Stadt Willich Chefarzt: "Haus wäre zu retten gewesen"

Stadt Willich · Am Freitag schließt das Katharinen-Hospital in Willich für immer. Der Ärztliche Direktor und Chefarzt der Inneren Medizin, Dr. Walter Ormann, betont die gute Qualität des Hauses und fürchtet eine Verschlechterung der Versorgung.

 Noch hat Dr. Walter Ormann viel zu tun, untersucht nach wie vor Patienten - aber nur noch bis Freitag. Er könnte sich allerdings vorstellen, künftig selbstständig in den Räumen, endoskopische Untersuchungen durchzuführen.

Noch hat Dr. Walter Ormann viel zu tun, untersucht nach wie vor Patienten - aber nur noch bis Freitag. Er könnte sich allerdings vorstellen, künftig selbstständig in den Räumen, endoskopische Untersuchungen durchzuführen.

Foto: Kaiser

Die Parkplätze vor und hinter dem Katharinen-Hospital sind gut gefüllt, vor dem Haupteingang sitzen Patienten, Ärzte und Pfleger laufen über die Flure. Auch im Büro des Ärztlichen Direktors Dr. Walter Ormann deutet wenig darauf hin, dass das Krankenhaus am Montag für immer schließt: An der Wand hängen Porträts seiner beiden beruflichen "Ziehväter", auf dem Tisch steht ein Strauß frischer Blumen, gerade hat er eine Patientin verabschiedet. Wenn es nach Ormann ginge, könnte der Betrieb weitergehen: "Man hätte unser Haus mit seiner Inneren Medizin, der Chirurgie und der HNO-Belegabteilung erhalten können. So schräg, wie dargestellt, war unsere wirtschaftliche Lage nicht."

Ormann möchte keine schmutzige Wäsche mit den St.-Augustinus-Kliniken, die im Oktober bekannt gegeben hatten, das Katharinen-Hospital zu schließen, waschen. Vielmehr möchte er sich gegen den Eindruck wehren, dass sich die medizinische Versorgung in Willich nun verbessern werde, da das ebenfalls von den Augustinerinnen betriebene Krankenhaus Neuwerk die Versorgung übernehmen will. "Die Schließung eines Hauses kann nicht mit einer Verbesserung der Versorgung einhergehen", sagt Ormann.

Die Wege würden länger, gerade für Patienten in Alt-Willich oder Anrath. Aber auch den kurzen Draht und das persönliche Gespräch der in Willich niedergelassenen Ärzte zu den Chefärzten am Krankenhaus werde es so nicht mehr geben. "Die Qualität hier war nicht schlecht. Das zu behaupten, wäre ein Schlag ins Gesicht. Wir konnten die Grundversorgung auf dem gleichen Niveau sicherstellen wie das Krankenhaus Neuwerk - und könnten das auch weiterhin", sagt der Chefarzt der Inneren Medizin. Dass auch kleine und mittlere Häuser wettbewerbsfähig sein könnten, zeigten die Beispiele Tönisvorst, Hüls, Süchteln oder Wegberg.

Ormann glaubt nicht, dass der im Trend liegende Weg hin zu großen medizinischen Zentren der Maximalversorgung der richtige ist. "Nicht jeder Leistenbruch braucht eine Maximalversorgung. Ein Mehr an Diagnostik und Aufwand bedeutet nicht automatisch auch ein Mehr an Qualität." Nein, nicht selten führe dies sogar zu einem Überschuss an unnötigen Behandlungen - "zulasten des Patienten", so Ormann weiter. Natürlich biete das Hospital in Willich nicht die Möglichkeit einer Herzkatheter-Untersuchung oder andere High-Tech-Medizin. "Aber die brauchen 80 Prozent unserer Patienten auch gar nicht." Die übrigen Patienten würden selbstverständlich in andere Häuser geschickt. Und die "exzellent ausgestattete" Intensivstation sei durchaus in der Lage, auf Komplikationen bei Patienten zu reagieren.

Die Augustiner hatten angeführt, dass große Investitionen in die Intensivstation hätten fließen müssen, um sie weiterbetreiben zu können. Ormann sagt, dass viele Krankenhäuser die hohen, im Krankenhausplan NRW für Intensivstationen vorgesehenen Standards nicht erfüllen könnten. Wenn sie alle einhalten wollten, müssten 20 Prozent der Intensivstationen schließen, und dadurch würden die zugehörigen Krankenhäuser in Schwierigkeiten geraten.

Apropos Investitionen: Laut Markus Richter, Geschäftsführer der St.-Augustinus-Kliniken-gGmbH, wurden in den vergangenen Jahren rund sieben Millionen Euro in das Willicher Haus investiert. Ein großer Teil davon sei jedoch als Mitgift von der katholischen Kirche gekommen, als die Augustiner das Haus übernommen hatten, so Ormann. Und den Rest habe das Katharinen-Hospital aus den laufenden Einnahmen erwirtschaftet. "Ich bezweifle, dass die Augustiner eigenes Geld hier reingesteckt haben", sagt Ormann und betont: "Unser Haus wäre zu retten gewesen, wenn man den Mitarbeitern die Gelegenheit gegeben hätten, einen Plan für die Zukunft des Hauses zu entwickeln."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort