Stadt Kempen Bahnstraßen-Anwohner kämpfen weiter

Stadt Kempen · Die Anwohner der Bahnstraße in St. Hubert begrüßen zwar die Sanierung der Fahrbahn. Neue Parkbuchten, neue Gehwege und eine neue Beleuchtung sind aus ihrer Sicht aber nicht notwendig - zumal sie auch dafür zahlen müssten.

 Dieses Foto hat Anwohner Karl-Heinz Josten erst vor wenigen Tagen aufgenommen: Ein Lkw fährt über den Bürgersteig. Für Josten ist es kein Wunder, dass der bauliche Zustand so massiv leidet.

Dieses Foto hat Anwohner Karl-Heinz Josten erst vor wenigen Tagen aufgenommen: Ein Lkw fährt über den Bürgersteig. Für Josten ist es kein Wunder, dass der bauliche Zustand so massiv leidet.

Foto: Karl-Heinz Josten

Karl-Heinz Josten kennt die Gegend wie kein zweiter. Der St. Huberter wurde an der Bahnstraße geboren, seit vielen Jahren wohnt er mit seiner Frau Gisela an der viel befahrenen Ortsdurchfahrt. Dieser Straßenzug soll ab dem nächsten Jahr komplett umgestaltet, teilerneuert und saniert werden. Was Josten nicht fassen kann: dass die Anwohner dies prozentual mit vielleicht noch höheren Anliegerbeiträgen zahlen sollen. "Der Fahrbahnbelag kann durchaus erneuert werden, aber neue Parkbuchten, neue Gehwege und eine neue Beleuchtung sind überhaupt nicht notwendig", sagt der 73-Jährige.

Josten spricht sich für eine Verkehrsberuhigung auf einem Teilstück der Bahnstraße aus - und zeigt ein Foto, das er selbst kürzlich gemacht hat: Nur wenige Meter von seinem Fenster entfernt parkt ein 40-Tonner im Halteverbot. Der Fahrer ist nicht zu sehen. "Der war etwa 20 Minuten beim Einkauf im Aldi", erinnert sich Josten. Ein Linienbus kommt dadurch nicht weiter. Der Verkehr staut sich bis zur Umgehungsstraße. Als der Brummifahrer endlich zurückkommt, fährt er erst einmal auf dem Gehweg weiter. Eben auf diesem Bürgersteig kommt dem Lkw-Fahrer eine Frau mit einem Kinderwagen entgegen. Kurz vor ihr schert der Lastwagen dann wieder auf die Straße ein.

 "Leider haben viele Autofahrer die Verhaltensregeln auch bei abknickenden Vorfahrtsstraßen vergessen", so Fahrlehrer Raphael Steffens.

"Leider haben viele Autofahrer die Verhaltensregeln auch bei abknickenden Vorfahrtsstraßen vergessen", so Fahrlehrer Raphael Steffens.

Foto: WICKERATH

Josten hat sich die Zahlen der jüngsten Verkehrszählungen vom Bauamt besorgt. Danach wurden allein im Messzeitraum des vergangenen Jahres dort in der Tempo-30-Zone täglich 4333 Fahrzeuge gezählt. Und der St. Huberter ergänzt: "Bei der Vielzahl des Anliefer- und Schwerlastverkehrs, zuletzt waren dies täglich 208 Lkw, ist es doch kein Wunder, dass der bauliche Zustand der Straße nicht besser geworden ist." Der Verkehr würde dort noch zunehmen, wenn nicht viele Autofahrer zur Umgehung der Bahnstraße den Schleichweg über die Schauteshütte nehmen würden.

Josten spricht wohl für viele Anwohner, die keine komplette Runderneuerung wünschen: "Wenn die Stadt das Ortsbild von St. Hubert optisch aufbessern möchte, dann sollte dies aus dem allgemeinen Haushalt von der Allgemeinheit bezahlt werden." Zumal selbst die Stadt Kempen in der Vorlage für eine Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Planung und Klimaschutz schreibt, welch eine besondere Bedeutung die Bahnstraße für den gesamten Stadtteil St. Hubert habe.

"Es ist doch nicht fair, wenn bald 67 Anwohner größtenteils die Zeche für die Allgemeinheit zahlen sollen", spricht Josten schon von möglichen Erhöhungen der Anliegerbeiträge um bis zu 30 Prozent. Mit entsprechenden Vorschlägen konnte sich aber zuletzt die Stadtverwaltung nicht durchsetzen (die RP berichtete). Zur Erinnerung: Bei ähnlichen Hauptverkehrsstraßen in der Stadt Kempen lag bislang die Beteiligung der Hauseigentümer bei einer neuen Fahrbahn bei 30 Prozent; diese soll auf 50 Prozent erhöht werden. Bei den Kosten für neue Gehwege und Parkbuchten soll der Anteil von 50 auf 70 Prozent steigen, bei der neuen Straßenbeleuchtung von 30 auf 60.

Josten sagt auch: "Wir werden uns mit allen Mitteln gegen diese antiquierte Kommunalabgabe zur Wehr setzen." Er hat sich auch schon für einen möglichen Bürgerprotest einen Schriftzug auf den Transparenten ausgedacht: "Bahnstraße saniert! Anwohner ruiniert!"

(RP)
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