Stadt Willich Das Möhnen-Outfit aus Niederheide

Stadt Willich · Zur närrischen Zeit macht das AHG Therapiezentrum Willich ein besonderes Angebot. Hier können Möhnen-Kostüme ausgeliehen werden.

 Ralf Lütters (von links), Jutta Küppers-Rasch, Constanze Wiel, Andrea Balsam und Bozena Kerfers zeigen eine kleine Auswahl an Kostümen, die es im AHG Therapiezentrum gibt.

Ralf Lütters (von links), Jutta Küppers-Rasch, Constanze Wiel, Andrea Balsam und Bozena Kerfers zeigen eine kleine Auswahl an Kostümen, die es im AHG Therapiezentrum gibt.

Foto: Wolfgang Kaiser

Das Nähstübchen im AHG Therapiezentrum Haus Willich ist zu einem Möhnen-Zentrum geworden: An einer langen Kleiderstange hängen jede Menge dunkler Kleider samt Umhängen sowie Blusen und Röcke. Auf zwei zusammengeschobenen Tischen gibt es dazugehörige Kopfbedeckungen. Was aus normalen Stroh-, Stoff- und Filzhüten entstanden ist, ist ein echter Hingucker. Aus Tüll gedrehte Röschen, aufgenähte Perlen und Spitzenbordüren als auch angeklebte Federn - jeder der Hüte ist ein Unikat. "Hier gibt es sogar ein Modell, das aus einer schwarzen Badekappe mit Biesen entstanden ist", sagt Constanze Wiel und deutet auf besagtes Exemplar.

Andrea Balsam öffnet derweil die Türen des großen Kleiderschranks, der eine ganze Wandbreite des Zimmers einnimmt. Der Blick fällt auf unzählige weitere Kleider und Co. So verschieden sie aber sind, eins haben sie gemeinsam: Es handelt sich allesamt um Möhnen-Kostüme samt Zubehör in Form von Hüten, Umhängen und Taschen. Die Betreuerin und die stellvertretende Leiterin des AHG Therapiezentrums Haus Willich betreiben einen Möhnenkostüm-Verleih.

"Das ist eigentlich aus einem Zufall entstanden", verrät Balsam. Die stellvertretende Leiterin ist selbst eine begeisterte Möhne. Jahrelang lieh sie sich zusammen mit einer Freundin die unterschiedlichsten Outfits für Altweiber und die weiteren jecken Tage bei einer älteren Dame in Leuth. Diese betrieb dort einen kleinen Verleih der speziellen Kostüme. Besagte Leutherin war mit Leidenschaft bei der Sache. Sie kreierte die ausgefallenen Kopfbedeckungen und Handtaschen und verschönerte auch so manches Möhnen-Kleid samt Umhang. "Vor vier Jahren teilte sie uns mit, dass sie den Verleih aus Altersgründen aufgeben wollte", erinnert sich Balsam.

Ihr kam die Idee, den Verleih weiterzubetreiben, und zwar im Willicher Therapiezentrum. Dort gibt es eine Nähstube, in der die Bewohner der Einrichtung neben Nähen weitere Handarbeiten erlernen können. "Ich stellte die Idee unserem Einrichtungsleiter vor und erhielt grünes Licht", berichtet Balsam. Betreuerin Wiel konnte sie direkt für die Mithilfe beim neuen Projekt gewinnen. So zogen im Jahr 2012 rund 50 Möhnen-Kostüme samt Zubehör von Leuth nach Niederheide um. Balsam, Wiel und die Bewohner sortierten, brachten in Ordnung und verstauten alles in dem eigens angeschafften Schrank. Ein Jahr darauf eröffnete der Möhnenkostüm-Verleih erstmals seine Tore. "Am Anfang lief es schleppend an. Mittlerweile haben wir etliche feste Stammkunden, die sich in der Karnevalszeit bei uns ihr Möhnen-Outfit leihen", berichtet Wiel.

Die Schreinerei des Therapiezentrums baute eigens für den Verleih eine großzügige mobile Umziehkabine, die in der närrischen Zeit in der Nähstube aufgebaut wird. So können die Interessierten in Ruhe die verschiedenen Kostüme anprobieren und sich im großen Spiegel davon überzeugen, ob Kleid oder Rock und Bluse sitzen und ob ihnen der ausgewählte Hut auch steht. "Wir haben Kostüme von Größe 34 bis 48, wobei es kein Kostüm doppelt gibt", berichtet Wiel.

Das Ausleihprozedere ist ganz einfach. Interessierte machen telefonisch einen Termin aus und können dann in aller Ruhe mit Beratung durch Wiel oder Balsam ein Kostüm samt Zubehör aussuchen. Maximal vier Wochen kann ein ausgesuchtes Outfit für 15 Euro ausgeliehen werden. "Wenn wir die Sachen zurückbekommen, wird alles gereinigt und gebügelt, damit es für die nächste Ausleihe bereit ist", sagt Balsam. Bisher sind alle Möhnen-Kostüme immer in einem unbeschädigten Zustand von den Ausleiherinnen zurückgekommen. Dass mal ein Knopf neu angenäht werden musste oder eine kleine Ausbesserung anstand, fällt unter Kleinigkeiten, die direkt in der Nähstube erledigt werden. Mit dem eingenommenen Geld wird auf der einen Seite der Fundus unterhalten und auf der anderen Seite Material für die Nähstube gekauft.

(tref)
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