Stadt Willich Bald ziehen die ersten Flüchtlinge ein

Stadt Willich · Das "Flüchtlingsdorf" an der Moltkestraße in Willich ist so gut wie fertig. In den nächsten Tagen werden dort nach und nach die ersten Menschen einziehen. Bis zum Sommer soll so auch die Niershalle wieder für den Sport freigegeben werden.

 Jeweils in der Mitte von sechs bis sieben Wohneinheiten stehen Modulhäuser, in denen die Küchen und Aufenthaltsräume untergebracht sind.

Jeweils in der Mitte von sechs bis sieben Wohneinheiten stehen Modulhäuser, in denen die Küchen und Aufenthaltsräume untergebracht sind.

Foto: Wolfgang Kaiser

Die Sonne knallt auf das großzügige Gelände an der Moltkestraße 25 in Willich, der trockene, helle Schotter staubt beim Drüberlaufen. 70 Modulhäuser in Grau und Weiß stehen ordentlich angeordnet in Gruppen zusammen, zudem gibt es Container, die als Gemeinschaftsräume dienen. Ein paar mit Blumen und kleinen Bäumen bepflanzte Kübel und Gartenmöbel hier und da sorgen dafür, dass die Atmosphäre nicht gar so sehr einer Baustelle gleicht, sie lassen ein bisschen Campingplatz-Gefühl aufkommen. Die ersten Flüchtlinge werden in den kommenden Tagen in das "Dorf" an der Moltkestraße ziehen - und dürften sich über diesen Umzug freuen. Denn bisher wohnen sie beispielsweise in der Niershalle in Neersen oder in der leicht überbelegten Gemeinschaftsunterkunft am Bahnhof in Anrath, so Susanne Kamp, die Leiterin des Geschäftsbereichs Jugend und Soziales bei der Stadt Willich.

Sicher, das Flüchtlingsdorf ist kein Luxus, gibt auch Willichs Erster Beigeordneter Willy Kerbusch zu, der das in Deutschland einmalige Projekt mit den Modulhäusern der Willicher Firma "MegaVillage", die eigentlich für Hilfsprojekte in Afrika konzipiert sind, initiiert hat. Aber es bietet den Bewohnern deutlich mehr Privatsphäre und Möglichkeiten, das Alltagsleben selbst in die Hand zu nehmen, als etwa eine Turnhalle. "Wir wollen ,Hilfe zur Selbsthilfe' bieten und haben 450-Euro-Kräfte eingestellt, die die Flüchtlinge beim Einkaufen begleiten, beim Kochen helfen oder ihnen beispielsweise zeigen, wie eine Waschmaschine funktioniert", sagt Kerbusch. Aus seiner Sicht ist die Unterbringung der Flüchtlinge in der Niershalle "völlig unzumutbar", die im Flüchtlingsdorf hingegen menschenwürdig.

 Die Betten sind schon gemacht, die Flüchtlinge können einziehen.

Die Betten sind schon gemacht, die Flüchtlinge können einziehen.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Es gibt auch eine "Job-Börse", in der Ein-Euro-Arbeitsverhältnisse vermittelt werden. Ulrich Blesin, einer der drei Gesellschafter der Einrichtung und ehemaliger Hauptmann bei der Bundeswehr, führte gestern durch das Dorf, bevor die ersten Flüchtlinge eintreffen. Die 70 rund 24 Quadratmeter großen "Wohnhäuser" sind jeweils für vier Personen ausgelegt, insgesamt können also 280 Menschen an der Adresse Moltkestraße 25 leben. Die Container sind mit zwei Etagenbetten aus Metall, vier Spinden und einer kleinen Sitzgruppe ausgestattet - "und bekommen auch noch einen kleinen Fernseher", sagt Blesin und öffnet die Tür zum Küchencontainer, von dem jeweils einer in der Mitte von sechs oder sieben Wohneinheiten steht und in dem sich die Bewohner selbst versorgen. Hier gibt es drei Kochstellen sowie Kühlschränke für jedes "Wohnhaus". Hinzu kommen elf Aufenthaltsräume auf dem Gelände.

In der Mitte des Flüchtlingsdorfes sind die Duschen, Toiletten und Räume für Waschmaschinen aufgebaut, und am Eingang, gegenüber dem Büro des Sicherheitsdienstes, der immer mit zwei Mann zugegen ist, befindet sich die Cafeteria. Diese war gestern noch nicht komplett eingerichtet, soll aber bald zu einem "Ort der Begegnung" werden, so Blesin. Hier, in der "Oase", sollen Flüchtlinge mit Willicher Bürgern in Kontakt kommen. Möglich ist das auch auf dem benachbarten Bolzplatz, der weiterhin auch den Willichern offensteht.

 In den Küchen gibt es drei Kochstellen und einen Kühlschrank für jede Wohneinheit.

In den Küchen gibt es drei Kochstellen und einen Kühlschrank für jede Wohneinheit.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Am Eingang des Platzes gibt es auch einen Container, in dem zwei Ärzte im Ruhestand eine Sprechstunde für die Flüchtlinge anbieten werden. "Sie waren beide im Ausland tätig, sprechen also mehrere Sprachen", sagt Willy Kerbusch, der sich darüber freut, dass auch Anregungen der Nachbarn berücksichtigt werden konnten. So wird auch noch eine Videoüberwachung installiert, um auch die dunklen Ecken zu erfassen. "Sollte es doch mal Probleme geben, können sich die Anwohner direkt an das Personal im Dorf wenden. Manches Problem lässt sich dann bestimmt schon lösen", sagt Kerbusch.

Susanne Kamp ist sehr zuversichtlich, dass der Plan, die Niershalle bis zum Sommer wieder für ihre eigentliche Nutzung, den Sport, freizugeben, eingehalten wird. Denn seit Wochen werden der Stadt - bis auf ganz vereinzelte Ausnahmen - keine neuen Flüchtlinge zugewiesen. Derzeit leben etwa 480 der Kommune zugewiesene Flüchtlinge in Willich, hinzu kommen die Menschen in der Landeseinrichtung im ehemaligen Krankenhaus, das für bis zu 450 Personen ausgelegt ist.

(RP)
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