Stadt Willich Ausverkauftes Jazz-Konzert: Niederländer begeisterten

Stadt Willich · Da blühte den Sinnen was: Zum Auftakt des Willicher Jazzfrühlings 2017 gastierten Sängerin Fay Claassen und das Trio Peter Beets vor 160 Gästen im Neersener Schloss - ausverkauftes Haus für die vier preisgekrönten Niederländer. Diese waren über jeden Zweifel erhaben, den Preis der Deutschen Schallplattenkritik 2016 für das auch in Neersen angestimmte Programm "Swing and Sweet" zurecht erhalten zu haben. Vorab sei gesagt: Ihr Auftritt war alles außer gewöhnlich.

Der Einstieg, ein Klassiker: Oscar Petersons "You Look Good To Me" ("We Get Requests", 1964) interpretierte Beets mit versierter Verve. Vom gestrichenen zum forsch gezupften Kontrabass war's da nur ein Taktstrich, hinzu kam die stark rhythmisierte Gitarre. Das Trio, eine starke Einheit: Schon vorm vokalen Einstieg Claassens atmete der klare Klangkörper gleichmäßiger als so manche Kombo mit Drums. Nein - ein Schlagwerk vermisste nun wirklich niemand im Saal.

Peter Beets und seine Kompagnons bestätigen nicht nur die über Landesgrenzen bekannte Qualität der Ausbildung an niederländischen Konservatorien, sie bestärkten Tiefe und Größe bewährter Standards wie "I'm Old Fashioned". Fay Claassens warme, rund-volle Stimme schmiegte sich dabei seidenschalgleich an die melodiösen Ausflüge des Pianos, an sich schier überschlagende Läufe voll von tiefem harmonischen Verständnis. Ein Glückspilz, wer dies wie jetzt in Neersen live hören darf.

Beets' sandfarbener Anzug, sein juveniles Lächeln voller Schalk - das Schräge kommt authentisch. Die Sängerin schließt die Augen, beginnt den Scat-Gesang. So verspielt Beets wirkt, so präzise liefert er ab. "Klassische Jazzsongs sind nicht aus der Mode. Wir lieben sie", sagt der Leader. Der hörenswerte Beweis folgt sofort: "When Sunny Gets Blue" in einer Interpretation, die Eigensinn und Eleganz aufs Harmonischste zu verbinden vermag.

Eine ganze Klaviatur Wahnsinn offeriert "I've Got The World On A String", die Sechzehntel-Läufe rauschen nur so frühlingsfrisch, mit Vogelgezwitscher-ähnlichen Trillern reich garniert. Ebenso hervorzuheben ist die stimmliche Mikro-Arbeit, die sanfte Höhe, der wohlige Alt. Eine Prise Genialität streut Beets mit Bach'schen Sprenklern in "Autumn Leaves", bei dem - ähnlich wie bei Werken des Barock-Großmeisters - hinter gefälligem Höreindruck hohe Komplexität steckt.

Übrigens: Der Jazzfrühling geht am 31. März in die zweite Runde. Dann gastiert das das junge Trio "Three Fall" - zwei Bläser und Schlagzeug - im Neersener Schloss.

(tone)
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