Willich Eine Art Frühlingserwachen

Willich · Im Willicher Stadtteil Neersen brennt - wie in anderen Orten auch - zum Osterfest ein Osterfeuer. Wer es entzündet, muss klare Regeln einhalten.

WILLICH Am heutigen Abend brennt es vor allem in der Nähe der katholischen Pfarrkirchen. Daran werden sicherlich auch einige Feuerwehrmänner teilnehmen. Hoffentlich nicht im Einsatz, sondern als Gläubige. Denn es ist die Zeit der Osterfeuer. Eine beliebte Tradition, durch die böse Geister oder die kalte Jahreszeit regelrecht verbrannt werden sollen.

"Es ist ein schöner Brauch, auch weil dadurch die Menschen zusammen kommen und gemeinsam so eine Art Frühlingserwachen erleben", sagt der Präsident der Neersener St. Sebastianus-Bruderschaft, Dr. Robert Brintrup. Das Vorgehen ist auch anderenorts ähnlich: Vor Beginn der Osterfeier wird die Osterkerze am Feuer entzündet und dann von den Geistlichen und den Messdienern in die abgedunkelte Kirche getragen. Nach dem Gottesdienst trifft sich die Gemeinde bei Stockbrot oder Getränken am Feuer.

In Neersen kümmern sich die Jungschützen um die Bewirtung, angeführt von Sabine Strombach und Anja Niiendick. Der evangelische Posaunenchor begleitet. In den anderen Stadtteilen helfen Pfadfinder, Kolpingmitglieder, die Pfarrjugend oder wie in Schiefbahn die Katholische Junge Gemeinde mit.

Über die genauen Ursprünge dieses Brauchtums gehen die Meinungen auseinander. Vermutungen sind, dass mit dem Feuer böse Geister und der Winter vertrieben werden sollten und symbolisch durch den Brand die keimende Saat auf den Feldern geschützt werden sollte. Danach wurde oft die Asche des Feuers auf die Felder gestreut, ein Kult zur Sicherung der Fruchtbarkeit und des Wachstums der Ernte. Später wurde dieser heidnische Brauch von den Christen übernommen.

Heutzutage ist das Abbrennen solch eines Feuers natürlich streng reguliert. "Denn es darf nicht sein, dass dieses Osterfeuer genutzt wird, um Grünschnitt oder andere Abfälle zu verbrennen", sagt Valentina Katzendorn, die bei der Stadtverwaltung Willich die entsprechenden Genehmigungen erteilt. Vor vielen Jahren hatte es einmal einen Fall gegeben, bei dem ein Landwirt etliche Müllsäcke oder andere umweltschädliche Materialien mit in das Feuer warf. Auch behandeltes oder sonst bearbeitetes Holz dürfe auf keinen Fall verbrannt werden.

Das Landesamt für Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutz (LANUV) empfiehlt: "Nur geeignetes, möglichst trockenes Holz (ideal: Buche, Eiche) verwenden, keine heimliche Abfallentsorgung! Pressspanplatten, lackiertes Holz, Kunststoffe, Gummi, Farben etc... das gehört alles nicht ins Osterfeuer! Auch keine Küchenabfälle." Und was auch noch wichtig ist: Die Feuerstelle darf nicht lange Zeit vor dem Anzünden aufgeschichtet werden, damit Tiere hierin keinen Unterschlupf suchen können und dadurch vor dem Verbrennen geschützt werden. Das Interesse solcher Brauchtumsfeuer ist in diesem Jahr in Willich enorm. So lagen Valentina Katzendorf insgesamt 17 Anträge vor. 13 wurden genehmigt. Darunter sind auch einige Hof-Gemeinschaften. So zum Beispiel Landwirte auf den Hoxhöfen und an der Dickerheide, die das Okay bekommen haben. Ein Osterfeuer brennt zum Beispiel auch morgen von der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg vom Stamm Forstwald.

Natürlich werden der Polizei und der Feuerwehr die genehmigten Osterfeuer mitgeteilt, um falsche Alarme auszuschließen. Und die Antragsteller müssen Brandwache halten, dürfen die Brandstelle erst dann verlassen, wenn Feuer und Glut vollständig erloschen sind. Mindest-Abstände müssen eingehalten werden. Und noch eine Vorschrift: "Das Feuer ist bei aufkommendem starken Wind unverzüglich zu löschen."

(RP)
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