Stadt Willich Die Prozente-Jäger fehlen

Stadt Willich · Offiziell gibt es ihn zwar nicht mehr, aber trotzdem lockt er: der Winterschlussverkauf. In Willich und Tönisvorst läuft die Schnäppchenjagd allerdings sehr ruhig.

 Auch in der Fußbängerzone in St. Tönis weisen Schilder auf die Schnäppchen hin.

Auch in der Fußbängerzone in St. Tönis weisen Schilder auf die Schnäppchen hin.

Foto: Norbert Prümen

Die Ruhe vor dem Sturm ist es nicht. Eher ein laues Lüftchen, das durch die Innenstädte von Willich und Tönisvorst zieht. Der Winterschlussverkauf (WSV) wirbt zwar mit den bekannten roten Aufklebern in Form von "Superpreise", "Sale", "Winterfinale" und "Wir schaffen Platz" samt den dazugehörigen Preisnachlässen, die bis zu 50 Prozent versprechen, aber die Kunden sind zurückhaltend. Der WSV, früher genau in einem Zeitfenster terminiert, heute ein beliebiger Abverkauf der Saisonware, verläuft in beiden Städten eher ruhig. Kunden mit dick gefüllten Einkauftüten trifft man eher selten an.

"Wenn ich etwas brauche, dann gehe ich es mir kaufen, unabhängig vom WSV. Ich habe mir schon im Herbst eine neue Winterjacke gegönnt und auch zwei Paar schicke Schuhe. Dann gab es noch das ein oder andere Oberteil für die kalte Jahreszeit. Für diesen Winter bin ich gut versorgt. Ich freue mich vielmehr aufs Frühjahr und denke eher an die Garderobe für die warmen Tage", sagt eine 64-jährige Willicherin. Auch Maren Scherplein lässt sich nicht von den Prozenten beeindrucken. "Sollte ich wirklich noch etwas sehen, was mir gefällt, und es ist preisgünstig, nehme ich es garantiert mit. Aber dass ich jetzt eigens aufgrund des WSV gezielt einkaufen gehe, kann ich nicht behaupten", erzählt die Schiefbahnerin.

Die neue Jacke von Paul Schoballa war ebenfalls eher ein Zufall. "Ich hatte die Jacke schon vorher gesehen, und sie gefiel mir ganz gut. Als ich sie jetzt auf dem Weg zum Bäcker preisreduziert wiedersah und das Teil in meiner Größe auch noch da war, habe ich sie gekauft", sagt der Anrather. In der Heimatstadt oder auch den benachbarten Orten gezielt auf Schnäppchen im WSV gehen, das sei noch nie sein Ding gewesen, fügt er an. Zumal er auch bezweifelt,dass es "mit den Prozenten auch immer so seine Richtigkeit hat".

Aber nicht nur in Willich geht es in Sachen Prozente-Jagd gemächlich zu. In St. Tönis locken zwar auch Preissenkungen von bis zu 50 Prozent, und auf bereits reduziert Ware gibt es nochmals 20 Prozent, aber so wirklich scheint das niemanden zu interessieren. Es gibt einige Passanten, die an den gut gefüllten Außenständern der Einzelhändler stehen bleiben und ein wenig wühlen, aber die richtige Kauflust fehlt. "Wenn ich ganz ehrlich bin, muss ich gestehen, ich war in einem Einkaufszentrum und habe dort den WSV genutzt. Für mich hat es sich auf der ganzen Linie gelohnt, und zwar durch alle Bekleidungsbereich hindurch", sagt eine 27-jährige Tönisvorsterin, die gerade vor einem Schuhgeschäft Halt gemacht hat. Die mit Prozentzeichen beklebte Scheibe zeigt anscheinend Wirkung. "Ich habe noch nie so richtig Glück im WSV gehabt. Was mir gefällt und reduziert ist, ist fast nie in meiner Größe vorhanden. Wenn ich etwas sehe, das mir gefällt und passt, kaufe ich es sofort. Zwar gucke ich immer mal wieder, wenn ich in der Innenstadt unterwegs bin, aber ein wirkliches Schnäppchen hatte ich noch nie", meint Maren Zingst. Und dann gibt es sie doch noch, die Schnäppchenjäger im WSV: Pauline Schöppke strahlt übers ganze Gesicht, und das liegt an ihren Einkaufstüten. "Ich hatte heute frei und habe mir gedacht, ich gehe mal bummeln", erzählt sie lachend. Ein flauschiger Pullover, eine Jeans und ein witziges Sweatshirt - allesamt reduziert - gehören zu ihrer Ausbeute. Die Apfelstädterin ist zufrieden und freut sich schon auf den Sommerschlussverkauf - denn da ist sie garantiert auch wieder unterwegs.

(tref)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort