Serie Ferienalphabet: F Wie Foto Die Leidenschaft zum Beruf gemacht

Willich · Patricia Schmitz ist gelernte Hotelfachfrau, ist aber inzwischen Inhaberin eines Fotostudios. Am liebsten fotografiert sie Kinder. Außerdem ist sie stellvertretende Vorsitzender des Vereins "Tapfere Knirpse".

 Patricia Schmitz bietet für Familien mit schwerstkranken Kindern Fotoshootings an. Nebenbei betreibt sie das normale Geschäft einer Fotografin.

Patricia Schmitz bietet für Familien mit schwerstkranken Kindern Fotoshootings an. Nebenbei betreibt sie das normale Geschäft einer Fotografin.

Foto: wolfgang kaiser

Eigentlich hat Patricia Schmitz den Beruf einer Hotelfachfrau gelernt. Sie kellnerte früher sogar im "Piccadilly Circus" in London und war einige Zeit als Empfangschefin im "Best Western"-Hotel in Wetzlar tätig. Als sie vor neun Jahren ihren Sohn Ben zur Welt brachte, etwa zwei Jahre später kam Sammy dazu, entflammte ihre Leidenschaft zur Fotografie, die sie dann auch zu ihrem neuen Beruf machte.

Die Willicherin, die eigentlich eine waschechte Hessin und mit einem "Düsseldorfer Jong" verheiratet ist, arbeitete zunächst von zuhause aus, ehe sie vor über einem Jahr das Willicher Fotostudio an der Peterstraße 27 übernahm. "Vor allem die Kinderfotografie ist mein Traumjob. Ich liebe die Arbeit mit Kindern. Sie brauchen keine Schminke, verstellen sich nicht und zeigen immer ihr ehrliches Gesicht." Und über sich selbst: "Ich bin eine Perfektionistin, die auch mal über sich selbst lachen kann."

Jedenfalls hat die 38-Jährige neben ihren Einsätzen bei Hochzeiten, bei Familienfesten oder beim Klicken auf den Auslöser, um die richtigen Bewerbungs- oder Passfotos hin zu bekommen, viele Kinder und deren Angehörige glücklich gemacht. Denn es gibt noch etwas, für das sie nicht unbedingt ein Fotostudio braucht. Seit vielen Jahren ist Patricia Schmitz, die schon mehrmals für ihre Abdrücke Preise erhielt, die stellvertretende Vorsitzender der "Tapferen Knirpse". Der Verein, für den etwa in Deutschland rund 500 Fotografen arbeiten, bietet Familien mit schwerstkranken Kindern kostenlose Fotoshootings an. "Wir möchten zeigen, wie viel Kraft, Lebensfreude und sicherlich auch Trotz in den Kindern steckt", erzählt sie. Nur ein Beispiel aus dem Erlebten: ein fünfjähriger Junge saß stolz hinter dem Lenkrad des Modells eines Formel-1-Boliden, strahlt seine Eltern an. Die fehlenden Haare auf seinem Kopf lassen erahnen, dass der Junge schlimm erkrankt ist. Aber das zählt in diesem Moment nicht. "Wir möchten diese schönen Erlebnisse in den Bildern festhalten", erklärt die Fotografin.

Wenige Tage später sieht man sie mit ihrem Equipment im Benrather Schlosspark. Die Familie hatte ebenfalls um die Fotos gebeten. Die Kamera hat gerade den zweijährigen Lino im Visier, der mit seinen Geschwistern auf einer Decke sitzt und lacht. Auch ihm sieht man seine lebensbedrohliche Krankheit nicht an. Lino hat Hemihypertrophie, einfach ausgedrückt: ein einseitiges Wachstum nur einer Körperhälfte. "Wir wollen die Lebensfreude der Kinder trotz ihrer schweren Krankheit und ihren Handicaps wiedergeben, den Familien damit auch etwas Mut machen", erklärt Schmitz. Oft hat sie Außentermine, ist bei den Kindern, aber auch in Altenheimen oder bei Hochzeiten. Von daher bietet sie ihre normale Kundschaft um Verständnis dafür, dass es bei ihr keine festen und starren Öffnungszeiten gibt. Von daher werden wochenweise die Zeiten, in denen sie an der Peterstraße in ihrem Fotoshop ist, jeden Samstag davor durch Aushang oder auf ihrer Internet-Seite (www.patricia-schmitz.de) bekannt gegeben. Einzeltermine sind jederzeit möglich, Ruf 02154 5026422. Vom 17. Juli bis 9. August nimmt die Fotografin ihren Jahresurlaub.

Natürlich gehören auch das normale Geschäft, so beispielsweise die Pass- und Bewerbungsfotos, zu ihren Aufgaben. Gerade ist ein 29-jähriger Willicher in ihrem Geschäft, der sich um eine neue Stelle bewerben möchte. "Wäre ich doch nur zwei Jahre früher gekommen, da war ich auch im Gesicht schlanker", sagte er schmunzelnd, als Patricia Schmitz gerade bei den Grundeinstellungen ihrer Kamera ist. "Das machen wir schon, bleiben sie locker, zeigen sie ihre Zähne und ihre Schokoladenseite", sagt sie. Hinterher kommen auch noch biometrische Passfotos dran, die kosten im Sechser-Pack 15 Euro. Für die "Tapferen Knirpse" arbeitet sie nach wie vor. Die Eltern müssen sich unter www.tapfere-knirpse.de registrieren, ihre Wünsche, Lieblingsplätze und auch die Krankheit ihres Kindes mitteilen. Es geht nicht um kleine Wehwehchen, sondern wirklich um lebensbedrohliche Krankheiten.

(RP)
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