Stadt Willich Ein Dorf für 280 Menschen entsteht

Stadt Willich · Auf dem ehemaligen Sportplatz an der Moltkestraße haben die Bauarbeiten begonnen: Dort wird eine Art Dorf errichtet, in dem bis zu 280 Flüchtlinge leben werden. In drei Monaten soll es fertig sein. Eine Bürgerinfo gibt es am Montag.

Fachfirmen sorgen am alten Sportplatz an der Moltkestraße bereits für den Erdaushub und legen die ersten Kanäle. Die Stadtwerke verlegen die Versorgungsleitungen.

Fachfirmen sorgen am alten Sportplatz an der Moltkestraße bereits für den Erdaushub und legen die ersten Kanäle. Die Stadtwerke verlegen die Versorgungsleitungen.

Foto: Wolfgang Kaiser

"Ich habe selbst gemalt und skizziert, das aber dann doch den Experten vom Technischen Dezernat überlassen", sagt schmunzelnd Kämmerer Willy Kerbusch. Er hatte vor Wochen aus dem Internet von der Anrather Projektgesellschaft MegaVillage erfahren, die ein besonderes Patent zur Errichtung von Flüchtlingsunterkünften hat. Ein Leichtbausystem, durch das man schnell, unbürokratisch und effizient Menschen in Not unterbringen kann. Und mit diesem speziellen Leichtbausystem soll aus gedämmtem Material voraussichtlich Ende Januar für rund 280 Menschen ein bislang einzigartiges kleines Flüchtlingsdorf an der Moltkestraße in Alt-Willich entstehen.

Nach dem schnellen Okay der Kommunalpolitiker wird an der Moltkestraße auf dem ehemaligen Sportplatz der britischen Streitkräfte derzeit schon kräftig in die Hände gespuckt. Fachfirmen sorgen für den Erdaushub, legen die ersten Kanäle, die Stadtwerke die Versorgungsleitungen. Die Anwohner werden am kommenden Montag, 14. Dezember, 18 Uhr, im Forum der Robert-Schuman-Straße über die neue Siedlung unterrichtet.

Alles unter einem Dach beziehungsweise in einem Dorf: Entstehen sollen dort für rund 1,5 Millionen Euro sieben Häuser mit jeweils zehn Wohngruppen. Jede vierköpfige Wohngruppe, die Platz auf etwa 24 Quadratmetern hat, bekommt dazu einen Aufenthaltsraum von etwa 35 Quadratmetern. Außerdem sollen die Flüchtlinge in einem kleinen Küchenhaus ihre Mahlzeiten selbst zubereiten können, denn, so Kerbusch: "Wir wollen diese Probleme nicht haben, dass ein Caterer deutsches Essen anliefert, mit dem die Asylbewerber überhaupt nichts anfangen können." Ein Putzdienst soll die Küchen und sanitären Anlagen in Ordnung halten. Für die Wohnräume sind die Flüchtlinge selbst verantwortlich.

Zurr Ausstattung des kleinen Dorfes gehört ferner neben Waschräumen, Duschen und Containern für die Waschmaschinen auch ein großer Multifunktionsraum, außerdem drei Container für Verwaltung, den Wachdienst und für die Ehrenamtler. Neben einem zweiköpfigen Rund-um-die-Uhr-Wachdienst sollen ein Hausmeister und eine Stundenkraft die Betreuung übernehmen. Kehrbusch ergänzt: "Außerdem stellen wir befristet einen Dorfmanager ein, der sich um alles Organisatorische kümmern soll." Am liebsten wäre ihm eine Person, die schon entsprechend berufserfahren ist, Englisch und Französisch sprechen kann. Jeder Interessierte kann sich an das Büro des Beigeordneten wenden, Tel. 02154 949176. Auch ein Kioskbesitzer oder der Betreiber eines mobilen Tante-Emma-Verkaufsladens.

Optimal wäre es, so Kerbusch, wenn man in der neuen Siedlung in Alt-Willich überwiegend alleinstehende Männer ansiedeln könnte. Und in einem weiteren ähnlichen Flüchtlingsdorf mit der in etwa gleichen Kapazität am Schiefbahner Bolzplatzweg junge Familien. Dann könne man, was die adäquate Unterbringung angeht, strukturierter vorgesehen. "Aber das können wir zunächst einmal wohl nicht steuern", so Kerbusch. Er geht davon aus, dass im Januar mit den ersten Arbeiten am Bolzplatzweg begonnen werden kann; Fertigstellung dann: maximal drei Monate.

Beigeordnete Brigitte Schwerdtfeger hat es gerade von der zuständigen Bezirksregierung zugesagt bekommen: Aufgrund des Siedlungsbaus in Willich werden in der 51., 52. und 53. Kalenderwoche keine Flüchtlinge zugewiesen. Also erst ab dem 4. Januar wieder. Schwerdtfeger: "Nach dem Aufschub werden aber dann diese drei Wochen nachgeholt, ich hoffe, dass dies mit Augenmaß geschieht." Kerbusch und Schwerdtfeger wollen alles versuchen, dass Turnhallen wie die Leineweberhallle in Anrath nicht als Aufnahmeorte hergerichtet werden müssen.

(wsc)
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