Stadt Willich Das Jugendamt ist "wachgerüttelt"

Stadt Willich · Nachdem der Kindergarten "Abenteuerland" wegen eines fehlenden Brandschutzkonzeptes geschlossen werden musste, hat die Verwaltung auch andere Einrichtungen überprüft. Eine Spielgruppe kann nicht weiterbetrieben werden.

 Wo Kinder unter drei Jahren betreut werden, gelten strengere Brandschutzvorschriften. Deswegen musste das "Abenteuerland" geschlossen werden. Das Jugendamt war sich der Fallstricke nicht bewusst.

Wo Kinder unter drei Jahren betreut werden, gelten strengere Brandschutzvorschriften. Deswegen musste das "Abenteuerland" geschlossen werden. Das Jugendamt war sich der Fallstricke nicht bewusst.

Foto: Wolfgang Kaiser

Die vorübergehende Schließung des DRK-Kindergartens "Abenteuerland" im März wegen eines fehlenden Brandschutzkonzeptes hat das Jugendamt der Stadt Willich "wachgerüttelt": "Wir können froh sein, dass nichts passiert ist, haben viel gelernt und können jetzt gründlich nacharbeiten", gibt Michael Süßbeck, Betriebsleiter für Tagesbetreuung im Jugendamt, zu. Den Fall "Abenteuerland" habe die Verwaltung auch aus eigenem Antrieb zum Anlass genommen, bauaufsichtsrechtliche Fragen für andere städtische Einrichtungen zu prüfen und die Freien Träger gebeten, ebenfalls tätig zu werden. Auch die FDP-Fraktion hatte die Verwaltung gebeten, über die Ergebnisse der Ursachenforschung zu berichten.

Bei der Prüfung kam einerseits heraus, dass die Situation bei den Kindertagesstätten - also den Einrichtungen, in denen die Mädchen und Jungen an fünf Tagen pro Woche betreut werden - "unkritisch" sein dürfte. Denn in vielen Fällen seien erst kürzlich größere Umbauten erfolgt, sodass entsprechende Fragen im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens geprüft und bearbeitet wurden, so die Verwaltung.

Schlechter sieht die Situation jedoch bei den Spielgruppen, wie auch das Abenteuerland eine ist, aus: Die Spielgruppen des Roten Kreuzes an der Neersener Straße im alten Krankenhaus hatten keine der Nutzung entsprechende Baugenehmigung. Der städtische Geschäftsbereich Objekt- und Wohnungsbau als Vermieter habe aber inzwischen die notwendigen Schritte unternommen, größere Baumaßnahmen seien nicht erforderlich. "Es geht beispielsweise um einen Podest vor einem Fluchtfenster und weitere Kleinigkeiten", sagt Süßbeck.

Nicht weiterbetrieben werden kann hingegen die Spielgruppe im Pfarrzentrum Maria Rosenkranz, den die katholische Kirchengemeinde seit vielen Jahren betreibt. Dort ist der Brandschutz nicht ausreichend. Allerdings geht das Gebäude jetzt ohnehin in den Besitz der Stadt über, wodurch eine Überprüfung des aktuellen Standes anstand. Dabei kam heraus, dass auch über baurechtliche Fragen hinaus ein höherer Investitionsbedarf, etwa bei den sanitären Anlagen, bestanden hätte. "Da das Zustandekommen der Gruppe für das nächste Kindergartenjahr aufgrund geringer Anmeldezahlen zweifelhaft ist, hat die Verwaltung in Absprache mit der Kirchengemeinde vereinbart, dass auf die Investition verzichtet wird und die Spielgruppe nicht weitergeführt wird", so die Verwaltung weiter. Bis zum Ende des Kindergartenjahres kann sie jedoch bestehen bleiben, da alle Kinder älter sind als zwei Jahre.

Kinder unter drei Jahren werden im baurechtlichen Sinne unterschiedlich behandelt, wenn die Kleinen das zweite Lebensjahr noch nicht vollendet haben. "Im Wesentlichen geht es dabei um die Tatsache, dass kleinere Kinder noch nicht unbedingt laufen können und es daher aufwendiger ist, sie aus Gefahrensituationen herauszubringen", erklärt Michael Süßbeck. "Durch das Abenteuerland haben wir viel dazugelernt. Uns war vorher schlicht nicht klar, dass bei einer anderen Nutzung einer Betreuungseinrichtung auch baurechtliche Fragen tangiert und neue Bauanträge nötig werden." Die Genehmigung für das Gebäude, in dem später das Abenteuerland untergebracht wurde, stamme aus dem Jahr 1995; damals sei U-3-Betreuung noch kein Thema gewesen, sagt Michael Süßbeck. "Die Bauaufsicht geht davon aus, dass die Gebäude nach dem genehmigten Konzept genutzt werden, Überprüfungen finden also nur anlassbezogen statt." Dass im Fall Abenteuerland ein Brandschutzkonzept für die entsprechende Altersgruppe fehlte, ist also letztlich per Zufall ans Licht gekommen.

Nun habe man aber viel gelernt und werde künftig genau auf solche Dinge achten. Auch mit den Freien Trägern der Einrichtungen (Rotes Kreuz, Arbeiterwohlfahrt und einige Elterninitiativen beispielsweise) ist man im Gespräch. Hans-Joachim Donath, FDP-Fraktionsvorsitzender, zeigte sich auf Nachfrage "sehr zufrieden" mit der Aufarbeitung seitens der Verwaltung. "Uns geht es nicht darum, irgendjemandem die Schuld zuzuschieben. Wir nehmen die Stadt in Schutz, denn sie konnte nicht wissen, was bei den Freien Trägern passiert. Aber künftig muss die städtische Bauaufsicht die Freien Träger mehr begleiten, denn dort fehlt häufig einfach das Fachwissen, was baurechtliche Fragen angeht", sagt Donath.

Die Verwaltung wird zum Thema in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses am morgigen Donnerstag ab 18.45 Uhr im Technischen Rathaus Stellung beziehen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort