Dieses "Speed-Working" könne von daher nur ein Schritt hin zu besseren Perspektiven sein. Über weitere Initiativen werde weiter nachgedacht.

(wsc)
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