Stadt Willich Dank an Loveparade-Helfer

Stadt Willich · Zwei Wochen liegt das Unglück auf der Loveparade in Duisburg mit 21 Toten zurück. Aus dem Kreis Viersen waren 25 Aktive vom Deutschen Roten Kreuz im Einsatz. Die sechs Willicher Helfer empfing die Stadt im Schloss Neersen.

Loveparade-Tragödie: Duisburger trauern
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Loveparade-Tragödie: Duisburger trauern

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Es war exakt 17.38 Uhr, als Sven Möllenbrink vor zwei Wochen eine Nachricht aus Düsseldorf erreichte. Der 33-Jährige ist Kreisbereitschaftsleiter beim Deutschen Roten Kreuz. Am Apparat: die Bezirksregierung. Rund eine halbe Stunde zuvor war am Eingang zum Loveparade-Gelände in Duisburg das Unfassbare geschehen. In der Menge wurden insgesamt 21 junge Menschen in der Masse erdrückt. Einige erlagen erst Tage später ihren schweren Verletzungen.

25 DRK-Helfer aus dem ganzen Kreis machten sich von der Viersener Leitstelle aus auf den Weg nach Duisburg. Benjamin Römer und Daniel Kuhnen aus Anrath standen noch auf dem Festival "Eier mit Speck", als ihr Piepser ging. Andere wie Sven Möllenbrink und Karina Better saßen zuhause in Bereitschaft. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie nur eine leise Ahnung, was sie erwartet. Von Toten war die Rede. "Man konnte sich das zunächst gar nicht vorstellen", erzählt Christoph Seffern. Mit seinen fünf Kollegen aus der Stadt Willich, die am alten Duisburger Güterbahnhof im Einsatz waren, sitzt der 21-Jährige im Kleinen Sitzungssaal des Neersener Schlosses. Guido Görtz, stellvertretender Bürgermeister, hat die sechs DRK-Helfer eingeladen, um mit ihnen über das Erlebte zu sprechen und um ihnen zu danken.

Der Tag ist noch nicht verarbeitet

In Duisburg seien sie nicht für die Versorgung unmittelbarer Opfer zuständig gewesen, sagt Einsatzleiter Möllenbrink. "Wir sind für die Helfer im normalen Sanitätsdienst eingesprungen." Das hieß für sein Team: Patienten versorgen, denen zuviel Alkohol zugesetzt hatte, Schnittwunden behandeln, Fahrten in die umliegenden Krankenhäuser übernehmen. Viele der Ersthelfer am Unglücksort seien "völlig fertig" gewesen, so Möllenbrink. Auch seine Leute haben die Ereignisse berührt. Verarbeitet ist jener 24. Juli noch lange nicht "Seit drei Nächten schlafe ich wieder durch", sagt Hartmut Faßbender aus Willich. "Man hat viel erlebt, sowas aber noch nicht." Eine Helferin habe immer wieder von "Zuständen wie im Krieg gesprochen".

Die Einsatzkräfte aus dem Kreis Viersen waren allesamt unter einer Brücke der A59 stationiert, über ihnen starteten und landeten Rettungshubschrauber. Bis sie nachts um drei nach Hause aufbrachen, seien die Martinshörner nicht verstummt. Seffern sagt, als Beteiligter habe er die Berichte im Nachhinein nur schwer ertragen können: "Es hat schnell genervt, weil man direkt wieder die Bilder im Kopf hatte". Doch wie wappnet man sich innerlich gegen solche Einsätze? "Man stumpft irgendwie ab", sagt Karina Better. "Es gibt jedoch Situationen, in denen das Kostüm dann nicht mehr hält." Besonders hart seien Notfälle mit Kindern.

Better und ihre Kollegen haben viel geredet in den vergangenen zwei Wochen. Ohnehin ist das DRK eine verschworene Truppe. Man sieht sich oft. Man kennt sich gut. Man ist befreundet. "Ohne ehrenamtliche Helfer würde eine Gesellschaft nicht funktionieren", sagt Guido Görtz. Etwa zwei Drittel aller Helfer bei der Loveparade in Duisburg seien ehrenamtlich dort gewesen. Erst ein paar Stunden vor dem Treffen im Schloss Neersen kam der erste Dank von offizieller Stelle — Duisburgs leitender Branddirektor hatte geschrieben. Frage des Tages

(RP)
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