Stadt Willich Die meisten wollen keine dunkle Stadt

Stadt Willich · Die einen betrachten die Straßenbeleuchtung als Grundversorgungspflicht der Stadt und befürchten mehr Pöbeleien auf den Straßen oder Hauseinbrüche, wenn die Stadt nachts die Lichter ausknipst. Die anderen befürworten die Reduzierung der nächtlichen Ausleuchtung, um Kosten zu sparen und etwas für den Umweltschutz zu tun. Viele Leser folgten gestern dem RP-Aufruf, ihre Meinung zu den Plänen mitzuteilen, die Straßenbeleuchtung nachts auf ein Mindestmaß zu beschränken.

Annemarie Küppenbender Schiefbahn

Die 60-Jährige aus Schiefbahn sorgt sich um ihre Sicherheit. Auch wenn sie zwischen Mitternacht und 5 Uhr morgens nicht mehr auf den Straßen unterwegs ist, betrifft sie das Ausschalten der Laternen: "Eine steht fast genau vor unserem Haus und beleuchtet es. Ich würde mich unwohl fühlen, und Einbrecher würden das als Einladung betrachten." Schon am frühen Abend gebe es vermehrt Pöbeleien auf den Straßen: "Wie soll es werden, wenn die Straßen ganz dunkel sind?"

Peter Ewert, Willich

Von den Plänen der Stadt ist Peter Ewert schockiert. Energiekosten könne man etwa durch LED-Technik sparen. Zudem entspreche eine durchgehende Beleuchtung der Straßen einem tiefen Sicherheitsbedürfnis der Bürger: "Die aktuelle Kriminalstatistik des Kreises Viersen zeigt eindeutig den Zusammenhang bei Haus- und Wohnungseinbrüchen in den Abendstunden."

Hans Schaffers, Schiefbahn

Der 83-Jährige findet die Überlegungen der Stadt sehr gut: "Am Moorgraben könnte man ohne Probleme komplett auf die Beleuchtung verzichten. Ich bin ganz ohne Straßenbeleuchtung aufgewachsen, und ich kann nichts verkehrtes daran feststellen, rund 170 000 Euro einsparen zu wollen."

Clemens Haverkamp, Schiefbahn

Er sorgt sich nicht nur um Einbrecher, die dunkle Straßen und nicht von Laternen beleuchtetete Häuser ausnützen könnten. Jeder Bürger sei in Gefahr, wenn er spätabends von Veranstaltungen oder Besuchen nach Hause käme, meint Clemens Haverkamp: "Bürgersteigkanten, vorgebaute Trittstufen und Unebenheiten sind im äußersten Dunkel nicht wahrnehmbar und führen sehr schnell zum Umknicken der Füße, zu Stürzen oder sonstigen Prellungen." Die Folgekosten für die Behandlung seien höher als die städtische Einsparung. Auch wenn diese Unfallkosten vor allem Krankenkassen belasten würden.

Frank Dulies, Willich

Für Frank Dulies sind die von der Stadt genannten möglichen Einsparungen von bis zu 170 000 Euro lediglich eine Umwälzung der Energiekosten auf den Bürger. "Denn eines ist sicher: Der Bürger wird aus Sicherheitsgründen die Ausleuchtung seiner Straße oder seines Hauses übernehmen, der Stromverbrauch damit steigen und die Umweltbelastung zunehmen."

Rolf Beck, Schiefbahn

Das von der Stadt genannte Einsparungspotential hat Rolf Beck auf die Zahl der Bürger im Stadtgebiet heruntergerechnet. "Das sind nach meiner Rechnung 30 bis 50 Cent pro Erwachsener. Ist das zu viel für etwas mehr Sicherheit?" Beck fordert statt der Ausschaltung der Beleuchtung in den späten Abendstunden die "Überprüfung der Notwendigkeit von einzelnen überflüssigen Objektbeleuchtungen wie der Wasserturmruine im Stahlwerk Becker oder dem Neersener Schloss."

Paul Nilges, Schiefbahn

Der 82-Jährige befürwortet die Pläne der Stadt. Um Geld in die städtischen Kassen fließen zu lassen, sei die Minimierung der Beleuchtung ein guter Weg: "Die Einsparungssumme hat mich überzeugt." Um Einbrecher mache er sich keine Sorgen: "Ich habe einen Bewegungsmelder und bin auf solche Fälle vorbereitet."

Udo Tennigkeit, Schiefbahn

Für den Schiefbahner hinkt das Vorbild Meerbusch: "Dort wohnen doch betuchte Menschen. Deren Häuser und Gärten sind immer beleuchtet, und die haben auch nicht eine so hohe Kriminalität wie wir in Willich."

Irmgard Bohnen, Anrath

Für die 72-Jährige sind die Pläne der Stadt "unzumutbar". Viele Straßen in Anrath könne man schon bei Tageslicht kaum gefahrlos passieren: "Die Stadt sollte die Straßen reparieren, viele Gehwegplatten sind nicht eben und führen zu Stürzen."

(RP)
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