Stadt Kempen Bläserquintett begeistert in Paterskirche

Stadt Kempen · Ein anspruchsvolles, dabei anregendes und vielfältiges Programm bot das junge Arundos-Bläserquintett bei seinem Konzert in der Paterskirche. Das Publikum applaudierte begeistert und erhielt eine Zugabe.

 Dem Arundos-Quintett - hier noch in der alten Besetzung am Horn - kann man nur eine grandiose Zukunft wünschen. Kammermusik von Bläsern statt von Streichern hat aber noch gegen Vorurteile anzukämpfen.

Dem Arundos-Quintett - hier noch in der alten Besetzung am Horn - kann man nur eine grandiose Zukunft wünschen. Kammermusik von Bläsern statt von Streichern hat aber noch gegen Vorurteile anzukämpfen.

Foto: MISCHA BLANK

Bläserkammermusik ist angeblich bei den Musikfreunden weniger beliebt als solche mit Streichinstrumenten. Das ist unverständlich, denn bei keiner Instrumentenkonstellation gibt es eine solche Farbenvielfalt wie bei Querflöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott.

Das aufgeschlossene Kempener Musikpublikum ist auch hier die rühmliche Ausnahme - beim Gastspiel des Arundos-Quintetts war die Paterskirche bestens besucht.

Arundos - dahinter verbergen sich fünf junge Musiker mit Achtung gebietender Vita: Anna Saha aus Saarbrücken, die in Mainz und Brüssel Querflöte studierte, wirkte in den Staatsorchestern Hannover und Braunschweig als stellvertretende Soloflötistin - bei den Düsseldorfer Symphonikern war sie in der Spielzeit 2014/15 Soloflötistin. - Der Japaner Yoshihiko Shimo verließ die "Tokyo University of Arts", ausgezeichnet als bester Student des Instituts. Nach Studien an der Kölner Musikhochschule bereitet sich Shimo, der als Solooboist ständiger Gast bei der Internationalen Bachakademie Stuttgart ist, zur Zeit auf sein Konzertexamen an der Robert -Schumann-Hochschule Düsseldorf vor. - Die Klarinette bei Arundos spielt Christine Stemmler. Sie absolvierte ihre Studien in Detmold und Köln, wurde als Stipendiatin bei "Yehudi Menuhin Live Music Now" ausgewählt und ist Gast an der Staatsoper Hannover, bei den Dortmunder und Bochumer Symphonikern sowie dem Württembergischen Kammerorchester Heilbronn. - Anna Vogelsänger begann im Alter von dreizehn Jahren mit dem Fagottspiel, studierte bei Professor Georg Klütsch, der "Fagottschmiede" an der Kölner Musikhochschule, und ist regelmäßiger Gast bei den Düsseldorfer Symphonikern, beim Gürzenich-Orchester Köln und der Kammerakademie Neuss. - Ganz neu im Ensemble ist die Amerikanerin Lisa Rogers, die es bereits zur Solohornistin der Düsseldorfer Symphoniker gebracht hat.

Ein anspruchsvolles, dabei anregendes und vielfältiges Programm, das mittels charmanter Moderation dem Publikum auf lockere und angenehme Art erschlossen wurde, hatten die bestens miteinander harmonierenden Arundos-Musiker mit nach Kempen gebracht. Der Ouvertüre zur Mozart-Oper "Die Zauberflöte" in einer Bearbeitung von Joachim Linckelmann folgte das Bläserquintett g-Moll op. 56 Nr. 2, das der Böhme Franz Danzi (1763-1826) in Anlehnung an sein großes Vorbild Mozart im Jahre 1821 komponierte. Danzi verstand es meisterlich, die Farbnuancen der Blasinstrumente auszuloten, was in der lebendigen und technisch makellosen Interpretation der jungen Musiker plastisch zur Geltung kam.

In der "Summer Music" von Samuel Barber (1910-1981) suggerierten die Instrumentalisten - mit großer Einfühlsamkeit der neoromantischen Harmonik nachspürend - die Sehnsucht nach dem Sommer.

Programmatisches vermittelte auch Lalo Schifrin (*1932), ein durch Filmmusiken bekannt gewordener Komponist, mit "La Nouvelle Orleans". Hier war ein auf dem Mississippi fahrender Schaufelraddampfer, der schließlich sinkt, förmlich zu hören. Die nachfolgende Trauermusik mündet in jazzige Freudenklänge. Dieses so leichtfüßig erscheinende Tongemälde enthält für die Interpreten eine Menge Fallstricke, die hier bewundernswert gemeistert wurden.

Das Gleiche gilt für das abschließende, umfangreiche erste Bläserquintett von Jean Francaix (1912-1997), das so schwer zu spielen ist, dass es Jahre dauerte, bis sich ein Ensemble an die vertrackten vier Sätze mit dem oft versteckten kompositorischen Humor wagte. Die bis in die letzten Nuancen optimal aufeinander abgestimmten Musiker des Quintetts bestanden auch diese Bewährungsprobe mit Bravour und dankten für den begeisterten Applaus mit einer Zugabe von Maurice Ravel.

(RP)
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