Stadt Kempen Eine vergnügliche musikalische Reise von Bach bis Brasilien

Stadt Kempen · Zunächst mag einem die Kombination erstaunlich scheinen. "Von Bach bis Brasilien" heißt das Programm von Vitor Diniz (Querflöte) und Mateus Dela Fonte (Gitarre), das am Samstagabend in der "Haltestelle" an der St. Töniser Straße zu hören war. Aber die beiden Musiker brachten die scheinbaren Gegensätze sehr gut zusammen. Auch wenn Bach sicherlich nichts von Brasilien gewusst hat, beeinflusste doch die europäische Musik die Musik in Lateinamerika nachhaltig. Das war dann auch der rote Faden, der sich durch das Konzert zog. Und natürlich ging es mit Bach los. Wunderschön die Flötensonate BWV 1033. Vor allem das Menuett am Ende passte hervorragend zum schönen Sommerabend.

Ebenso wie der folgende "Karneval der Tiere" von Camille Saint-Sa?ns. Eigentlich ist das Stück ja für Orchester geschrieben, aber Dela Fonte und Diniz schaffen es mir ihren zwei Instrumenten, die ganze Illusion im Kopf entstehen zu lassen. Da schwebt der Schwan über den Teich und selbst Fossilien bekommen auf einmal Lebendigkeit. Wenn man musikalisch in Lateinamerika weilt, darf natürlich der Tango und sein größer Vertreter Astor Piazolla nicht fehlen. Dabei leisteten die beiden Musiker Überzeugungsarbeit. Denn wie in der Pause mehrfach zu hören war, konnten sich Besucher die Tangos nicht in der Kombination von Flöte und Gitarre vorstellen. Aber sie haben ihr Publikum überzeugt.

Nach der Pause ging es dann wirklich nach Brasilien. Und schon wurde es immer tänzerischer. Aber teilweise auch mit Melancholie gepaart. Eine ganz romantische Hommage an die Lilie von Marco Pereira. Ebenso sanft die Aria aus den "Bachianas Brasileiras"von Heitor Villa-Lobes. Es beginnt mit den ersten Takten von Bachs "Air", dann nimmt die Musik zunehmend brasilianische Züge an. Eigentlich ist das Stück für Sopran und acht Celli geschrieben, aber man vermisste diese keinesfalls. Dann kommt wieder das Tänzerische, der Schwung ins Spiel. Bossa Nova, Samba, aber auch die deutsche Polka haben Musikstile geprägt, vielleicht aber auch afrikanische Wurzeln, mutmaßen die Musiker. All dies ist der Musik anzumerken.

Nicht nur die beiden Musiker, sondern auch ihre Instrumente ergänzen sich aufs Beste. Es ist manchmal, als ob sie Zwiesprache miteinander halten. Beide, Musiker und Instrumente. Und mit ihrer heiteren Conference, vornehmlich durch Vitor Diniz, erfährt das Publikum auch immer den Hintergrund der Stücke.

Veranstalter Andreas Baumann nahm es gelassen und mit dem ihm als Komödianten eigenen Humor, dass leider nur rund dreißig Besucher den Weg in die "Haltestelle" gefunden hatten. Diese waren aber sehr begeistert von dem schönen Abend.

Nach der Sommerpause geht es weiter in der "Haltestelle", St. Töniser Straße 27-29, mit Musik aus Lateinamerika: "Kena's Room". Karten: www.haltestelle-kempen.de .

(RP)
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