Stadt Willich Daniela fühlt sich in Deutschland wohl

Stadt Willich · Eine 19-Jährige aus Venezuela ist ein Jahr lang in Willich zu Gast und besucht das St.-Bernhard-Gymnasium. Ermöglicht hat den Aufenthalt der Willicher Rotary-Club.

 Daniela Pernia aus Venezuela (links) besucht derzeit Deutschland. Ihre "Gastschwester" Pia Gronwald wird ab August Ecuador besuchen.

Daniela Pernia aus Venezuela (links) besucht derzeit Deutschland. Ihre "Gastschwester" Pia Gronwald wird ab August Ecuador besuchen.

Foto: Wolfgang Kaiser

"Klar, kenne ich den deutschen Fußball, vor allem Bayern München; die Bundesliga haben wir zu Hause immer live geguckt", sagt in einwandfreiem Deutsch Daniela Pernia. Eigentlich ist dies nichts Besonderes - mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass Daniela im südamerikanischen Venezuela lebt und erst im August die deutsche Sprache erlernt hat. Die 19-Jährige aus Caracas ist gerade mittendrin: bei ihrem einjährigen Schüleraustausch, den ihr der Willicher Rotary-Club ermöglicht hat. Derzeit lebt sie in der dritten Willicher Gastfamilie, bei den Eheleuten Dr. Burkhard und Dorothee Gronwald in Schiefbahn. Vorher waren dies Max und Bettina Schefz (Willich) sowie Max und Nora Riesenhuber (ebenfalls Schiefbahn).

Daniela ist unbekümmert, wissbegierig, geht auf die Menschen zu und hatte im vergangenen Jahr Deutschland an Nummer Eins ihres Wunschlandes gesetzt. "Deshalb, weil ich als Zehnjährige schon mal mit den Eltern meinen Patenonkel Thomas in Lübeck besucht habe und mir die Deutschen sympathisch sind", erzählt sie lächelnd im Garten der Burkhards. Und Deutsch zu lernen, mache ihr Spaß. Dafür sorgt ein Grundkurs im St.-Bernhard-Gymnasium und an drei Nachmittagen in der Woche die 22-jährige Kathrin Heyers, die ebenfalls früher an den Rotary-Austauschen beteiligt war. Bald ist auch Pia Gronwald dabei; die 16-Jährige wird ab August dieses Jahres Ecuador besuchen; dann fährt die gleichaltrige Marie Krebs aus Anrath nach Kanada.

Daniela besucht die Jahrgangsstufe elf des Schiefbahner Gymnasiums, hat neun Fächer belegt und meint: "Natürlich gibt es welche, so Erdkunde, bei denen ich noch Verständigungsprobleme habe, aber das wird besser." In ihrer deutschen Klasse hat sie auch bereits den Mitschülern in Englisch ihr Heimatland und ihre Oberschule in Caracas vor- und einige Unterschiede herausgestellt. So würden dort viel mehr Tests geschrieben, blieben die Schüler nach dem Kindergarten bis zum Abitur im Klassenverbund zusammen und trage man Schuluniformen. Die Uniformen findet Daniela deshalb gut, weil "ich nicht jeden Morgen vor dem Schrank stehen und mich entscheiden muss, was ich anziehe."

Sie holt die dunkle Rotary-Jacke heraus, die einige Kilogramm schwer sein muss. Sie zieren zahlreiche Pins, die sie auch bei ihrer dreiwöchigen Europatournee vor einigen Wochen gesammelt hat, unter anderem aus Budapest, Wien oder Rom. Einige Bierdeckel sind darunter und ein Pin mit der Aufschrift "Kölle Alaaf". Beim Karneval hat sie in Köln, Düsseldorf und Schiefbahn kräftig mitgefeiert - als Pinguin verkleidet mitten unter den Jecken.

Bei ihrer Hit-Liste des deutschen Essens nennt sie in der Reihenfolge erst die Curry-Wurst, dann das Gulasch. Was sie nicht so gut findet: die Nässe und Kälte in den vergangenen Wochen und Monaten. "Sonst hätte ich auch mehr Sport getrieben", sagt Daniela, die zu Hause Fußball spielt und boxt. Jedenfalls war sie unter anderem schon in den Stadien von Borussia Mönchengladbach und Fortuna Düsseldorf. Bald sieht man sie ferner auf dem Sachsen-Ring: Bei einer Rotary-Tombola hatte sie ein besonderes "Renntaxi" auf dem Sozius des Neusser Motorradfahrers Roland Debschütz gewonnen.

Regelmäßig ist die 19-Jährige durch Whatsapp oder Skype mit den Eltern, Martin und Alejandra, und mit ihrer siebenjährigen Schwester Gabriela in Verbindung. Am 13. August läuft ihr Visum aus, bis dahin muss sie zurück sein. Daniela Pernia hatte bereits Mitte 2014 in Caracas das Abitur gemacht und schon nach einem erfolgreichen Test die Zusage, ab dem Wintersemester an der dortigen Uni "International Studies" zu studieren. Was sie mal werden möchte? "Entweder mein Land in der Berliner Botschaft vertreten oder für die Vereinten Nationen arbeiten", kommt die prompte Antwort.

(wsc)
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