Stadt Willich Ein bisschen Glück verschenken

Stadt Willich · Die Evangelische Frauenhilfe Willich feiert morgen Geburtstag. Sie wird 90 Jahre alt. Um in zehn Jahren das dreistellige Jubiläum feiern zu können, bedarf es weiterer Mitstreiterinnen.

Angela Parkhof-Klein sitzt inmitten etlicher blauer Papptafeln, auf denen Fotos, Zeitungsausschnitte und die ersten Seiten eines Protokollbuches aus dem Jahr 1926 kleben. Letzteres sogar mit Übersetzung, denn die "alte Schrift kann heute fast niemand mehr lesen", sagt Parkhof-Klein lächelnd. Bei den Protokollauszügen handelt es sich um die Geschichte der Evangelischen Frauenhilfe Willich. Am 26. Oktober vor nunmehr 90 Jahren nahm die Frauenhilfe ihre Arbeit auf. Der damalige Pfarrer Wever, der aus Krefeld die seinerzeit noch sehr kleine evangelische Gemeinde mitbetreute, rief die Gruppe ins Leben.

Den Grundstein hatten Kronprinz Wilhelm und Kronprinzessin Auguste Victoria schon 1988 in Berlin gelegt. Sie waren es, die einen "Hülfsverein" auf die Beine stellten, um die religiösen und sittlichen Notstände in Berlin und anderen Großstädten mitzubekämpfen. Aus diesem Grundgedanken entwickelte sich über die Jahre die heutige Frauenhilfe. "Wir unterstehen dabei der Evangelischen Frauenhilfe im Rheinland und sind der hiesigen Willicher Gemeine angegliedert", informiert Parkhof-Klein, die selbst seit dem 1. Januar 1987 Mitglied ist und seit 1993 den Vorsitz innehat, wobei ihr aktuell Claudia Frei zur Seite steht.

Als Angela Parkhof-Klein damals eintrat, waren es knapp 100 Frauen, die dem Verein angehörten. Heute sind es gerade noch 45 Mitglieder - Tendenz fallend. Die Altersstruktur liegt zwischen 50 und über 90 Jahren. "Ich denke, unser größtes Problem ist, dass die Mitgliedschaft für die jungen Frauen keinen Traditionswert mehr hat. Bei der KFD, mit der wir eng verbunden sind, ist es noch so, dass die Oma diesem angehörte, deren Tochter ebenso und auch die Enkelin die Tradition fortsetzt. Bei uns ist das leider nicht so", sagt die Willicherin. Dabei ist die Evangelische Frauenhilfe Willich mehr als aktiv: In jedem Jahr wird ein abwechslungsreiches Jahresprogramm erstellt, zu dem auch ökumenische Gottesdienste und Ausflüge gehören. "Ich empfinde die Frauenhilfe zudem immer als ein Stückchen Heimat. Gerade für alleinstehende Frauen ist sie eine Mitte", sagt Parkhof-Klein.

Seit 20 Jahren - die Gründung erfolgte zum 70-jährigen Bestehen - gibt es außerdem den ökumenischen Arbeitskreis "Hilfe für Frauen". Dieser hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Frauenhaus des Kreises Viersen zu unterstützen. "Wir veranstalten jedes Jahr zum ersten Advent einen Basar. Der Erlös kommt entsprechenden Projekten im Frauenhaus zugute", informiert Parkhof-Klein. So schaffte der Arbeitskreis unter anderem für das Haus komplett neue Bettwäsche, Handtücher und Kissen an, ließ den Außensitzplatz überdachen, kaufte für jedes Zimmer einen Kühlschrank und erneuerte in einem Jahr die gesamten Matratzen.

Eine Tradition, die allerdings mit diesem Jahr ein Ende gefunden hat, ist die Seniorenfahrt. Parkhof-Klein organisierte einmal im Jahr einen Tagesausflug in Form einer Schifffahrt auf dem Rhein oder der Maas für die Willicher Senioren. "Trotz Sponsoring seitens des RWE ist es ein großes finanzielles Risiko. Es ist leider so, dass sich trotz Begleitung durch die Malteser viele ältere Menschen die Fahrt nicht mehr zutrauen", berichtet Parkhof-Klein. Bei den beiden letzten Fahrten wurde es immer schwieriger, die nötige Teilnehmerzahl zu erreichen. Es klappte dann zwar, und es gab letztendlich sogar eine Warteliste, aber dennoch ist Parkhof-Klein die Unsicherheit zu groß, ob es weiterhin läuft. Denn um das eigens gecharterte Schiff zu füllen, müssen immerhin 150 Senioren mitreisen. Würde es nicht funktionieren, bliebe die Organisatorin und damit die Frauenhilfe auf den Kosten sitzen. Leicht fällt Parkhof-Klein diese Entscheidung nicht. "Ich hatte jedes Mal das Gefühl, den Senioren einen Tag voll Glück zu schenken. Der gesamte Ausflug gefiel allen Teilnehmenden immer sehr gut", so die Willicherin.

Jetzt aber freut sie sich erst einmal auf das große Sommerfest am morgigen Mittwoch, 29. Juni, das ab 15 Uhr im Gemeindesaal der Evangelischen Kirchengemeinde in Willich beginnt.

(tref)
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