Stadt Willich Eine halbe Stelle weniger in der Flüchtlingsbetreuung

Stadt Willich · Wie können Flüchtlinge gut versorgt, betreut und integriert werden? In Willich ist man zufrieden mit dem Erreichten, will aber weiterarbeiten.

Künftig wird es für die Betreuung der Flüchtlinge in Willich eine halbe Stelle weniger geben: In ihrer jüngsten Sitzung beschlossen die Mitglieder des Sozialausschusses mit zehn Ja-Stimmen der insgesamt 17 Mitglieder, dass eine halbe Stelle in der Sozialarbeit, die bei der Arbeiterwohlfahrt angesiedelt ist und von der Stadt finanziert wird, nicht verlängert wird. Hintergrund sind die sinkenden Flüchtlingszahlen.

Wie das Abstimmungsergebnis zeigt, gab es in der Politik unterschiedliche Ansichten zu dem Thema. Ein Teil der Politiker war der Ansicht, diese Stelle zu halten, auch wenn sie befristet eingerichtet worden ist. Es sei zum Beispiel unsicher, ob nicht im Sommer die Zahl der Flüchtlinge wieder steigen werde, so Merlin Praetor (Grüne). Daher wolle seine Fraktion eine Verlängerung um ein Jahr. Die FDP und Teile der SPD waren ähnlicher Auffassung.

Die CDU und andere Teile der SPD vertraten die Ansicht, dass die Stelle enden solle, weil eben statt der berechneten rund 500 Menschen jetzt nur etwa die Hälfte dieser Zahl zu betreuen sei. Die Frage von Dieter Lambertz (CDU), ob durch die Stellenkürzung die fachliche Arbeit gefährdet sei, verneinte die Beigeordnete Brigitte Schwerdtfeger, "sonst hätten wir Ihnen das nicht vorgeschlagen".

Die Awo sieht das naturgemäß anders - sie sieht die bisher geleistete gute Arbeit durch die Stellenkürzung als gefährdet an. Jutta van Amern und ihr Kollege Robert Muellers, die sich eine volle Stelle teilen, betreuen mehr als 315 Geflüchtete in den Einrichtungen am Bahnhof, an der Lerchenfeld- und der Kochstraße sowie in den einzelnen Wohnungen im Stadtgebiet. "Auf lange Sicht geht es um mehr, als die Menschen unterzubringen und zu versorgen. Es geht um gesellschaftliche Teilhabe und Integration in Bildung, Arbeit als auch Sozialraum", betonte jüngst Henning Ehlers, Abteilungsleiter des Awo-Kreisverbandes Viersen, im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Aufgaben änderten sich, würden aber nicht weniger, und es bestehe bereits jetzt eine mehr als volle Auslastung der beiden halben Stellen.

Laut Stadtverwaltung funktioniert die Koordination von Haupt- und Ehrenamt in der Flüchtlingshilfe in Willich: In der Sitzung des Sozialausschusses legte die Koordinatorin Regine Hofmeister ihren jährlichen Bericht vor. Die ehrenamtlich Engagierten richten ihre Arbeit auf den Aspekt des "Förderns und Forderns" aus, wie es im Integrationskonzept gewünscht ist. Die Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Fremde in der Stadt Willich (AKF) habe sich gut entwickelt. Die Zusammenarbeit mit anderen Trägern wird auf der Quartiersebene organisiert, die Einbindung der Flüchtlinge in die Stadtteile und Quartiere funktioniere reibungslos. Derzeit gibt es rund 84 ehrenamtliche Engagierte, die in Patenschaften aktiv sind. Diese Patenschaften werden von der Ehrenamtskoordinatorin organisiert.

Die Themen der Flüchtlingshilfe sind im wesentlichen Deutsch-Kurse, Übersetzer, Kleiderkammern, Patenschaften, Wohnungsvermittlung, Einzelbetreuung, Kindergruppen, Betreuung von Flüchtlingskindern durch ihre Mitschüler, Fahrdienste und religiöse Betreuung. Erfolgreich und intensiv sei auch die Einzelberatung der Ehrenamtler durch die Koordinatorin Regine Hofmeister. Diese Unterstützung führe maßgeblich zur Zufriedenheit der Ehrenamtler. Wichtig sei auch, dass die ehrenamtlich engagierten Flüchtlingshelfer Möglichkeiten zur Weiterbildung erhalten. So gab es sechs Weiterbildungen zum Thema "Trauma und Umgang mit traumatisierten Menschen", dazu Kurse zum Thema Anträge beim Jobcenter, Grenzen zwischen Ehren- und Hauptamt oder interkulturellen Austausch. Geplant sind künftig Kunstaktionen mit Art.together, in die auch die ehrenamtlich Engagierten eingebunden werden sollen, oder Weiterbildungen zu rechtlichen Grundlagen in der Flüchtlingsarbeit.

(djm)
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