Stadt Willich Die Liebe zum Holz ist sein Antrieb

Stadt Willich · Erik Seffern ist gerade 25 Jahre jung und schon sein eigener Arbeitgeber. Der Tischler hat sich direkt nach seiner Meisterprüfung selbstständig gemacht.

Der Geruch nach frischem Holz liegt in der großen Halle an der Neersener Virmondstraße in der Luft. Ein Duft, den Erik Seffern liebt. "Schon als Kind habe ich gerne mit Holz gearbeitet und meinem Vater beim Gartenhausbau und anderen Holzarbeiten im Garten geholfen. Ich war immer mit Hammer und weiterem Werkzeug anzutreffen", erzählt der 25-jährige Anrather. Diese Begeisterung für den Werkstoff hat ihn nicht mehr losgelassen und ihn zu seinem heutigen Beruf geführt. Er ist Tischlermeister. Mit gerade einmal 24 Jahren legte er im September vergangenen Jahres seine Meisterprüfung ab und startete einen knappen Monat später mit der Selbstständigkeit.

Am 1. Oktober 2016 prangte neben dem Schild "Schreinerei Hackmann" sein Logo mit der Aufschrift "Tischlerei Seffern". "Ich habe das Glück, dass ich mir die Räumlichkeiten an der Virmondstraße mit einem Kollegen teilen kann. Wenn man sich selbstständig macht, braucht man jede Menge Maschinen, die sehr teuer sind", berichtet Seffern. Der junge Meister wollte aber nicht mit einem Darlehen und Schulden in seine Selbstständigkeit gehen und entschied sich stattdessen für die Variante, Räume und Werkzeuge zu teilen und dafür eine Miete zu bezahlen.

Dabei hatte er das Glück auf seiner Seite: Er kannte Dirk Hackmann von früher und sprach ihn an, ob er Lust auf einen dritten Mann hätte. Einen Mitnutzer hatte die Schreinerei nämlich schon. Vor dem Hintergrund, dass der damalige selbstständige Tischler, der zur Miete in Neersen mitagierte, seine Selbstständigkeit aufgeben wollte, wurde direkt ein Platz für Seffern frei.

Überhaupt hatte er bislang immer Glück, auch wenn Schwierigkeiten auftauchten. Nach Realschule und Berufskolleg absolvierte Seffern in Osterath ein Jahrespraktikum, dem sich im selben Betrieb die Ausbildung anschloss. Doch schon im ersten Lehrjahr starb sein Chef, mit dem er sich sehr gut verstanden hatte und der ihm schon in der Ausbildung signalisierte, dass er später einmal das Unternehmen übernehmen sollte. Seffern konnte nahtlos in eine Anrather Tischlerei wechseln und seine Ausbildung fortsetzen. Als Jahrgangsbester schloss er seine Ausbildung ab, um danach in Bösinghoven bei einem Restaurator als Geselle zu starten. Nach zwei Jahren wechselte er nach Neersen, wo er in einer Schreinerei einen leitenden Posten übernahm. "Das Unternehmen war viel im Messebau tätig, und ich habe gemerkt, dass mit diese Sparte nicht so liegt. Der Gedanke den Meister und mich selbstständig zu machen, kam auf", erinnert sich Seffern.

Er überlegte nicht lange, und am 18. Mai 2015 drückte er in Düsseldorf wieder die Schulbank. In Vollzeit ging er seinen Meister an, um sich danach seinen Traum zu erfüllen, den er eigentlich schon in der Ausbildung gehabt hatte. "Ich liebe meine Arbeit. Der Werkstoff Holz ist so vielschichtig. Ich kann kreativ sein und erlebe es, wie etwas unter meinen Händen entsteht", beschreibt der 25-Jährige seine Arbeit, die von der Möbelherstellung über Türen, Treppen, Terrassen und Überdachungen bis zu Holzbodenarbeiten geht. Dazu kommen die vielen Kleinigkeiten, zu denen auch Reparaturen und Holzbodenaufarbeitungen zählen.

"Mein Traum wäre es, auch Blockhäuser zu bauen und dafür eine Zeit lang nach Kanada zu gehen", sagt Seffern. Aber das ist Zukunftsmusik. Sein nächster Plan sieht vielmehr so aus, dass er im kommenden Jahr gerne einen Auszubildenden einstellen möchte, denn die Wissensvermittlung liegt dem jungen Meister am Herzen. Generell fehlt es dem Tischlerhandwerk an qualifiziertem Nachwuchs und damit in Folge an Gesellen und Meistern. "Allein in NRW stehen in den kommenden Jahren über 2000 Handwerksbetriebe vor dem Aus, weil sich kein Nachfolger findet. Alteingesessene Unternehmen gehen damit zugrunde", berichtet Robert Hellmann, Obermeister der Tischlerinnung Viersen. Dazu kommt, dass viele junge Menschen den Sprung in die Selbstständigkeit nicht wagen.

In Sachen Azubis konnte die Kreishandwerkerschaft im Kreis Viersen bei der Lossprechung der Gesellen im vergangenen Jahr auf 15 Gesellen blicken. "In diesem Jahr gehen 21 in die Prüfung", berichtet Michael Holtschoppen, Abteilungsleiter Krefeld der Kreishandwerkerschaft Niederrhein. Vor einigen Jahren waren es noch 40 bis 50 Auszubildende. Holtschoppen sieht bei den Auszubildenden einen leichten Aufwärtstrend. Immerhin gibt es derzeit 25 Azubis im zweiten Lehrjahr des Tischlerhandwerks und 31 im ersten Lehrjahr.

(tref)
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