Stadt Willich Ein Sport für (fast) alle

Stadt Willich · Ob Geschäftsführer oder Hartz-IV-Empfänger: Rugby richtet sich an alle Gesellschaftschichten. Seit ein paar Monaten wird diese Sportart auch wieder in Willich gespielt.

 Körperkontakt ist beim Rugby unvermeidlich.

Körperkontakt ist beim Rugby unvermeidlich.

Foto: Kurt Lübke

Derzeit hat der DJK/VfL Willich rund 2500 Mitglieder, die ihren Sportarten in zwölf Abteilungen nachgehen. In den nächsten Wochen dürfte eine weitere Abteilung dazukommen. Es geht um einen Sport, der auf den Fidschi-Inseln nach dem Gewinn der olympischen Goldmedaille immer noch Begeisterungsstürme auslöst: um das Rugby. Seit wenigen Monaten gibt es in Willich etwa 30 Sportler, die sich zweimal in der Woche mit diesem kräftezehrenden Sport beschäftigen und fleißig trainieren. Weitere können jederzeit dazu kommen.

Gerade wird auf dem Bolzplatz neben der Schwimmbad-Wiese in Alt-Willich wieder trainiert. Als Zuschauer ist der Vorsitzende des DJK/VfL Willich, Helmut Frantzen, dabei. Er erinnert daran, dass bereits vor Jahren von einigen Rugby-Enthusiasten der Wunsch geäußert wurde, diesen Sport auszuüben. Darunter waren unter anderem Franz Laschet, Michael Bleischot, Max Spindler und Daniel Koch, die auch jetzt wieder mitmachen. "Wir konnten den Wunsch erst einmal nicht erfüllen, da diese Trainingsfläche hier beim Bau der geplanten Veranstaltungshalle gebraucht wurde."

Aus der Halle wurde nichts. Helmut Frantzen blieb dran, fand mit André Loosen (45) einen weiteren Fürsprecher für diese in Willich fast neue Sportart. Beide gehören dem Kultur- und Sportausschuss an, blieben hartnäckig und bekamen im späten Frühjahr von der Stadt das Okay, dort trainieren zu dürfen.

Auf einen ersten Mitmach-Aufruf im Mai reagierten direkt mehr als 25 Interessierte. "Man braucht dazu nur einen Mundschutz, Stollenschuhe und sportliche Kleidung", sagt Loosen, der mit Begeisterung beim Training mitmacht. Obwohl er kürzlich beim Rugby-Training in der linken Wade einen Muskelfaserriss erlitt und gerade humpelnd den Spielern einige Tipps gibt. Denn Loosen hat früher selbst aktiv gespielt, beschreibt die Vorteile dieses Sports: "Ein Riesen-Spaß, eine tolle Kameradschaft, egal, ob man Hartz-IV-Empfänger oder Geschäftsführer ist." Hat er früher American Football gespielt? "Niemals, denn wir brauchen diese Ritterrüstung nicht", sagt er schmunzelnd.

So ganz neu ist das Rugby-Spiel in Willich aber dann doch nicht. Damit begannen seinerzeit an der Willicher Moltestraße die britischen Soldaten. Einer davon ist der heute Phil Wilkinson. Der 55-jährige Speditionskaufmann war von 1979 bis 1983 in Willich stationiert, blieb in Willich, heiratete. Er hat früher gelegentlich Rugby gespielt und ist jetzt wieder mit seinem Sohn Peter John (30) auf den Geschmack gekommen. Er sagt in einer kleinen Pause: "Rugby ist eine sehr intelligente Sportart, bei der 15 Leute harmonieren müssen." Denn neben den Siebener-Teams besteht eine Mannschaft in der Regel aus 15 Spielern. Ein weiterer ehemals britischer Soldat, der mitmacht, ist Tony Brown.

André Loosen hat auch schon eine Idee, wie das Team heißen könnte: "Willich Wasps" (Willicher Wespen) - in Anlehnung an die britische Armee-Mannschaft aus Willich, die früher genauso hieß.

Die Rugby-Spieler kommen auch aus den umliegenden Städten, so aus Krefeld, Mönchengladbach oder Meerbusch. Auch ehemalige American-Football-Spieler sind dabei, wie Felix Coenen (28). Der freiberufliche Personal-Trainer vergleicht: "Rugby ist der deutlich bessere und flüssigere Sport, da gibt es nicht so viele Unterbrechungen und unterschiedliche Einsätze, so in der Defense oder in der Offensive." Hier habe sich bereits, so Coenen, ein Klasse-Team entwickelt.

Mit beim Training ist neben Coach Peter Kersting (60) auch der in Willich wohnende syrische Asylbewerber Hakam Al Shwity (22), außerdem ein Vater mit seinem Sohn aus Meerbusch, Alois und Philipp Müller. Die Beiden hatten sich während des London-Urlaubs im Oktober 2015 zufällig ein Spiel der Rugby-WM dort angesehen und waren begeistert. "Das ist was für mich, denn ich habe früher Kampfsport gemacht, brauche beim Sport den Kontakt mit anderen", sagt der 13-jährige Philipp.

"Meisterschaftsspiele austragen können wir hier leider nicht, das geben hier die viel zu kleine Fläche und der unebene Belag nicht her", sagte André Loosen. Man brauche dafür schon einen normalen Rasenplatz. Loosen macht auch schon Vorschläge: "Entweder erhält der DJK/VfL den ersehnten zweiten Kunstrasenplatz, dann könnten wir den Rasenplatz für unsere Meisterschaftsspiele mit nutzen, oder wir bauen den schon längst nicht mehr benutzten Aschenplatz am St.-Bernhard-Gymnasium in Schiefbahn mit einfachsten Mitteln entsprechend um."

Helmut Frantzen und André Loosen sind sich einig: Bald gibt es diese neue Abteilung. Noch im September will man dann ein 15er-Team für den Spielbetrieb in der Verbandsliga melden. Die Spieltage finden in Turnierform statt, die Willicher hätten erst einmal nur Auswärtsspiele.

(wsc)
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