Stadt Willich Eine Berufsagentur für Jugendliche

Stadt Willich · Die Stadt Willich und die Agentur für Arbeit gründeten gestern diese neue Einrichtung. Sie bietet Service aus einer Hand und ersetzt die verschiedenen Anlaufstellen. So soll die Beratung deutlich effizienter werden.

 Bei der Gründung der neuen Einrichtung (v.l.): Josef Heyes, Katarina Esser, Franz-Josef Schmitz, Dirk Strangfeld, Brigitte Schwerdtfeger und Andrea Ritter.

Bei der Gründung der neuen Einrichtung (v.l.): Josef Heyes, Katarina Esser, Franz-Josef Schmitz, Dirk Strangfeld, Brigitte Schwerdtfeger und Andrea Ritter.

Foto: wolfgang kaiser

Gerade hatte eine Fachfirma aus Leipzig damit begonnen, die Tribüne für die Schlossfestspiele aufzubauen. Drinnen im Schloss selbst, im Büro von Bürgermeister Josef Heyes, saßen Verantwortliche, die etwas anderes aufbauen und mit Leben füllen möchten. Denn gerade hat sich nach einigen Vorgesprächen die Jugendberufsagentur Willich gegründet.

"Es wird immer wichtiger, dass wir uns stärker und uns in einem Netzwerk um die jungen Menschen bis zu 25 Jahren kümmern, die auf dem Arbeitsmarkt noch nicht angekommen sind. Wir müssen ihnen helfen, damit sie uns auf dem Weg durch die Schulen und Instanzen nicht verloren gehen", sagte der Geschäftsführer des Jobcenters Kreis Viersen, Franz-Josef Schmitz.

Jetzt soll alles unter einem Dach (an der Gießerallee 8, wo jetzt ein Jobcenter ist) effizienter und hoffentlich passgenauer erledigt werden. Denn die bisher verschiedenen Anlaufstellen, so die Arbeitsvermittler, Berufsberater, Jugendberufshilfe und der Allgemeine Soziale Dienst der Stadt Willich, wollen sich zukünftig zusammentun - dadurch sollen sich die Chancen für die jungen Leute verbessern.

Zum Pressegespräch brachten Brigitte Schwertfeger und Andrea Ritter von der Stadtverwaltung den neuesten Flyer mit. Der Titel "Die Zukunft gehört uns". Darin werden für die neue Agentur mögliche Tätigkeitsfelder genannt. So wird etwa Hilfe versprochen, wenn der Jugendliche nicht weiß, wie es nach der Schule weitergehen soll, wie er einen qualifizierteren Abschluss bekommen kann, wenn es Probleme im Elternhaus, in der Schule oder bei der Ausbildung gibt oder jemand nach der Elternzeit Schulabschluss oder Ausbildung nachholen möchte. Als erste Kontaktaufnahme wird für diesen Personenkreis die Rufnummer 02162 266 1333 genannt. Dann wird eine Sprechstunde vereinbart. In regelmäßigen Abständen kommen dann die zuständigen Mitarbeiter von Jobcenter, Arbeitsagentur und Stadt zusammen, um sich in Fachgesprächen der konkreten Einzelfälle anzunehmen.

Über gute Erfahrungen mit diesen Jugendberufsagenturen, die es in Krefeld und Viersen bereits gibt, berichtete Sarah Borgloh, Bereichsleiterin der Agentur für Arbeit Krefeld/Kreis Viersen. "Dadurch ist es auch für unsere Mitarbeiter zu einem Mehrwert ihrer Tätigkeit gekommen", ergänzte sie. "Und wir sind gerade dabei, dieses Modell schrittweise auch in anderen Kommunen des Kreises Viersen anzubieten", meinte die Sozialdezernentin des Kreises, Katarina Esser.

Es dürfe kein Jugendlicher auf der Strecke bleiben, das ist der Wunsch. Es ist bis dahin noch ein weiter Weg, denn Dirk Strangfeld, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit, kam auch darauf zu sprechen, dass etwa nur jeder fünfte Betrieb ausbilde. Das Fazit Strangfelds: "Der Ausbildungsmarkt ist überhaupt nicht befriedigend, denn derzeit kommen auf etwa hundert Bewerber nur 72 Ausbildungsstellen." Viel besser sei dieses Verhältnis in Düsseldorf. Dennoch sprach der Experte bei der Jugend-Arbeitslosenquote in Krefeld/Kreis Viersen (derzeit 5,9 Prozent) von einem positiven Wert.

Ein weiteres Indiz dafür, dass man dringend junge Menschen in qualifizierten Ausbildungsberufen benötigt, war die hohe Zahl der Arbeitswilligen, die nur Helfertätigkeiten ausüben können. Es gebe inzwischen insgesamt rund 11.000 dieser Helfer, aber derzeit nur etwa 1000 Stellen.

Willichs Bürgermeister Josef Heyes begrüßte natürlich dieses neue Instrument. Hingewiesen wurde noch darauf, dass die Startbedingungen der jungen Menschen unterschiedlich seien. Bei dem einen sei es der fehlende Schulabschluss, bei anderen Probleme im sozialen Umfeld, fehlende Orientierung oder Motivation oder auch nur die "falschen Freunde".

(wsc)
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