Ausstellung zum Thema DDR in Grefrath Ein mausgrauer Trabi als Zeitzeuge

Gemeinde Grefrath · Eine Ausstellung in der Liebfrauenschule lässt die Schüler erkennen, wie es früher in der DDR zuging. zu sehen sind unter anderem FDJ-Tücher, Ost-Zeitungen und modische Accessoires.

 Der Trabi, der auf dem Gelände geparkt ist, ist das I-Tüpfelchen der Ausstellung in der Liebfrauenschule. Das Thema DDR interessiert die Schüler sehr.

Der Trabi, der auf dem Gelände geparkt ist, ist das I-Tüpfelchen der Ausstellung in der Liebfrauenschule. Das Thema DDR interessiert die Schüler sehr.

Foto: axel küppers

Die DDR kennt Janna Luttermann nur vom Hörensagen. Dass es einmal zwei deutsche Staaten gegeben hat, eine Mauer dazwischen stand, auf Flüchtlinge aus Ostdeutschland geschossen worden ist und Andersdenkende wie Wolf Biermann ausgebürgert worden sind, das kennt die 15-jährige Schülerin der Liebfrauenschule Mülhausen lediglich aus Erzählungen ihrer Eltern, aus den Nachrichten, aus dem Geschichtsunterricht und aus der Literatur.

Sie ist schließlich erst 2004 - 15 Jahre nach dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung - geboren. Umso interessierter ist die Neuntklässlerin, dass ihre Klasse jetzt im Zuge eines Projektes eine DDR-Ausstellung erarbeitet hat, die die "Deutsche Demokratische Republik" facettenreich beleuchtet.

 Eifrig betrachten die Schüler die Dinge, die früher in der DDR an der Tagesordnung waren.

Eifrig betrachten die Schüler die Dinge, die früher in der DDR an der Tagesordnung waren.

Foto: küppers

"Mich interessiert besonders, wie die Kinder und Jugendlichen in der früheren DDR gelebt haben", sagt Janna und sieht sich mit ihren Mitschülern einen Tisch mit Schallplatten aus DDR-Beständen an. Die junge Nina Hagen ist dort zu erkennen, ebenso wie die Puhdys und Karat. "Ich glaube, dass unsere Familie Vorfahren aus dem Schweriner Raum hat", überlegt Janna, welche Beziehung sie selbst zur DDR haben könnte.

"Damit die Beschäftigung mit der DDR anschaulich wird für die Schülerinnen und Schüler, lassen wir auch Zeitzeugen zu Wort kommen", berichtet Projektlehrerin Heidi Dahl, die Deutsch und Geschichte unterrichtet. Der erste intensive Blick in den untergegangenen ostdeutschen Staat fand an der Liebfrauenschule bereits im Vorjahr statt.

Der in der DDR aufgewachsene Schriftsteller Rainer Schneider war im April in der Liebfrauenschule zu Gast, las aus seinen Büchern und stellte sich den Fragen der Schüler. Stasi, FDJ, Vopo, Soljanka, Broiler, NVA, Hammer und Sichel - mit derartigen DDR-Begriffen können die Liebfrauenschüler seitdem etwas anfangen.

Die Ausstellung, die vor zwölf Monaten parallel zur Lesung organisiert wurde, ist jetzt weiterentwickelt worden. "Es ist erstaunlich, was alles zusammen gekommen ist", sagt Heidi Dahl. Uniformen, Ost-Zeitungen, Personalausweise, Mode-Accessoires, Zeugnisse, Embleme, FDJ-Tücher, Plakate, Fotoaufnahmen, Kinderliteratur und vieles mehr ist im Ausstellungsraum E5 zu entdecken.

Über die Ausstellung hinaus gibt es verschiedene Impulse für die Neuntklässler, ein Kapitel deutsch-deutscher Geschichte aus nächster Nähe studieren zu dürfen. Dazu gehört das Vorlesen einer Textstelle aus dem Roman "Am kürzeren Ende der Sonnenallee" von Thomas Brussig ebenso wie eine szenische Lesung zu einem Kapitel des Romans und das Abspielen eines Songs aus der DDR mit Erläuterung der "vier Phasen" aus Honeckers Kulturpolitik.

Das I-Tüpfelchen ist ein Trabi, er parkt im Innengarten der Schule an der Klosterpforte. Das Kultauto der DDR ist dort für alle Schüler, Lehrer, Eltern und Besucher der Liebfrauenschule Mülhausen gut erkennbar und sorgt für Gesprächsstoff. Das ostdeutsche Gegenstück zum westdeutschen Käfer ist allerdings niederrheinisch naturalisiert und hat ein KK-Kennzeichen. Für die Dauer der Ausstellung sind dem typischen DDR-Wagen die bewundernden Blicke gewiss.

(RP)
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