Willich Baby beinahe zu Tode geschüttelt

Willich · Ein 26-Jähriger aus Willich hat gestanden, seinen vier Monate alten Sohn derart heftig geschüttelt zu haben, dass der Junge bleibende Hirnschäden zurück behalten wird. Der Vater wurde am Donnerstag dem Haftrichter vorgeführt.

 Die entführte Frau aus Lörrach ist gefesselt aufgefunden worden.

Die entführte Frau aus Lörrach ist gefesselt aufgefunden worden.

Foto: Julian Omonsky

Freitag, 21.30 Uhr, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin am Helios Klinikum Krefeld: Mit Atemstillstand wird ein vier Monate alter Säugling eingeliefert. Die Ärzte der Intensivstation kümmern sich um das Baby. Sie stellen eine schwere Hirnschädigung fest. Das Leben des Kleinkindes ist akut bedroht. Der Verdacht der Mediziner: Schütteltrauma. Die Verletzungen des Jungen lassen sich nur durch zu heftiges Schütteln erklären.

Die Ärzte informieren die Krefelder Polizei. Die weiteren Ermittlungen übernehmen aber schnell die Kollegen aus Mönchengladbach. Die dortige Kripo ist für schwere Verbrechen mit Tatort Willich zuständig, erklärt Polizeisprecher Willy Theveßen. Eine Gerichtsmedizinerin wird hinzugezogen. Sie bestätigt den Verdacht der Intensivmediziner. Der Junge wurde zu stark geschüttelt. Die Polizei vernimmt die Eltern. Am Montagnachmittag gesteht der 26-jährige Vater, dass er seinen Sohn kurz heftig geschüttelt habe. Er sei verzweifelt gewesen, da er nicht in der Lage war, das schreiende Kind zu beruhigen.

Sein Sohn wird bleibende Schädigungen des Gehirns davon tragen. Das Schütteln führe in vielen Fällen sogar zum Tod, heißt es. "Der Kopf des Babys schlägt beim Schütteln ungeschützt hin und her. Solch hastige Bewegungen können das Gehirn verletzen und zu Einrissen von Blutgefäßen führen”, erklärt Professorin Christiane Dammann von der Medizinischen Hochschule Hannover.

Die Kinderärztin gehört zu einem Team der Hochschule, das 2007 eine Studie zum "Shaken Baby Syndrom” (Schütteltrauma-Syndrom) durchgeführt hat und seitdem intensiv Aufklärungsarbeit leistet unter dem Titel "Schütteln ist lebensgefährlich”. Die bleibenden Schäden, die das Schütteltrauma verursacht, können körperliche und geistige Behinderungen sein, Seh-, Hör- oder Sprachausfälle sowie Verhaltensstörungen.

Der Haftrichter erließ am Donnerstagnachmittag bereits Haftbefehl gegen den Vater aus Willich. Gegen Auflagen wurde der Vollzug aber ausgesetzt. Das heißt, der 26-Jährige muss vorerst nicht ins Gefängnis. Die ermittelnde Staatsanwaltschaft wirft ihm aber versuchten Totschlag vor.

Der 26-Jährige hat mit seiner 20-jährigen Frau zwei weitere Kinder im Alter von einem und drei Jahren. Laut Polizei haben die Ermittler keinerlei Hinweise auf problematische Familienverhältnisse gefunden. Sie spricht vielmehr von einer "durchaus als intakt zu bezeichnenden jungen Familie in einem geordneten Haushalt”.

"Der Fall ist bedauerlich”, sagt Ralf-Hasso Sagner, Vorsitzender des Willicher Ortsverbandes des Kinderschutzbundes. Er appelliert im RP-Gespräch an Eltern, sich bei Problemen an den Kinderschutzbund zu wenden und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. "Unsere Kompetenzen liegen im Bereich der Prävention. Wir haben verschiedene Kursangebote für Eltern und einmal wöchentlich auch eine kostenlose Sprechstunde mit einer Familientherapeutin.”

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort