Stadt Willich Auf dem Marktplatz wird jetzt gebuddelt

Stadt Willich · Nach jahrelangen Diskussionen geht es los: Gestern erfolgte der Erste Spatenstich zur Umgestaltung des Willicher Marktes.

Ein paar Meter nebenan steht schon der Bagger bereit, Arbeiter warten darauf, dass sie weitermachen können. Doch zunächst soll es noch ein schönes Foto geben vom symbolischen Ersten Spatenstich, mit denen der Umbau des Willicher Marktplatzes offiziell beginnt. Gestern ging es nun also endlich los, und Bürgermeister Heyes hielt eine kurze Ansprache. Etwa 30 Gäste aus Verwaltung und Politik, aber auch aus der Bevölkerung waren gekommen.

"Ich wünsche der Baumaßnahme eine unfallfreie und reibungslose Abwicklung und wünsche mir, dass wir erreichen, was wir uns zum Ziel gesetzt haben: dass der Markt belebt wird und dass ein Miteinander vor der Kirche St. Katharina ermöglicht wird", sagte Heyes, der aber auch an die Hindernisse Widerstände aus der Bevölkerung erinnerte. Auch Christian Pakusch, Vorsitzender des Planungsausschusses, konstatierte, dass der Planungsprozess in Politik und Verwaltung "Nerven gekostet" habe. Er freue sich daher, dass es nun endlich losgehe.

Gesprochen wird über die Umgestaltung des Marktplatzes schon seit Jahren. Bisher wurde lediglich der Kaiserplatz umgebaut - und gefällt in seiner Nüchternheit nicht jedem. Man hofft nun, dass die Akzeptanz des neuen Marktplatzes in der Bevölkerung größer ausfällt, weswegen die Politik versucht hat, die Bürger einzubeziehen. Wir haben die wichtigsten Ereignisse rund um die Umgestaltung (seit der vorangegangenen Erstellung eines integrierten Handlungskonzeptes für die Innenstadt) zusammengefasst.

9. September 2014: Der Marktplatz soll autofrei werden. Das ist das Ergebnis der Bürgerbefragung, an der 9368 Alt-Willicher teilgenommen haben - eine Beteiligung von etwa 55 Prozent. Das Ergebnis ist knapp: 53 Prozent stimmen für die autofreie Variante. Vor allem die Geschäftsleute hatten sich dagegen ausgesprochen, dass der Markt für den Autoverkehr gesperrt wird - sie fürchten Umsatzeinbußen. Doch die Politik folgt dem Bürgerwillen. Die Umsetzung lässt aber bis heute auf sich warten, soll nun mit der Neugestaltung erfolgen.

5. Februar 2015: In der "Stadtschmiede" an der Bahnstraße werden wochenlang Anregungen von den Bürgern gesammelt. Alle Willicher sind eingeladen, sich zu beteiligen. Einige der Bürger-Wünsche: einheitliches Pflaster, Erhalt des Wochenmarktes, ein Wasserspiel, Spielgeräte und Grünelemente.

4. Mai 2015: Im Rahmen eines "Werkstattverfahrens" schauen sich Mitarbeiter von vier Planungsbüros auf dem Marktplatz um, um Ideen zu entwickeln, wie der Platz aussehen könnte. Erste Ergebnisse werden bereits am Abend bei einer öffentlichen Veranstaltung mit etwa 50 Bürgern diskutiert. Schon hier machen einige der Planer deutlich, dass die Kugelahorn-Bäume die Sicht auf die Kirche versperren. Danach haben die Büros Zeit, die Anregungen aufzuarbeiten und ihre Konzepte fertigzustellen. Diese werden wiederum präsentiert und von einer Jury aus Kommunalpolitikern aller Fraktionen und Fachrichtern bewertet.

18. Mai 2015: Die vier Büros präsentieren ihre Entwürfe vor etwa 80 Zuhörern. Alle Planer sprechen sich dafür aus, die Kugelahorne zu fällen. Widerspruch kommt von einigen Zuhörern. Die Jury entscheidet sich schließlich einmütig für die Ideen des Krefelder Büros "Kraft.Raum.": Der Markt ist gegliedert in Ruhe-, Aufenthalts- und Aktionsräume. Der Bereich entlang der Kirchen-Fassade soll zu einem Ort der Begegnung werden, nicht zuletzt durch eine zwölf Meter lange Tafel und Sitzelemente. Die Fraktionen haben nun Zeit, über die Entwürfe zu beraten.

