Stadt Willich Duroc steht für beste Qualität

Stadt Willich · Auf dem Anrather Stautenhof wachsen die Tiere artgerecht auf. Duroc-Schweine sind etwas Besonderes: Man sieht das Fett nicht, aber es ist vorhanden. Das gibt dem Fleisch einen guten Geschmack.

 Die staatlich geprüfte Agrarbetriebswirtin Theresa Leiders krault Duroc-Eber "Romeo" den Rücken.

Die staatlich geprüfte Agrarbetriebswirtin Theresa Leiders krault Duroc-Eber "Romeo" den Rücken.

Foto: Wolfgang Kaiser

Kaum hat Romeo seinen Namen gehört, setzen sich 350 Kilogramm zielstrebig in Bewegung zu Theresa Leiders, die den Duroc-Eber gerufen hat. "Romeo ist total zutraulich und lieb", sagt die staatlich geprüfte Agrarbetriebswirtin und krault dem Eber seine rotbraunen Borsten, was der sich mit sichtlichem Wohlbehagen gefallen lässt. Aber nicht nur ihm gefallen die Streicheleinheiten. Eine Sau kommt aus dem Stall des Stautenhofes in den Außenbereich gewandert, schiebt sich ebenfalls heran und fordert ihre Kuscheleinheit. "Wir haben teilweise regelrechte Schmuseschweine, die sich wie ein Hund auf den Rücken legen und gekrault werden wollen", erzählt Theresa Leiders lachend.

Im Nachbarstall samt Außengehege geht es indes quirlig zu. Dort sind die Sauen mit ihrem Nachwuchs beheimatet, kleine rosafarbene oder braune Ferkel wuseln durcheinander. Es sind allesamt zutraulich-neugierige Tiere, die sichtlich entspannt zwischen Außenauslauf und Stall pendeln, sich für eine Runde Schlaf ins Stroh legen oder genüsslich nach der Portion Kraftfutter Heu fressen. "Von Natur aus ist ein Schwein den halben Tag lang mit der Futteraufnahme beschäftigt. Sie sind immer auf der Suche nach Futter", erklärt die junge Landwirtin.

Auf dem Anrather Biohof kompensiert man dieses natürliche Verhalten, indem die Tiere neben ihrem festgesetzten Kraftfutter Heu fressen dürfen. "Das Fressen macht sie zufrieden und ausgeglichen. Wir haben auch keine Probleme mit Schwanzbeißern. Wenn die Tiere Stress haben, fressen sie die Schwänze von anderen an. Daher ist es in vielen konventionellen Betrieben üblich, die Schwänze zu kupieren", berichtet Christoph Leiders. Auf dem Bio-Betrieb haben Vater und Tochter die Haltung an das Wohl der Tiere angepasst. Sie versuchen nicht, die Tiere und ihre Bedürfnisse zu verändern, um eine platzsparende Haltung zu erreichen. Artgerechte Haltung und Fütterung mit Bio-Futter, das zu einem großen Teil auf der eigenen Hoffläche erzeugt wird, machen den zertifizierten Bio-Betrieb aus, in dem unter anderem Schweinehaltung in einem geschlossenen System betrieben wird.

Das heißt, die Ferkel von den eigenen Sauen bleiben auf dem Stautenhof, bis sie Schlachtreife haben. Dabei sind es besonderes Schweine. Es handelt sich um eine Duroc-Kreuzung. Das Duroc zeichnet sich durch beste Fleischqualität aus. "Diese Tiere haben einen hohen intramuskulären Fettgehalt. Das heißt, man sieht das Fett nicht. Aber der Geschmacksträger Fett als solcher ist vorhanden, was dem Fleisch einen leckeren Geschmack gibt", erklärt Christoph Leiders.

Während die Leiders in der Vaterlinie auf Duroc setzen, entstammt die Mutterlinie einer Schweizer Landrasse, die sich durch ein hohes mütterliches Verhalten auszeichnet. Etwas, das bei vielen Schweinerassen verlorengegangen ist, weil es aufgrund der Fixierung der trächtigen Sauen in Kastenständern nicht mehr benötigt wird. Auf dem Stautenhof gibt es keine Kastenständer, und dementsprechend legt man hier Wert auf ein mütterliches Verhalten. "Untersuchungen in Norwegen und der Schweiz, wo das Fixieren verboten ist, haben gezeigt, dass die Verlustquote durch Erdrücken der Ferkel durch die Mutter nicht größer ist als in den Ländern, wo fixiert wird", berichtet Theresa Leiders.

Neben Eber "Romeo" ist auf dem Stautenhof auch Azubi bemüht, der zweite Duroc-Eber. Seinen etwas merkwürdigen Namen verdankt Eber Nummer zwei dabei der Tatsache, dass es beim ersten Deckeinsatz auf dem Bio-Betrieb nicht so geklappt hat. "Wir haben damals beim Frühstück darüber gesprochen, und irgendwer meinte, er müsse es noch lernen, er sei halt ein Azubi - und damit war der Name da", verrät Beate Leiders.

Schmunzeln müssen die Leiders auch, wenn sie an einen kürzlich zurückliegenden Restaurantbesuch denken. Im Restaurant wurde das Duroc-Schwein auf der Speisekarte nicht nur als etwas Besonders angepriesen, sondern auch als eine alte, vom Aussterben bedrohte Schweinerasse aus Frankreich vorgestellt. Gutes Fleisch und alte Rasse stimmt, immerhin gibt es sie seit mehr als 200 Jahren. Aber die Rasse kommt aus den USA, und vom Aussterben ist sie auf der ganzen Linie nicht bedroht.

(RP)
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