Stadt Willich Der erste Schritt ist der schwerste

Stadt Willich · Den ersten Kontakt zum Berufsleben knüpfen Schüler über Praktika. Genau an dieser Stelle setzt das Planspiel "Fit für den Arbeitsalltag" im KaRo11 an.

 Beim Planspiel "Fit für den Arbeitsalltag" steht Wibke Leven (Titanic) für eine Schneiderei, Valentin Leben informiert sich gerade über die richtige Ansprache, um sich für ein Praktikum zu bewerben.

Beim Planspiel "Fit für den Arbeitsalltag" steht Wibke Leven (Titanic) für eine Schneiderei, Valentin Leben informiert sich gerade über die richtige Ansprache, um sich für ein Praktikum zu bewerben.

Foto: WOLFGANG KAISER

Im großen Gruppenraum der Jugendfreizeiteinrichtung KaRo11 ist es mucksmäuschenstill. Rund 40 Acht- und Neuntklässler der Robert Schuman Europaschule sowie der Leonardo-da-Vinci-Gesamtschule hören den Erklärungen von Natalie Piepenbring aufmerksam zu. "Wir möchten euch heute vermitteln, worauf ihr in einem Praktikum achten müsst, angefangen von der ersten Ansprache eines Unternehmens bis zu eurem eigentlichen Einsatz. Dafür haben wir dieses Planspiel entwickelt", sagt die Leiterin vom KaRo11.

Eine kurze theoretische Einführung, gekoppelt mit zwei kleinen Rollenspielen, und dann geht es auch schon los. Ein jeder der Schüler erhält ein Klemmbrett mit einem Berichtsheft, einem Stärkebogen sowie der ersten Werkstattkarte samt einem ersten Werkzeugzettel. Das KaRo11 ist jetzt nicht mehr Jugendfreizeitheim, sondern ein Gebäudekomplex mit zehn Unternehmen und Angeboten. Da gibt es unter anderem die Schneiderei, die Kita, die Bäckerei, das Elektrounternehmen, die Catering-Firma, die Kfz-Werkstatt, das Grafik-Studio und die Schreinerei. Zum nunmehr zweiten Mal bieten die Jugendfreizeiteinrichtungen KaRo11, Titanic, Maxx und Juca in Kooperation mit Stadt, Unternehmen und weiteren Partnern das Planspiel "Fit für den Arbeitsalltag" an, bei dem Jugendliche Erfahrungen für ihre kommenden Praktika machen können.

Wie wichtig ein solches Planspiel zu genau diesem Thema ist, weiß Piepenbring aus der täglichen Arbeit. "Wir sind Vertrauenspersonen für die Jugendlichen. Sie kommen mit ihren Problemen zu uns und ganz oft ist die Bewerbung für einen Praktikumsplatz Thema bei uns. Eine Bewerbung schreiben ist eine Sache, aber den ersten Schritt tun, irgendwo anzuklopfen und seinen Wunsch zu äußern, ist eine andere.

Dieser Schritt ist mit ganz vielen Ängsten und Unsicherheiten behaftet. Deshalb wollen wir genau an dieser Stelle ansetzen", sagt Piepenbring. Das kann auch Willi Breuer bestätigen. "Oft sind es die Eltern, die für ein Praktikum anfragen. Ich möchte aber den Jugendlichen kennenlernen und zwar denjenigen, der aus eigenem Antrieb kommt, persönlich nachfragt oder auch anruft. Aber irgendwie scheint das für die Jugendlichen ein Problem zu sein", sagt der Werkstattmeister von Ford Breuer, der sich für zwei Tage die Zeit nimmt und an dem Planspiel mit seinem Unternehmen teilnimmt.

Thomas Gebel von der Stadt Willich simuliert so den Büromitarbeiter, wo sich die Praktikanten melden, um dann mit Breuer erste Aufgaben an einem mitgebrachten Wagen durchzuführen. Überall herrscht rege Betriebsamkeit, denn alle wollen ihre Werkaufgaben in den einzelnen Bereichen, die sie an diesem Tag alle durchlaufen sollen, gut meistern. Während einige die jeweiligen Vorstellungen bei den verschiedenen Firmenbereichen für die Praktika gut schaffen, spiegelt sich bei vielen eine große Unsicherheit wieder. Wie spricht man jemanden an? Ist es gut, viele Fragen zu stellen oder soll man lieber nur zuhören? "Aber genau hier wollen wir helfen. Es ist etwas anderes, wenn die Jugendlichen bei uns etwas falsch angehen als in einem wirklichen Praktikum. Hier können wir ein Feedback geben. Stärken stärken und schauen, woran gearbeitet werden muss", sagt Simone Benen-Heyer, Leiterin der Titanic.

Sie selber betreut zusammen mit Wibke Leven, Praktikantin in der Titanic, und Ehrenamtlerin Anne-Katrin Scheffer die Schneiderei. Inmitten von Schneiderpuppen, Schnittmustern, Bügelbrett und Nähmaschine können die Praktikanten Knöpfe annähen, bügeln, zuschneiden und eine Hose abstecken. Schüler können sich selber auf den Stärke-Bogen einschätzen, führen ihr Berichtsheft und holen sich immer wieder neue Werkstattkarten samt Werkzeugzetteln in der Zentrale, um damit eine neue Praktikumsstelle anzutreten. "Das ist ein wirklich gutes Angebot. Ich kann mich im Ansprechen von Arbeitgebern üben und mir zeitgleich verschiedene Berufe anschauen", lobt Ekaterina (13 Jahre). Das sieht auch Emilio so. "Ich habe noch nie ein Praktikum gemacht und finde es toll, dass ich hier quasi üben kann", bemerkt der 13-Jährige.

(tref)
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