26. Mai 2015: Die Grünen melden Bedenken an: "Insgesamt wird der Entwurf als gelungen bewertet, da er vielen vorgegebenen Anforderungen gerecht wird und eine deutliche Aufwertung des Marktplatzes verspricht", sagt Kommissionsmitglied und Ratsherr Christian Winterbach. Nicht uneingeschränkte Zustimmung finde jedoch die vollständige Beseitigung der Kugelahorne.

3. Juni 2015: In einem offenen Brief kritisiert Almut Grytzmann-Meister, Vorsitzende des BUND Stadt und Kreis Viersen, das Vorhaben der Stadt Willich, alle rund 20 Kugelahorn-Bäume fällen zu lassen. Der Fachgutachter des BUND habe festgestellt, dass die Information von Verwaltung und Landschaftsarchitekt, die Kugelbäume seien alle krank, sie würden die Sicht auf die Kirche versperren und "Dreck machen", zu einseitig sei. Die Grünen unterstützen den BUND.

18. Juni 2015: Die neu gegründete Bürgerinitiative "Pro Kugelahorn auf dem Willicher Markt" reicht einen Bürgerantrag bei Bürgermeister Josef Heyes ein, um zu erreichen, dass das Thema in der nächsten Sitzung des Stadtrates beraten wird.

24. Juni 2015: Der Stadtrat beschließt bei sechs Gegenstimmen der Grünen und einer Enthaltung von Carsten Mader (SPD), dass der Willicher Marktplatz gemäß dem Entwurf des Krefelder Planungsbüros "Kraft.Raum." umgestaltet werden soll. Die Verwaltung wird beauftragt zu prüfen, ob eine Umpflanzung der Ahorne möglich ist. Christa Disselkamp von der Bürgerinitiative "Pro Kugelahorn am Willicher Markt" kündigt an, dass nun ein Bürgerbegehren angestrengt werde. Ihr Kompromissvorschlag, nur die kranken Bäume zu fällen und die Bäume vor dem Hinzen-Haus umzupflanzen, findet keine Mehrheit. Um den Ratsbeschluss per Bürgerbegehren rückgängig zu machen, sind Unterschriften von 6 Prozent der wahlberechtigten Willicher Bürger notwendig, also etwa 2490. Ist dies der Fall, kann der Rat dem Bürgerbegehren entsprechen. Entspricht der Rat dem nicht, wäre der nächste Schritt ein Bürgerentscheid per Briefwahl.

6. Oktober 2015: Die Bürgerinitiative übergibt 4037 Unterschriften von Willichern ab 16 Jahren, die einen Antrag für einen Bürgerentscheid mit folgendem Wortlaut unterschrieben hatten: "Sollen die 20 Kugelahorn-Bäume auf dem Willicher Marktplatz am jetzigen Standort erhalten bleiben und nur dann gefällt werden, wenn sie krank sind?"

26. November 2015: Die Politik lässt es auf einen Bürgerentscheid ankommen: Das beschließt der Rat mehrheitlich. Die Mitglieder stellen einstimmig fest, dass das Bürgerbegehren der Initiative "Pro Kugelahorn" zulässig ist. Unterschrieben hatten 4037 Bürger, 260 Stimmen waren ungültig.

24. Februar 2016: Es gibt zwar eine Stimmenmehrheit für den Erhalt der Bäume, doch die Kugelahorne auf dem Markt werden gefällt. Das ist das Ergebnis des Bürgerentscheids. Die Bürgerinitiative hat es nicht geschafft, mindestens 6228 Wahlberechtigte zu mobilisieren, für den Erhalt der Bäume zu stimmen. Doch eben dieses Quorum von mindestens 15 Prozent der 41.516 Wahlberechtigten wäre laut Gesetz nötig gewesen.

3. Februar 2017: Die Stadt hat die Kugelahorn-Bäume auf dem Willicher Marktplatz gefällt. Nur noch etwa einen Meter hohe Stämme sind übrig geblieben.

13. Juli 2017: In der letzten Sitzung vor der Sommerpause stimmt der Stadtrat gegen die Stimmen von Grünen und FDP für Granit als Bodenbelag. Die Gesamtkosten steigen auf 1,62 Millionen Euro. Grüne und FDP kritisieren neben den gestiegenen Kosten, dass von den ursprünglichen Planungen des Büros "Kraft.Raum." nicht mehr viel übrig sei. Auffälligsten Änderungen: Der Bodenbelag ist nun nicht mehr in drei erdigen, warmen Farbtönen gehalten, und die lange Tafel vor der Kirche wird es auch nicht geben. Es folgt die Ausschreibung der Arbeiten.

(RP)
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