Stadt Willich Betrachtungen über Luther und seine Nachfolger

Stadt Willich · Im Rahmen der ökumenischen Kirchenmusiktage gestaltete die Emmaus Kantorei ein Konzert.

Mit Kompositionen aus fünf Jahrhunderten spannte die Emmaus Kantorei einen Zeitbogen von der Reformation bis zur Gegenwart. "Verleih uns Frieden gnädiglich" war der Abend in der Auferstehungskirche Willich überschrieben. Musik und Texte wechselten einander ab und waren sorgsam auf ein facettenreiches Ganzes angelegt. Betont wurde dies durch nahtlose Übergänge der Beiträge sowie Textquellen, die auf die Bedeutung der Musik in der evangelischen Kirche verwiesen. Die Zuhörer verzichteten instinktiv auf Zwischenapplaus und dankten dafür am Ende umso herzlicher mit anhaltendem Beifall. Unter der Leitung des Kreiskantors Klaus-Peter Pfeifer stellte sich die Emmaus Kantorei gut vorbereitet zu Choral, Motette, Lied und Kantate vor.

Zu Telemanns "Trumpet Air" hatte zuvor Organist Jens-Peter Enk im klaren Spiel einen lebendig, frohen Einstieg serviert. Der Ausdruck von Freude und Vertrauen beherrschte die Auswahl mit Werken zum Beispiel von Praetorius, Buxtehude, Bach über Mendelssohn-Bartholdy sowie den Zeitgenossen Toni Ulrich und John Rutter. Der Chor gestaltete Bachs "Ein feste Burg ist unser Gott" im ernsten, ruhigen Vortrag als unerschütterlichen Ruhepol. Freudige Lebensbejahung brachte er in seiner Interpretation von Pachelbels "Gott ist unsere Zuversicht und Stärke" zum Klingen. Zu Fietz und Rieglers Vertonung über Dietrich Bonhoeffers Text "Von guten Mächten wunderbar geborgen" gestalteten die Soprane einen berührend feinen Nachhall zur Melodie. Bonhoeffer, der von den Nationalsozialisten ermordet wurde, zählte zu den bedeutenden Persönlichkeiten in der Nachfolge Luthers, an die Pfarrer Rolf Klein in den Lesungen erinnerte.

Die von Klein vorgestellten und kommentierten Texte hatte der Düsseldorfer Autor und Künstler Utz Peter Greis zusammengestellt. Klein sprach von den kräftigen Hammerschlägen, mit denen Luther am 31. Oktober 1517 seine Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg genagelt haben soll. Er betonte, dass dieser Vorgang historisch nicht eindeutig geklärt ist, wohl aber die Auswirkungen. Klein sprach auch von den vielen Facetten Luthers, der asketischer Mönch, überzeugter Streiter, Meister der Öffentlichkeitsarbeit, kompromissloser Wüterich und Bibelübersetzer war.

Zu einem wenig bekannten Text des großen Aufklärers Immanuel Kant stellte der Pfarrer Kants immer noch hochaktuell anmutenden Forderungen für Frieden und Gewaltenteilung vor. In Bezug auf Frère Roger Schutz betonte Klein, dass jede Generation auf ihre Weise an Glauben und Frieden arbeiten muss. Zu Rutters "The Lord bless you and keep you" endete das Programm im sanft leuchtenden Klang. Nach der Zugabe sangen Besucher und Emmaus Kantorei gemeinsam den irischen Friedensgruß. Dazu reichten sie sich über die Bänke hinweg die Hände, ganz im Sinne des gewählten Themas "Verleih uns Frieden gnädiglich".

(anw)
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