Stadt Kempen Armenisch-türkisches Duo begeistert

Stadt Kempen · Vardan Hovanissian auf dem Duduk, der uralten Oboe aus Aprikosenholz, und Emre Gültekin auf der Langhalslaute Saz traten mit ihrem Konzert in der Paterskirche für Versöhnung und Freundschaft zwischen Armeniern und Türken ein.

 Die Duduk, eine Urform der Oboe aus Aprikosenholz, ist untrennbar mit der Musik Armeniens verbunden. Das Konzert in Kempen bestritten der Duduk-Spieler Vardan Hovanissian und der Saz-Spieler Emre Gültekin.

Die Duduk, eine Urform der Oboe aus Aprikosenholz, ist untrennbar mit der Musik Armeniens verbunden. Das Konzert in Kempen bestritten der Duduk-Spieler Vardan Hovanissian und der Saz-Spieler Emre Gültekin.

Foto: JAN LOCUS

Der musikalische Reichtum des armenischen Volkes ist nahezu unermesslich. In der Paterskirche nun gastierte jetzt ein Duo, das die armenische und die türkische Volksmusiktradition miteinander vereint und damit eine Brücke der Freundschaft schlägt zwischen den beiden Nationen, die seit dem Genozid an den Armeniern vor 100 Jahren in Feindseligkeit aneinander gekettet sind. Vardan Hovanissian ist ein Meister auf dem Duduk, einer aus Aprikosenholz gefertigten Kurz-Oboe mit einem extra-breiten Spielblatt, hilfreich für das durch Lippenschwingen erzeugte Vibrato. Charakteristisch für das Duduk ist ein dunkler, warmer und weicher Klang. Emre Gültekin spielte die türkische Langhalslaute Saz, und in seinen virtuosen Händen klang sie gelegentlich wie die armenische Kastenzither Kanun.

Ein leiser, sehnsuchtsvoller Ruf ging vom Duduk aus. Wie sich kräuselnder Wellenschlag an einem Flussufer antwortete das Saz, und beide Instrumente zusammen wiegten sich wie zum gegenseitigen Trost, schweiften ein wenig aus ins Erzählerische und wagten hier und da auch ein Tänzchen. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Der kontemplative, ja meditative Zauber der Musik hatte das Publikum bereits entführt in die grünen Hochtäler Armeniens, wo sich die schmerzliche Erinnerung an die Leiden einer seit der Antike immer wieder von Eroberern drangsalierten Bevölkerung auf beinah surreale Weise vermischt mit der friedvollen Schönheit der Landschaft. Hovanissians Melodien mit ihren kleinen Intervallen, oft sanft geblasenen Trillern im Wechsel mit langgezogenen Noten, schöpften aus dem Hirtenflötenspiel unterschiedlicher Regionen Vorderasiens und des Balkans, die repetitiven Elemente setzte er nicht in erregender, sondern beruhigender Weise ein, und orientalische Verzierungen nutzte er deutlich sparsamer, als dies in ihren Ursprungsländern üblich ist. Gültekin auf seiner Saz wiederum schöpfte aus der byzantinischen und osmanischen Tradition und aus der anatolischen Folklore und harmonierte mit dem Duduk in schönster Weise.

In mehreren Stücken erwies sich Gültekin mit seinem vollen, warmen Bariton auch noch als ausgezeichneter Sänger, dessen armenische und türkisch Verse von Liebe und Schmerz unaufdringlich und doch unwiderstehlich unter die Haut gingen. Besonders bemerkenswert an der Stimmung, die das Duo erzeugte, war, dass bei aller Melancholie immer auch eine deutliche Unterströmung von Heiterkeit spürbar war. Die beiden Meister durften sich nicht ohne Zugabe verabschieden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort