Stadt Willich Der Tisch der Natur ist reich gedeckt

Stadt Willich · Welche Kräuter und Blüten essbar sind und was daraus gemacht werden kann, zeigte Pia Kambergs. Die Diplom-Biologin lud in Kooperation mit der Eva-Lorenz-Umweltstation zu "Wild und zahm - Kräuter- und Blütenzubereitungen" ein.

 Diplom-Biologin Pia Kambergs zeigt den Teilnehmerinnen, worauf sie beim Umgang mit Wildkräutern achten müssen.

Diplom-Biologin Pia Kambergs zeigt den Teilnehmerinnen, worauf sie beim Umgang mit Wildkräutern achten müssen.

Foto: Kaiser

"Vielleicht kann man es schon riechen", meint Pia Kambergs. Die Diplom-Biologin quetscht die grünen Blättchen, die sich in der breiten Glasflache mit Apfelsaft befinden, ein bisschen mit dem Siebstiel, um anschließend zu schütteln und am Flaschenhals zu schnuppern. Ein Nicken, der Geruch ist da. Nacheinander schnuppern die zwölf Teilnehmerinnen vom Kurs "Wild und zahm - Kräuter- und Blütenzubereitungen" an der Flasche. "Minze" lautet eine erste Vermutung. Kambergs nickt, doch den weiteren Geruch erkennt keine der Frauen. Pfefferminze und Zitronenmelisse lautet das Geheimnis.

"Im Prinzip kann man gerade Apfelsaft mit allen möglichen Kräutern versetzen und so aromatisieren", erklärt die Biologin. Mit Giersch, Gundermannranke und Minze kann auf diesem Weg der bekannte Almdudler hergestellt werden. Gibt man Prosecco hinzu, wird es ein Aperitif und mit etwas Wasser eine erfrischende Schorle. Doch um diese Dinge und noch viel mehr leckere Sachen aus Wildkräutern und Blüten herzustellen, müssen diese bekannt sein und erkannt werden. Denn etliches, was gesund ist und lecker schmeckt, hat oft eine giftige Verwandtschaft. Giersch und Kerbel sind essbar, aber der ähnlich aussehende Schierling ist tödlich, und auch die Hundspetersilie kann nicht gegessen werden. Sie ist ebenfalls giftig. Bei anderen Pflanzen sind nur bestimmte Teile essbar, und oft müssen bestimmte Dinge beachtet werden.

Die Holunderblüten sind so eine Köstlichkeit - ausgebacken in Teig, als Tee oder als Holunderblütensekt. Die späteren Früchte allerdings können nicht roh genossen werden. Sie verursachen starke Bauchschmerzen und Übelkeit. Abgekocht ergeben sie wiederum einen gesunden Saft. Und so sind die Teilnehmerinnen nicht minder erstaunt, als Kambergs im Naturgarten an der Eva-Lorenz-Umweltstation zu den Blüten der Nachtkerze greift. "Ich denke, die sind giftig", kommt ein Kommentar. Kambergs verneint. Die Blüten sind genauso wie die der Kapuzinerkresse essbar, und heute sollen sie mit frischem Ziegenkäse gefüllt werden.

Erfahren, was alles essbar ist, Bestimmungsmerkmale kennenlernen, Sammeltechniken im Hinblick auf Fuchsbandwurm und dergleichen, praktische Tipps in Sachen Zubereitung, gesundheitliche Einsätze wie Minztee bei Bauchweh oder ein Honig mit Spitzwegerich gegen Husten: Kambergs hat ein immenses Wissen, das sie leicht verständlich und unterhaltsam vermittelt. Dabei bleibt nichts theoretisch. Die Frauengruppe ist im Neersener Schlosspark und im Naturgarten unterwegs und sammelt Kräuter sowie Blüten für das gemeinsame Kochen. Kräuterwaffeln, herzhaft und süß, gefüllte Blüten und Wasserminzepralinen stehen auf dem Speiseplan. Begeisterung löst das Mädesüß-Canash aus, das die Biologin vorbereitet hat. Es handelt sich um eine Süßigkeit aus weißer Schokolade, Sahne, Mädesüß, Limettenschale und einem Spritzer Limettensaft. "Köstlich", lautet der einhellige Kommentar. Dass Mädesüß auch ein Erkältungstee ist, einen Griespudding in eine Köstlichkeit mit einem Hauch von Mandelgeschmack verwandelt und dass Rosenblätter Leitungswasser ein leichtes Aroma geben: Die Teilnehmerinnen lernen, dass der Tisch der Natur reich gedeckt ist.

(tref)
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