Stadt Willich Ein Aufzug für die Eier

Stadt Willich · Die geeichte Eiersortiermaschine spielt nicht nur zu Ostern beim Anrather Geflügelhof Hügens eine große Rolle. Jedes Ei, das den Stall verlässt, geht über die Anlage bevor es beim Endverbraucher ankommt.

 Elisabeth und Ludger Hügens sorgen dafür, dass nur Eier bester Qualität an den Endverbraucher kommen. In Spitzenzeiten sind es 3400 Eier pro Tag.

Elisabeth und Ludger Hügens sorgen dafür, dass nur Eier bester Qualität an den Endverbraucher kommen. In Spitzenzeiten sind es 3400 Eier pro Tag.

Foto: wolfgang kaiser

Hunderte Hühner sind im Stall unterwegs. Gackernd scharren und kratzen sie in der Einstreu, sind mit ihren Schnäbeln an den Pickschalen zugange und flattern hoch zu den Nestern in gut 1,40 Meter Höhe, auf deren Ebene sich auch die Futter- und Wasserstellen befinden. Wobei die Nester leicht schräg nach hinten ablaufen und die gelegten Eier auf ein Band rollen. "Was nicht heißt, dass alle Hühner ihre Eier ordnungsgemäß in die Nester legen. Wir gehen die Ställe immer auf der Suche nach verlegten Eiern ab und werden auch fündig. Zudem kontrollieren wir auf diesem Weg, ob alles in Ordnung ist", sagt Ludger Hügens vom gleichnamigen Anrather Hof, der gerade einen solchen Gang antritt. Wobei der Tierwirtschaftsmeister für den Bereich Geflügelhaltung bis heute nicht weiß, wie es ein Huhn geschafft hat, seine Eier hinter einer der seitlichen Drahtabsperrungen in Richtung des Aufzuges zu legen.

Einen Aufzug hat jeder der vier Ställe, in denen jeweils 1000 Hühner leben. Das Band hinter den Nestern transportiert die Eier in Richtung Aufzug, mit dessen Hilfe es auf das nächste Förderband geht, das in rund 2,20 Meter Höhe von den Ställen in den Eiersortierraum führt. "Das ist extra hoch angelegt, damit man sich darunter bewegen kann. Wobei wir jeden Stall einzeln schalten können und so aufgrund unserer täglichen Buchführung die Legeleistung genau im Blick haben", erklärt Ludger Hügens.

Im eigentlichen Sortierraum ist indes nichts mehr vom Hühner-Gegacker zu hören. Dafür gibt es ein leichtes Brummen. Das gleichmäßige Geräusch stammt vom Förderband, das Dutzende von Eiern in seinen Ausbuchtungen zurück auf eine angenehme Arbeitshöhe transportiert. Denn wenn die Maschine die Eier an sich auch automatisch sortiert, so ist das menschliche Auge gefragt. "Sobald die Eier in Richtung der Sortieranlage fahren, sortieren wir die sogenannten Knickeier aus", erklärt Elisabeth Hügens, die auf einen weiteren Knopf gedrückt hat, der die eigentliche Maschine in Gang setzt.

Im Sortierraum ist es damit etwas lauter geworden. Jedes einzelne Ei wird über die zweibahnige Sortiermaschine geführt und durchleuchtet, um eventuelle Haarrisse in der Schale zu erkennen. Das wäre nämlich dann auch ein Fall für die Abteilung Knickeier. "Im Durchschnitt legt ein Huhn pro Tag 0,8 Eier. Die absolute Spitzenleistung erreichen die Tiere ab einem Alter von 28 Wochen. Dann sind es 0,9 Eier pro Tag. Mit 55 Wochen flacht die Leistung langsam wieder", berichtet Ludger Hügens, der die Junghennen in einem Alter von 18 Wochen von einem speziellen Aufzuchtbetrieb kauft.

Es handelt sich um LB- und LSL-Hühner. Die Buchstaben stehen für die Sorten "Lohmann Braun" und "Lohmann Selected Leghorn", wobei Letztere die weißen Hühner sind, die auch die weißen Eier leger. Im Alter von 20 Wochen fangen die braunen und weißen Hühner an zu legen. "Am Anfang sind die Eier natürlich noch klein und fallen in die Kategorie S. Sie liegen unter 53 Gramm", informiert Elisabeth Hügens. Das steigert sich im Laufe der Zeit über M (hier wiegt das Ei zwischen 53 und 64 Gramm) und L - das Gewicht bewegt sich zwischen 63 und 73 Gramm - bis hin zu Eiern der Größe XL, was einem Gewicht von über 73 Gramm entspricht.

Die Sortiermaschine wiegt jedes einzelne Ei, wo das Gerät geeicht ist, was unschwer an der blauen Plakette erkennbar ist. Mit zunehmenden Alter wird die Schale der Eier dünner, und mit rund 13 bis 16 Monaten werden die Tiere zu Suppenhühnern, und der nächste Schwung Junghennen rückt nach. Egal, ob kleines oder großes Ei: Sie alle erhalten einen Stempel in Rosa, wenn sie durch die Eiersortiermaschine rollen. Die erste Zahl steht für die Art der Haltung. Es folgen DE für Deutschland und 05 für NRW. Dem schließt sich die betriebseigene Nummer an. 3400 Eier gehen in Spitzenzeiten bei Hügens durch die Maschine und werden anschließend von Hand gepackt. Eine Arbeit, die zwei Fachleute in zwei Stunden schaffen. Die Eiersortiermaschine ist jeden Tag im Einsatz. Wochenende oder Feiertage kennen die Hühner nämlich nicht.

(RP)
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