Stadt Willich Der schöne Herbst stimmt Landwirte froh

Stadt Willich · Nach einem nassen Juli herrschen derzeit für die Landwirte im Kreis Viersen nahezu optimale Bedingungen. Geerntet werden derzeit Kartoffeln, Mais, Kohl und Rüben, aber auch Äpfel.

Vor Jahren fühlte sich einmal eine 77-Jährige diskriminiert, als man von einem "Altweibersommer" sprach. Ihre Klage hatte aber keinen Erfolg. Kreis-Landwirt Christian Küskens bezeichnet diese Jahreszeit ebenfalls als einen "Altweibersommer", also ein schönes Spätjahr mit guter und trockener Luft. Klagen werden die Landwirte garantiert nicht. Im Gegenteil: Denn nahezu alle sprechen bei der Ernte in diesen Tagen von nahezu optimalen Bedingungen. Derzeit werden vor allem Kartoffeln, Mais, Kohl und Rüben eingeholt. Aber auch die Äpfel freuen sich über das gute Wetter. Denn die Nässe in den Wochen zuvor war nicht ideal.

"Die extreme Feuchtigkeit im Juli konnte nicht mehr zur Genüge kompensiert werden, daher wird es bei den Kartoffeln keine überragende Ernte geben", sagt Josef Hamm, Pflanzenbauberater bei der Landwirtschaftskammer. Und der Zuckergehalt bei den Rüben, die derzeit geerntet werden, sei noch geringer als 2014 - da waren es 17 Prozent. Hamm hofft daher auf einige kühle Nächte. Und für die Kartoffel wünscht er sich: "dass die erzielten Preise für die Landwirte etwas erträglicher und besser werden als in den Jahren zuvor."

"Die derzeitigen Temperaturen sind ideal, es ist nicht zu nass und kalt, sodass auch bei der Grasernte die Erntemaschinen einwandfrei fahren können, ohne Kulturschäden zu hinterlassen", sagt Küskens. Der Kreis-Landwirt hat in erster Linie einen Betrieb mit Milchkühen, ist gerade beim letzten Grasschnitt für das Viehfutter. Für die nächsten Wochen wünscht er sich ein bisschen Regen, damit die Böden nicht total austrocknen, und in den Wintermonaten genügend Niederschläge, damit der Wasservorrat in den unteren Schichten wieder aufgefüllt werden kann.

Mitten in der Kartoffelernte ist Leo Sieben auf seinem Kartoffelhof in Clörath. Wenn er die frühen Kartoffeln dazu zählt, hatte er vor wenigen Tagen bereits etwa 30 der insgesamt 40 Hektar geerntet. "An das Spitzenergebnis des Vorjahres kommen wir zwar nicht heran, aber die Erträge sind ordentlich", so der Senior-Chef, der unter anderem mit seiner Ware Verbrauchermärkte und viele Hofläden beliefert.

Die Erträge seien zwar etwas geringer als im Jahr davor, aber die Absätze besser. Dies bestätigt neben Sieben auch der Kempener Ortslandwirt Peter Josef Coenen. In erster Linie deshalb, weil im Rheinland etwa 90 Prozent der Landwirte ihre Flächen beregnen können, Erzeuger in anderen Regionen in Deutschland aber aufgrund der Trockenheit in einigen Monaten große Probleme und demnach viel geringe Erträge hatten. Coenen: "Die Beregnung ist schon ein Riesenvorteil für uns."

Sieben erntet wahrscheinlich noch bis zur nächsten Woche. Im November fange man dann mit der Vorbereitung des Bodens für das nächste Jahr an. Um eine gesunde Fruchtfolge zu erreichen, würden dann auch Flächen mit Futterbaubetrieben, die zum Beispiel bislang Mais angebaut hatten, getauscht. Von "nahezu optimalen Bedingungen" spricht auch der Willicher Ortslandwirt Theo Heyes, der neben den Knollen, seiner Speise- und Industrieware, seit etwa 14 Tagen auch die Rüben einholt. Heyes macht bei den Rüben den Unterschied zum Vorjahr deutlich: "2014 lagen die Erträge bis zu 100 Tonnen pro Hektar, in diesem Jahr sind es rund 80 Tonnen." In den nächsten Tagen werde mit dem Säen der Winter-Gerste begonnen, so auch beim Tönisvorster Ortslandwirt Hubert Nauen. Er sagt zur diesjährigen Ernte: "Es passt, im Großen und Ganzen können wir bislang sehr zufrieden sein."

Derzeit werde ferner der Mais und der Weißkohl eingefahren. Beim Kohl seien die Erträge ebenfalls schlechter als im Jahr davor. Hinzu kommt, ergänzt Coenen, dass wohl aufgrund der Nässe im Juli das Bakterium "Xanthomonas" den Weißkohl befallen und für Schädigungen an den Pflanzen gesorgt habe.

(wsc)
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