Stadt Willich Einfach auf Asylbewerber zugehen

Stadt Willich · Seit vielen Jahren arbeitet Annedore Kirchner in der Migrantenarbeit in der Stadt Willich. Die engagierte Willicherin ist nun auch die Flüchtlingsberaterin der GdG Willich. Sie wünscht sich mehr Kontaktaufnahme von Seiten der Bürger.

 Annedore Kirchner findet es schade, dass die Flüchtlinge in Willich nur schwer Kontakt zu den Willichern bekommen.

Annedore Kirchner findet es schade, dass die Flüchtlinge in Willich nur schwer Kontakt zu den Willichern bekommen.

Foto: Wolfgang Kaiser

Dass Annedore Kirchner die Flüchtlingsberaterin der Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) Willich werden würde, hätte sie vor einem halben Jahr noch nicht gedacht. An die Diskussionen darüber, ein Asylbewerberheim für mehr als 200 Menschen im ehemaligen Katharinen-Hospital unterzubringen dachte da noch niemand. Seit nunmehr vier Jahren engagiert sich die dynamische 54-Jährige ehrenamtlich in der Arbeit mit Flüchtlingen und gehört auch dem Arbeitskreis Fremde in der Stadt Willich an. Genau das machte sie zur passenden Kandidatin, als die GdG Willich sich stärker in die Flüchtlingsarbeit einbringen wollte.

Den Anstoß dazu gab Pastoralreferent Dietmar Prielipp. Er wisse um die Probleme der Unterbringung von der Stadt zugewiesenen Flüchtlingen in Willich. "Der Wohnraum ist knapp. Das brachte mich auf die Idee, das leer stehende Pfarrhaus St. Maria Rosenkranz der Stadt zur Verfügung zu stellen", erinnert sich Prielipp. Gespräche mit der Stadt Willich, Pfarrer Jürgen Lenzen und dem Kirchenvorstand folgten. Das Ergebnis: Die Stadt kann das Pfarrhaus an der Krefelder Straße für Flüchtlinge nutzen.

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In diesem Zusammenhang kam Prielipp die nächste Idee. Er dachte sich nämlich, dass in Sachen Betreuung dieser Menschen die Kirche ebenfalls ein Stück weit aktiv werden und die Gemeinde als solche eine Verantwortung übernehmen könnte. Prielipp wandte sich an das Bistum Aachen und stieß auf offene Türen. Das Bistum genehmigte eine 400-Euro-Kraft für die Begleitung in Form einer Flüchtlingsberatung.

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Foto: Christoph Reichwein

"Man muss sich um die Menschen kümmern, darf sie nicht einfach sich selbst überlassen", sagt Dr. Paul Schrömbges, Kirchenvorstand der Pfarre St. Katharina, auch mit Blick auf das Katharinen-Hospital. In dem wird es voraussichtlich keine Betreuung durch Sozial-Arbeiter oder Psychologen geben. "In solchen Notunterkünften bleiben die Menschen allerdings in der Regel nur für ein paar Tage", sagt Christoph Söbbeler, Pressesprecher der Bezirksregierung Arnsberg, die für Flüchtlinge in NRW zuständig ist. Er stellt auch klar, dass es sich bei der Notunterkunft im ehemaligen Hospital um eine Landeseinrichtung handeln würde. Diese hat nichts mit den Asylbewerbern zu tun, die jetzt in der Stadt leben.

Zurück zur GdG Willich: Nach den Sichtungen der Bewerbungen für den neuen Posten stand schnell fest, dass Kirchner genau die richtige Besetzung ist. "Sie bringt viel Erfahrung mit und hat den Kontakt zu den Menschen", betont Prielipp. Am 1. April startete die Willicherin mit ihrer Flüchtlingsarbeit für die Kirche, wobei es eine Fortsetzung ihrer bislang geleisteten Arbeit ist. "Die Arbeit vom Arbeitskreis Fremde und die als Flüchtlingsberaterin der katholischen Kirche geht nahtlos ineinander über", sagt Kirchner. Sie hilft den Flüchtlingen im Alltag. Das heißt, Kirchner begleitet die Menschen, die in ihrer Heimat vor Krieg, Verfolgung und Unruhen geflüchtet sind, unter anderem bei Arztbesuchen, gibt Deutschunterricht und kümmert sich um die vielen Kleinigkeiten des Alltags. Man geht gemeinsam zur Kirche, arbeitet zusammen im Garten oder sucht einfach den Kontakt zu den Willicher Bürgern.

Doch genau in diesem Punkt gestaltet sich die Arbeit schwierig. "Es ist einfach schade, dass der Kontakt fehlt. Wenn wir zum Beispiel nach dem Kirchgang das gemeinsame Frühstück besuchen, sitzen meine Flüchtlinge mit mir für sich, und die anderen sitzen an ihren Tischen. Wir würden uns so sehr mehr Kontakt wünschen", sagt Kirchner. Daher ist es ihr größter Wunsch, dass die Menschen in Willich ihr Herz öffnen und ihre Angst vor einem Kontakt mit den Flüchtlingen überwinden. Kirchner könnte sich so vorstellen, dass Bürger vielleicht zusammen mit den Flüchtlingen im Garten arbeiten oder einfach mal gemeinsam einen Kuchen backen, denn "von Gartenarbeit verstehe ich nicht so viel, und backen liegt mir nicht", verrät sie lächelnd. So habe es letztlich eine Pflaumenspende gegeben, und sie habe mit dem Backbuch am Herd gestanden. Letztendlich ist zusammen ein Kuchen entstanden. Es sind nicht die großen Dinge, sondern die kleinen Begegnungen. Kirchner hofft nun, dass beim anstehenden Willicher Cityfest die Bürger einmal an der Kirchenmeile vorbei gehen und dort den Pavillon in Sachen Flüchtlingsbetreuung besuchen. "Wir bieten am Sonntag des Cityfestes Fingerfood und Tee an. Dazu flechten wir afrikanische Zöpfe", informiert Kirchner. Ansonsten würde sie sich freuen, wenn Bürger sie zwecks ehrenamtlicher Mitarbeit in Sachen Flüchtlinge einfach ansprechen und einmal mit zur Krefelder Straße kommen würden.

(tref)
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