Serie Vor 500 Jahren Ein Porträt von Benjamin Franklin

Ein kulturgeschichtlich informatives und dazu kurzweiliges Detail aus der Geschichte von Dückerhaus ist ein Inventar des Gutes von 1808, das wahrscheinlich im Zusammenhang mit einem Besitzwechsel erstellt wurde. Es teilt Einzelheiten über die Raumeinteilung und insbesondere über die Ausstattung der einzelnen Räume mit, aber auch über die "landwirtschaftlichen Werkzeuge". Man erfährt den Umfang der Wäsche, des Porzellans, der Gläser, von einer Allee zum Gut, dass es auf dem Gut eine eigene Hauskapelle gegeben hat und viel von der Haubibliothek in einem Umfang von 285 Büchern, die wiederum einen Eindruck von Interessen und Bildungsgrad der Bewohner vermitteln.

21 Kupferstiche und Bilder werden unter Angabe der dargestellten Personen oder Gegenstände im Einzelnen genannt. Gerade sie lassen erkennen, wen und was man auf Neersdonk für wichtig hielt. Und sie bestätigen ein weiteres Mal, dass nicht nur der Wohlstand auf solchen Adelssitzen unserer Gegend weit größer war als der der Landbevölkerung, sondern dass die Besitzer auch ungleich gebildeter waren.

Auch auf Dückerhaus hat man im 18. und frühen 19. Jahrhundert den Blick offenbar überwiegend nach Frankreich gerichtet. Von dort kamen die wesentlichen geistigen Impulse und die Ideen der Aufklärung. An den Wänden des Gutes hingen Bilder des Schriftstellers Jean-Jaques Rousseau (1712-1778), des Enzyklopädisten Denis Diderot (1713-1784), des Schriftstellers Fenelon (1651-1715), des Staatstheoretikers Montesquieu (1689-1755), des Naturforschers Buffon (1707-1788), des Schriftstellers Mirabeau (1749-1791). Dass auch Napoleons Bildnis im Hausinventar von 1808 genannt wird, überrascht weniger, dagegen ist der ebenfalls dort vorhandene Kupferstich eines der Gründerväter der Vereinigten Staaten von Amerika Benjamin Franklin (1706-1790) schon bemerkenswerter. Aber auch WilhelmTell hatte man sich an die Wand gehängt, ein Hinweis auf die Popularität der zeitgenössischen Dichtung. Auf das Interesse an der Antike weisen die Bildnisse von Solon und Lucius Junius Brutus hin. In dieser Sammlung fand sich auch ein Porträt "der schönen und guten Adoptivtochter Voltaires", dessen Wert wie für die meisten anderen Kupferstiche mit neun Francs angegeben wurde.

(plp)
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