Landtagswahl Wahlkreis I Eine Fachfrau für soziale Gerechtigkeit

Willich · Der Nato-Doppelbeschluss trieb Martina Maaßen 1982 zu den Grünen. Seit sieben Jahren sitzt die vierfache Mutter für die Partei im Landtag. Bei der NRW-Wahl am 14. Mai tritt sie an, ohne durch einen Listenplatz abgesichert zu sein.

VIERSEN/WILLICH Martina Maaßen kehrt an einen Ort zurück, an dem sie viel Zeit verbracht hat. "Hier im Dülkener Stadtpark war ich früher oft mit meinen Kindern unterwegs", sagt sie. "Hier habe ich den Kinderwagen geschoben, hier haben die Kleinen Laufen gelernt, später hat mein Sohn da drüben beim FC Dülken Fußball gespielt." Maaßen, vierfache Mutter - zwei eigene Kinder, zwei Pflegekinder ("alle sind aus dem Haus, stehen im Beruf") -, geschieden, ist seit sieben Jahren für die Grünen Mitglied des NRW-Landtags. Zu der Partei kam sie 1982 als 18-Jährige. "Die atomare Aufrüstung hat mich zutiefst beunruhigt, die Sorge um Umwelt und Frieden trieb mich zu den Grünen", sagt die Frau, die sich mit 16 Jahren schon im Pfarrgemeinderat von St. Josef in Viersen engagierte. Zwei Menschen hätten sie besonders geprägt, sagt Maaßen, die als Einzelkind in einem klassischen, eher sozialdemokratisch geprägten Arbeiterhaushalt aufwuchs: "Meine Mutter und meine Grundschullehrerin." Beide hätten ihr klar gemacht, dass es im Leben vor allem wichtig sei, etwas zu wollen, nicht schon zu resignieren, bevor man es überhaupt versucht hat. "Man muss sich ein Ziel stecken, und dann versuchen, sich dem Schritt für Schritt zu nähern."

Ihre Grundschullehrerin erkannte, dass Martina Maaßen nicht auf eine Hauptschule gehörte - und sprach bei der Mutter vor, um sie zu überzeugen. Die aber sperrte sich zunächst. ",Da musst du dann Englisch lernen. Da kann ich dir aber nicht bei helfen', sagte sie mir", erinnert sich Maaßen. Doch die Lehrerin setzte sich durch. "Ich war die erste aus meiner Familie, die auf die Realschule kam", sagt Maaßen, und es klingt viel Stolz durch, dass sie es geschafft hat. Später studierte sie Sozialarbeit, wurde Angestellte des Sozialdienstes Katholischer Männer in Viersen, betreute 20 Jahre lang Flüchtlinge. Die Flüchtlingsarbeit ist der Frau, die sich selbst als "ehrlich, offen, ungeduldig, manchmal etwas zu forsch" beschreibt, auch heute noch wichtig. Als Mitglied des Petitionsausschusses des Landtags hat sie häufiger mit Flüchtlingsthemen zu tun, bei den Grünen im Landtag ist sie die Fachfrau für soziale Gerechtigkeit. "Leider legt die Partei derzeit keinen Schwerpunkt auf die Sozialpolitik", bedauert Maaßen, die im Viersener Stadtrat auch die grüne Fraktion führt. Das spiegelte sich auch bei der Bildung der Landesliste wider: ein Listenplatz weit vorne war für Martina Maaßen nicht drin. Und auf einen hinteren Listenplatz mochte sie sich nicht bewerben. "Ich würde gern noch einmal in den Landtag", sagt sie, weil es schön sei, wenn man etwas bewegen könne. Ihr größter Erfolg? "Dass NRW den sozialen Arbeitsmarkt gegründet hat." Bei der öffentlich geförderten Beschäftigung fließen bis zu 75 Prozent Steuergelder in die Gehälter. "Mittlerweile haben auch andere Bundesländer nachgezogen", sagt Maaßen. "Zum Beispiel die Kaufbar in Viersen nutzt diese Möglichkeit. 20 Arbeitsplätze gibt es dort."

(mrö)
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